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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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hatte es sich tatsächlich um ›den zehnten Teil‹ gehandelt. Aber dann war die Abgabenhöhe weit über diese wörtlichen zehn Prozent gestiegen, und nur die Bezeichnung hatte man beibehalten. Zum einen um keine Verwirrungen aufkommen zu lassen, hauptsächlich aber deshalb, weil es den Steuereintreibern der Schwarzen Garde ziemlich schwergefallen wäre, zwischen drohend gefletschten Zähnen Wendungen wie ›Den Sechskommasiebten!‹ oder ›Den Dreikommafünften!‹ hervorzustoßen.
    Im Dorf fehlte es inzwischen an allen Ecken und Enden. Die meisten hatten seit Wochen, manche sogar seit Monaten keine anständige Mahlzeit mehr zu sich genommen, die Folgen waren allmählich nicht mehr zu übersehen.
     
    Eifersüchtig beobachtete Dawn, wie die beiden Jungen durch das winzige Krapathendorf Khucaph rannten.
    ›Dorf‹ ist in diesem Fall vielleicht ein großes Wort. Es gibt nur leider kein kleineres. Würde man statt dessen eine Bezeichnung wie ›Weiler‹ verwenden, dann hätte man zwei Schwierigkeiten: Erstens war Khucaph tatsächlich größer als ein Weiler, und zweitens beschwört man mit diesem Wort eine Vorstellung herauf, die viel zu heimelig ist, viel zu idyllisch für diese schäbige Ansammlung windschiefer Holzhütten hoch oben in den Bergen der Krapathen. Gäbe es eine Luftbildaufnahme von Khucaph, dann wäre darauf etwas zu sehen, das sich in etwa so ausnähme, als hätte ein sehr großer und ganz besonders ungeschickter Rabe wiederholt den Versuch unternommen, ein Nest zu bauen. Und zwar erfolglos.
    Die ›Hauptstraße‹ von Khucaph, das war jene längliche Strecke zwischen den Hütten, auf der kein Schutt herumlag. Diese Anlage war allerdings nicht das Ergebnis eines bewußt durchgeführten straßenbaulichen Projekts – man hatte es bisher nur einfach noch nie geschafft, irgend etwas darauf abzuladen. Und im Augenblick konnte man sogar mit einiger Berechtigung von ›Straße‹ reden. Hätte es geregnet… nun ja – ›Morast‹ wäre wohl eine leicht untertriebene Bezeichnung dafür.
    Links und rechts der Hauptstraße standen die ›Häuser‹. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, sahen die meisten allerdings weniger so aus, als stünden sie dort, sondern eher so, als wären sie dort zusammengeklappt. Sie wirkten wie die hastig aufgeschichteten Bruchholzhaufen für das große Freudenfeuer nach einem verheerenden Hurrikan. Eines der prächtigsten Exemplare dieses bei den Dorfbewohnern so außerordentlich beliebten Baustils war die Hütte, die Franck gehörte. Und dorthin waren Firkin und Hogshead unterwegs.
    Sie stießen die klapprige Tür auf, die – so schien es zumindest – nicht mehr von Türangeln, sondern durch Zufall gehalten wurde, traten in ein staubig-trübes Zimmer und schielten ins Dunkel. Mysteriöse Flaschen standen in langen Reihen auf wackligen Regalen, ein Mörser, in dem irgend etwas zu einem merkwürdig riechenden Pulver zerrieben worden war, balancierte gefährlich nahe an der Kante eines wurmstichigen Schrankbretts. Alles, was zum Instrumentarium des Zaubererhandwerks gehörte, schien hier versammelt: In Marmeladegläsern, deren Etiketten mit merkwürdigen Kennzeichnungen in merkwürdiger Schrift versehen waren, lagen noch merkwürdigere, gepökelte und konservierte Kreaturen, deren Schicksal seit langem schon besiegelt war. Im Unterschied zu einigen Einmachgläsern, die nur sehr schlecht verschlossen und schon gar nicht versiegelt waren: Bei einigen älteren Exemplare war ein klebriger Saft an den Wänden herabgetropft und zu einer zähen Kruste erstarrt. Überall in den Ecken und Winkeln standen und lagen geheimnisvolle Metallkonstruktionen, deren Zweck den Jungen ein Rätsel war: Theodoliten, ein Sextant, zwei Wünschelruten und eine Gerätschaft, die aussah, als sei sie aus den dicken Glasböden zweier grüner Bierflaschen und diversen Drahtstücken zusammengebastelt worden. An einer Stelle lag ein Stückchen Feuerstein, das golden glitzerte und funkelte. Überall dort, wo es eine ebene Fläche gab, standen Schalen, in die verschiedene farbige Pulver gefüllt waren, von denen ein öliger Dampf aufstieg. Jedesmal wieder würgte es die Jungen, wenn sie diesen Geruch in die Nase bekamen. Kurz gesagt: Der ganze Ort strömte ein außerordentlich geheimnisvolles Fluidum aus und machte zudem den Eindruck, als sei hier die Futterzentrale, die von sämtlichen Motten der Umgebung angeflogen wurde. Ob eine Motte allerdings so ausgehungert oder so verrückt wäre, daß sie auch nur kurz

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