Firkin 05 - Fahrenheit 666
Alles ist vorbereitet! Bedenk doch nur mal, wieviel Zeit ich schon …
Aber …
Kein Wenn und Aber! Ich will Taten sehen!
Routiniert setzte er sich die Kappe zwischen die Hörner und schluckte schwer, während er noch einmal über seinen Plan nachdachte und die letzten Ereignisse Revue passieren ließ. Eine ganze Weile saß er mit von Sorgen zerfurchter Stirn stumm da und tippte sich mit den zwanzig Zentimeter langen Krallen gegen die Schläfen, hin- und hergerissen zwischen quälender Angst und machthungriger Besessenheit. Als er die Augen zusammenkniff, quetschten sich winzige grüne Punkte in sein Blickfeld. Denk doch mal nach! Denk doch mal nach! Wie ein Schlag hatte es ihn getroffen, erfahren zu müssen, daß er von der Malebranche im Voyeurverkehrskontrollzentrum entdeckt werden konnte. Es mußte doch irgendeine Möglichkeit geben, diese Kontrolle zu umgehen! Letztlich hing alles davon ab! Auf der Suche nach einer Lösung, bei der er jeden zerebralen Stein in Gedanken umdrehte, kniff er die Augen noch fester zusammen. Winzige grüne Punkte huschten vor einem pechschwarzen Hintergrund hin und her. An seinem angespannten Hals traten bereits die Adern hervor. Er mußte einen Heuhaufen finden, in dem er seine unbedingt benötigte Nadel verstecken konnte … Kleine grüne Punkte …!
Und dann hatte er die Erleuchtung. Heuhaufen waren für das Verstecken von Nadeln völlig sinnlos, wenn der Gegner einen Metalldetektor besaß. Versteckte man aber eine einzelne Nadel in einer großen Schachtel mit vielen anderen Nadeln, dann …
Ob das gelingen würde? Verzweifelt hämmerte er sich mit den Fäusten gegen die Stirn, als seine Unentschlossenheit erneut mit den sich windenden Ranken zornigen Tatendrangs in heftigen Widerstreit geriet.
Du mußt der Sache ins Auge sehen! forderte er sich selbst auf. Du hast nun mal keine andere Wahl!
Indem er sämtliche Gedanken an die Gefahr, entdeckt zu werden, in den Hinterkopf verbannte, und nur kurz innehielt, um der Stalagmilbe eine ganze Reihe komplexer Anweisungen zu geben, konzentrierte er sich mit geballter Kraft auf einen telepenetranten Gedankenstrom, den er gezielt in das limbische System eines gewissen Bauingenieurs leitete. Die Stalagmilbe verschwand unterdessen in einem Granitschauer durch das Dach.
In dem großen schwarzen Turm auf der anderen Seite von Mortropolis erschien auf dem Bildschirm der Voyeurverkehrskontrolle ein winziger grüner Lichtpunkt. Er flackerte kurz auf, glühte schwach und erstrahlte dann mit voller Kraft.
Und Dämon Dämlack bemerkte offenbar nichts davon, denn er zeigte keinerlei Regung. Nun ja, ein winziger zusätzlicher Nadelkopf zwischen den mit Identifikationsnummern versehenen anderen vierzehn Touristen des Dämoneninstituts fiel einem nicht unbedingt gleich auf, und schließlich war er fast am Ende einer ermüdenden Doppelschicht, so daß seine Augen ohnehin nicht mehr richtig mitspielten.
Unbemerkt von den Arbeiterkolonnen im Zentaur-Vergnügungspark geschah mit dem Zwerg Quarz etwas Merkwürdiges. Seine Augen hatten einen beängstigend entrückten Blick angenommen, als ob sie gar nicht mehr zu ihm gehörten, sondern zu jemandem anders, der durch sie hindurchsah. Zu jemandem, der genau wußte, was als nächstes zu tun war, und der es plötzlich überhaupt nicht mehr für nötig hielt, irgendwelche Konstruktionszeichnungen zu Rate zu ziehen. Geistesabwesend schob Quarz den Bauplan beiseite und bemerkte nicht einmal, daß dieser von einem schwachen Windstoß hinter einen kleinen Geröllhaufen geweht wurde.
»Ihr da! Nicht dahin! Bringt das Zeug dorthin!« befahl er mit akzentfreier Stimme, die auf wundersame Weise sehr gut über den Baustellenlärm hinweg zu verstehen war, und signalisierte einer Gruppe Schmiedegesellen, daß genau sie gemeint waren.
»Aber eben haben Sie noch gesagt …«, protestierte einer der Gesellen.
»Richtig! Ich habe es gesagt. Vergangenheitsform, klar? Jetzt sage ich aber, ihr sollt es dorthin bringen. Und zwar sofort!« Mit einer überzogenen Geste zeigte er zwischen zwei der größeren aufgehängten Rohre hin und her, wandte sich ab und entdeckte eine andere Gruppe, die sich unterhalb einer komplizierten Anordnung von Ventilen und Rohrleitungen abplagte. »Nein, nein!« schrie er, während er auf die Gruppe zustürmte. »Anders herum. Die Durchflußmenge muß gedrosselt werden!«
»Ich dachte, wir …«
»Ihr werdet fürs Arbeiten bezahlt, nicht fürs Denken! Anders herum!« Dann stauchte er den
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