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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Geldscheinen gefüllten Händen in sieben verschiedene Richtungen gelenkt. Innerhalb weniger Minuten steckten Arbeiter die metallisch glänzenden Rohre zu einer gewaltigen Spinnwebe zusammen und hängten die Konstruktion unter lautem Gejohle mit Hilfe unzähliger Drahtseile unter die gewölbte Decke.
    Im Zentrum der Kuppel war ein sieben Meter tiefer Trichter ausgeschachtet worden, und das von Schlacke Schmidt gefertigte, riesige windmühlenähnliche Gebilde wurde horizontal auf ein gewaltiges Kugellager montiert; so, wie es in den Bauplänen eingezeichnet war.
    Die ganze Baustelle hörte auf Quarz’ Kommando. Hin und wieder studierte er für ein paar Sekunden die Konstruktionszeichnungen, blickte kurz auf, um zu sehen, welche Fortschritte gemacht worden waren, oder um mit flatternden Geldscheinen neue Anweisungen zu geben, bis seine ganze Konzentration wieder den Bauplänen galt. In dieser heißen Phase mußte er ständig alles genau überprüfen, denn bei diesem enormen Bautempo konnte ein Flüchtigkeitsfehler – nur ein einziger Flüchtigkeitsfehler – in Sekundenbruchteilen einen fast nicht wiedergutzumachenden Schaden anrichten.
    Das Kreischen von Metall auf Stein und ein Haufen Flüche übertönten den allgemeinen Krach, als ein Deckel mit sieben Metern Durchmesser über die Turbinenschaufeln in Position gebracht wurde, bis er die letzten wenigen Zentimeter scheppernd in die ihm zugedachte Aussparung glitt. Von oben sah das Ganze wie eine Anlage zur Destillierung von Whisky aus; die einzigen Unterschiede bestanden darin, daß es nicht aus Kupfer bestand, sich in der Mitte sieben Löcher befanden und man nirgendwo frisch destillierten Aquavit sammeln konnte. Ach ja, und dann gab es da noch diese merkwürdig anmutende Anordnung aus Riemenscheiben, Hebeln und angepaßten Nockenwellen, durch die das kleine Schöpfrad, das sich draußen außerhalb der Zentraleinrichtung in einem reißenden Wasserfall befand, mit der Turbinenschaufel verbunden war. Sobald das gesamte System erst einmal fertig montiert sein und laufen würde, wäre jedes der sieben Sündengemächer mit einer eigenen Klimaanlage ausgestattet, angetrieben vom Drehmoment des Schöpfrads. Auf diese Weise würde jeder Gebäudeabschnitt sein ganz besonderes, auf die jeweilige Sünde angepaßtes Klima und die notwendige Atmosphäre erzeugen können – heiß und schweißtreibend im ›Vestibül der Begierde‹, stickig und feuchtheiß im ›Tropenhaus‹ und so weiter und so fort. Und bei dem gegenwärtigen Arbeitstempo dürfte es bis zum Einschalten der Klimaanlage nur noch eine Frage von Stunden sein.
    Doch sollte sich das ohnehin schon atemberaubende Tempo in einem dramatischen Wandel sogar noch schneller entwickeln.
    Flagit schlug die Tür vom Lagerraum der Gesellschaft für Transzendentalreisen mbH laut hinter sich zu. So weit, so gut, dachte er und drückte die große Tasche aus echtem Greifleder noch fester gegen die Brust. Nachdem er sich unbemerkt an den ranghohen Mitarbeitern des Dämoneninstituts hatte vorbeischleichen können, die anläßlich einer transzendentalen Pauschalreise allesamt unter Hypernetzen gesteckt hatten, fühlte er sich sehr viel wohler. Nicht einer der vierzehn Reisenden hatte auch nur mit den Augen gezuckt. Wie man allerdings die Inbesitznahme einer Truppe von muskulösen, eingeölten Tänzern für eine lüsterne Vergnügungsreise hatte halten können, würde für ihn ein ewiges Rätsel bleiben. Trotzdem schienen diese Institutstypen ganz begeistert gewesen zu sein.
    Aufgeregt holte er erst einmal tief Luft, nestelte an den Schnappverschlüssen der riesigen Greifledertasche und stellte den Inhalt verkehrt herum auf dem Tisch ab. Mit wild fuchtelnden Krallen und ruckendem Chitinpanzer kam die Stalagmilbe wieder auf die Beine und fauchte Flagit wütend an.
    »Tut mir leid. Das sind wohl die Nerven«, grummelte ihr Herrchen grinsend und schnappte sich die Zauberdrahtkappe. Eine ganze Weile musterte Flagit die Kappe mit skeptischem Blick; kurz vor dem größten Augenblick seines Lebens war er plötzlich in eine schwere Gewissenskrise geraten.
    Hör mal, pack das Ding wieder weg. Noch ist es nicht zu spät, um umzukehren …
    Was? Um umzukehren? Wohin denn? In ein Leben in Schmutz und Elend. Also, ich muß dich schon bitten!
    Nein, nein! Ich meine, zurück in die Normalität.
    Du meinst, zurück in diese speichelleckende Unterwürfigkeit, um anderen die Hufe zu küssen? Pah! Um jetzt noch aufzugeben, ist es längst zu spät.

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