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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Baumethoden und das Pro und Kontra für die Verwendung von Donnerbolzen bei der Befestigung von Verkleidungen an Granitgestein. Seine Augen trübten sich wehmütig, als er sich an die Kataloge mit Baumaterialien erinnerte, und seine schuppige Oberlippe zitterte erregt, während er die Packungsgrößen von hundert verschiedenen Mörtelarten aufzählte. Er war schon lange nicht mehr in den Genuß einer solch geistreichen Unterhaltung gekommen.
    Selbst wenn die Leute der Malebranche jetzt durch die Tür hereinplatzen würden, könnten die mir nichts mehr anhaben, dachte Flagit erleichtert. Erstaunlicherweise gab es keine Beweise für seine Vergehen, nichts, wodurch er mit dem Druckermeister oder dem Pfarrer in Verbindung hätte gebracht werden können. Er bräuchte lediglich ein paar freche Lügen aufzutischen, solche also, die er wie aus dem Effeff beherrschte, und alles wäre gelaufen. Sonst würde er mit ziemlicher Sicherheit umgehend für einige Jahrhunderte eingelocht werden, und das gleich auf Grund verschiedener Anklagepunkte, als da wären: der Ausbau ohne Baugenehmigung, das Einsetzen von nicht fachgerecht ausgebildeten Arbeitskräften für den besagten Zweck und natürlich auch die Alleinschuld an d’Abalohs traumatischer Landung.
    Du darfst ihm jetzt keine Angriffsfläche bieten, halte dich einfach immer hübsch an die Spielregeln, und du hast für die nächsten Jahrhunderte ausgesorgt. In diesem Augenblick hätte er d’Abaloh am liebsten geküßt.
    Aber dazu war es bereits zu spät; denn gleich nachdem d’Abaloh vor sich hin gemurmelt hatte, daß er sich schon seit Jahren nicht mehr so gut unterhalten habe, sprang er auch schon fröhlich fauchend durch das Fenster und mitten auf Harpyies schwebenden Rücken. Dann stieg er mit der Daktylusstute in die Höhe und machte sich auf den Weg zu einem Treffen mit einigen aussichtsreichen Kandidaten für die Wahl zum Oberleichenbestatter.
     
    »Zieht! Los, zieht!« spornte Mahrley seine Männer zur Höchstleistung an. »Glaubt mir, dieses Mal wird’s perfekt funktionieren!« sprach er allen Mut zu, während er auf das Katapult sprang. »Dieses Mal werden wir … Ja, was ist denn das …?«
    Verdutzt betrachtete er das Schauspiel, das sich ihm unmittelbar vor seinen Augen darbot, und er kam sich plötzlich ziemlich albern vor. Seit dem letzten Katapultangriff hatte sich auf dem Gelände so gut wie alles verändert. Vor allem war dort zuvor kein reißender Strom gewesen, der vom See Hellarwyl herabstürzte und dem längst das Tor zum Opfer gefallen war, das er die ganze Zeit zu durchbrechen versucht hatte.
    Anfangs wagte es niemand, sich zu bewegen. Alle blieben wie angewurzelt stehen und starrten ehrfurchtsvoll auf die immer höher sprudelnden Wasserfontänen, die sich schier endlos in den Himmel zu ergießen schienen. Und noch während sie zu verstehen versuchten, was dort vor sich ging, mußten alle feststellen, daß die Schwerkraft immer noch wirksam war. Allerdings wäre es auch schwierig gewesen, nichts davon mitzubekommen. Wie ein vollendet choreographiertes Wasserballet verharrten die Fontänen gleichzeitig an einem gewissen Punkt in luftiger Höhe, schienen sich kurz eines Besseren zu besinnen und stürzten schließlich auf die Menschenmenge herab. Innerhalb von Sekunden waren alle völlig durchnäßt und spürbar abgekühlt.
    Voll überschäumender Ausgelassenheit sprangen und tollten die Menschen in dem herabstürzenden Wasser herum, auf das sie eine Ewigkeit hatten warten müssen. Die Fontänen ergossen sich über die umliegenden Hügel, befeuchteten die ausgetrockneten Wälder, schossen in den See und füllten Flüsse und Bäche. Im Nu verbannte das Wasser die Hitze und den Rauch. Und jenseits des Sicherheitszauns entwickelte sich aus einem zunächst kleinen Bach ein reißender Strom, der vom Berg hinabschoß und ein kleines Wasserrad in Bewegung setzte, woraufhin mittels einer verwirrenden Anordnung aus Riemenscheiben, Hebeln und Nockenwellen eine etwa fünfzehn Meter unterhalb der Erdoberfläche angebrachte Turbine mit Energie versorgt wurde.
    Unzählige Vögel schnappten nach Luft und begannen wieder ihr Bewußtsein zu erlangen.
    Tatsächlich waren die einzigen Lebewesen, die von der ganzen Geschichte nicht sonderlich angetan waren, die Biber. Es hatte sie viel Zeit und Mühe gekostet, sich durch sämtliche Bäume zu nagen, um zum Neid ihrer Nachbarn immer größere und bessere Dämme zu bauen. Und nun war es für sie besonders schlimm, hilflos mit

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