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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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besonders starker Tau gewesen. Aber noch nie, kein einziges Mal, hatte er von einem Tal gehört – geschweige denn eines gesehen –, das zu Gold geworden war! Es war ein Wunder! Und alles ganz für ihn allein!
    Er sah zum Himmel auf, lachte und schrie: »Danke!«
    Und wie zur Antwort kam ein weiterer Goldklumpen auf ihn zugesegelt und landete – Wuumps … ssssttt – auf seinem Zelt. Blanke Verwirrung trat auf sein Gesicht, dann tiefe Bestürzung: Er sah, wie das Nugget über das Zeltdach herunterrutschte, sah, wie es sich schüttelte und dann erleichtert piepsend mit Volldampf davonflitzte.
    Das machte ihn mit einem Mal mißtrauisch. Er dachte angestrengt nach, er wurde zornig, und tiefe Falten gruben sich in seine Stirn. Und dann hob er einen Goldklumpen auf … und ließ ihn auf der Stelle wieder fallen! Er fiel auf die Knie, kreischte und hämmerte wütend und enttäuscht mit beiden Fäusten auf den Fels ein.
    Noch nie in seiner ganzen Prospektorenkarriere war ihm Gold von dieser Sorte untergekommen.
    Die Menschen suchten aus allen möglichen Gründen nach Gold. Aber nie, niemals in seiner Laufbahn, hatte er von jemandem gehört, der sich für Gold interessiert hätte, weil es sich so angenehm warm anfühlte.
    Beziehungsweise so schön puschelig.
     
    Es dauerte nicht lange, bis er seine Habseligkeiten zusammengepackt hatte. Er stopfte das zerlumpte Zelt in den ebenso zerlumpten Rucksack, fluchte zum fünfzigsten Mal, machte sich auf den Weg ins Tal und kehrte murrend den Bergen den Rücken. Er grübelte über die Ungerechtigkeit der Welt nach – alles, ohne Ausnahme alles war ihm verhaßt! Dieser Stein zum Beispiel, der da mitten auf dem Weg lag – er war ihm unsympathisch! Einfach deswegen, weil es ihn gab! Er kickte ihn aus dem Weg und sah zu, wie er im hohen Bogen über eine kleine Schlucht segelte, dann einen Geröllhang hinunterhüpfte, einen Haufen Staub aufwirbelte und einen kleineren Erdrutsch auslöste. Der Prospektor war, was die Menge der von ihm ausgestoßenen Spitzenqualitätsflüche anging, mittlerweile gut und gern im Bereich der dreistelligen Zahlen angelangt. Er trat gegen einen anderen Steinbrocken, sah zu, wie er verschwand, und dachte an Lemminge.
    »Geschieht ihnen recht!« schrie er seinen nicht vorhandenen Begleiter an. »Ich hasse dieses eklige Kroppzeug. Ich hasse es! Ich hasse es! Schmeißen sich über die Kante und einfach auf mich drauf! Ich hasse sie! Hasse sie!«
    Den größten Teil seines Lebens hatte er auf der Suche nach Gold in den Krapathen zugebracht. Und hatte die Berge schon beinahe als seine Freunde betrachtet. Aber jetzt, nachdem sie ihn mit Hunderten finanziell absolut uninteressanter Nager beworfen hatten, jetzt reichte es endgültig. Und das war das Ende einer wunderbaren, wenn auch einseitigen Freundschaft.
    Macht nichts. Er war sowieso nur deswegen hierhergekommen, weil er Gold finden und reich werden wollte.
    Zutiefst enttäuscht streckte er der gesamten Bergkette die berühmten zwei Finger hin, fluchte noch einmal (die Tausendergrenze war mittlerweile auch überschritten), drehte sich um und machte sich traurig wieder an den Abstieg.
    Aufgebracht trat er wieder nach einem Stein und stieß einen gellenden Schrei aus. Er untersuchte seinen Stiefel und fluchte: Ein schmerzhaft pochender roter Zeh grinste ihm aus der Stiefelkappe entgegen.
    Es war wohl wieder einmal ›einer von diesen Tagen‹. Obwohl, wenn er es genau bedachte, dann war im Vergleich zum heutigen Tag jeder ›von diesen Tagen‹ ein Festtag.
    »Und dabei liefern sie noch nicht mal einen vernünftigen Balg! Sogar meiner wär da noch besser!«
    Er fluchte wieder und humpelte murrend weiter.
    Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen. Seine Augen umwölkten sich und schwammen wie zwei träge Schildkröten unter dem grünem Glas. Dann und wann zuckte seine Hand. In seinem Kopf ging Seltsames vor sich. Sein Denkprozesse wurden umgepolt. Es war, als wäre ein bösartiger Kobold in die Vermittlungszentrale des Fernsprechamts eingebrochen, risse ganze Hände voll bunter Drähte aus den Steckkontakten und stöpselte sie wahllos an anderer Stelle wieder ein. Funken flogen. Sicherungen brannten durch, andere Sicherungen meldeten mit einem hohen Sirren, daß der nächste Kurzschluß bevorstand. Der Kobold kreischte wild und warf Unmengen bunter Kabelstränge wahllos und unbekümmert über Kreuz.
    Es gab einen blendend hellen blauweißen Blitz, dann einen schallenden neuronalen Donnerschlag … es roch

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