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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Er war immer noch wütend auf Hogshead, der ihm in der Schlucht solche Angst eingejagt hatte. Und Hogshead ärgert sich über Firkin, der ihn in Khucaph zu Tode erschreckt hatte. Zum Glück hatte sich Firkin ziemlich rasch wieder von dem Schock erholt. Allerdings wirkte er jetzt gespannt und argwöhnisch.
    »Aber …«
    »Sei still! Ich kann dir nicht helfen. Ist ja schließlich nicht meine Schuld, daß du dir nichts mitgenommen hast, oder? Und jetzt komm endlich. Es kann nicht mehr weit sein.«
    »Ich krieg Hunger, wenn ich Angst hab. Und gestern Nacht war’s dunkel, und ich hab Angst gehabt, und – und – und ich hab Hunger. Deswegen.«
    »Maul halten.«
    »Find ich nicht nett, daß du das sagst.«
    »Maul halten, Maul halten, Maul halten!«
    Hogshead schnitt hinter Firkins Rücken eine scheußliche Grimasse und stapfte weiter durch den Wald.
    Es wurde spät. Sie waren seit Stunden durch den Wald gezogen. Er hätte nie gedacht, daß ein Wald so groß sein könnte. Er hätte nie gedacht, daß der Weg in die Stadt so weit wäre. Anders gesagt: Er hatte sich eigentlich gar nichts gedacht. Pech für sie, daß sich Firkin etwa genausoviel gedacht hatte.
    Khucaph hinter sich zu lassen, sich aufzumachen auf einen Kreuzzug – gestern nacht war ihm das als eine großartige Idee erschienen. Oder war es vorgestern gewesen? Es schien alles schon so weit weg und so lange zurückzuliegen.
     
    Irgendwann zwischen Spätnachmittag und frühem Abend hatte sich das Waldland geändert. Aus dichtem dunklen Nadelwald war durchmischter lichter Laubwald geworden. Sie wanderten unter riesigen alten Eichen und Eschen dahin, zwischen denen Sträucher und Büsche wuchsen. Der Pfad war jetzt holpriger und sah stellenweise so aus, als würde er nur wenig oder schon seit langem nicht mehr begangen.
    Es dämmerte, aus Grün wurde düsteres Grau, und Firkin sah allmählich kaum noch, wohin er trat. Er stolperte über Wurzeln, die sich über den Pfad schlängelten, und patschte in Pfützen. Es wurde Nacht. Und bald sah er nur noch dann etwas, wenn er die Augen fest zusammenkniff.
    »Na schön«, sagte Firkin schließlich, »zünden wir die Laternen an.«
    »Ja gut.« Hogshead hatte schon darauf gewartet. »Ich hab nur noch blaue Flecken an den Schienbeinen.«
    »Also dann, mach schon! Ich kann die Hand nicht vor den Augen sehen.«
    »Was?«
    »Mach jetzt. Hol sie raus. Du weißt schon.«
    »Ich?«
    »Ja.«
    »Äh …« Hogshead holte tief Luft. Die Dunkelheit nahm immer mehr und immer schneller zu. »Ich hab keine. Hast du welche?«
    »Ach du meine Güte«, murmelte Firkin verlegen, als es jetzt auch bei ihm dämmerte: laternenlos – ein schweres Los. »Ach du meine Güte, ach du meine Güte«, sagte er wieder, als das letzte Photon des alten Tages hinter einem Baum hervorblinzelte und sich nach Hause ins Bett verzog. Er zwinkerte aufgeregt. Es half nichts. Die Dunkelheit hatte sich für eine weitere lange Nacht niedergelassen, und im Augenblick sah er etwa so viel wie ein Maulwurf in einem rußschwarzen Tunnel tief in einem Berg. Ein- und Ausgänge waren zugemauert.
     
    In einem Häuschen, das auf einer Lichtung in eben diesem riesengroßen Wald stand, saß ein ausgemergeltes Individuum und war sehr, sehr düster gestimmt. Der Mann langweilte sich – und es ist keine Übertreibung, es so zu nennen – tödlich. Er blickte von dem Kartenspiel auf, das er vor sich auf dem Tisch ausgelegt hatte, und starrte auf den rostigen Herd, der sich in der hintersten Ecke des Zimmers versteckte. Er war in einem jämmerlichen Zustand. Jahre, wenn nicht Jahrzehnte war es her, seit das gußeiserne Ungeheuer zum letzten Mal schwarz gestrichen worden war, und vermutlich genauso lange war es her, daß etwas auf ihm gekocht worden war. Wobei das nicht ganz zutraf. Er kochte nach wie vor auf diesem Herd. Nur brauchte er dafür keine Kohlen mehr – er kochte nicht mehr mit, sondern eben nur noch auf dem Herd. Und verwendete dafür vorgekochte, portionsweise abgepackte, fetttriefende Fertiggerichte und eine Apparatur mit Glastür, die Pling! machte.
    Eine tiefer Seufzer pfiff zischelnd durch zwei spitze Eckzähne, als er die Karten wieder zusammensammelte und im schwachen Licht der Kerzen weiterspielte.
    »Passsiooosss! Passsiooossss! Äs stäht mir bis do! Ich breichte endlich wieder ein verninftiges Kartenspiel. Dings zum Beispiel … no … no, einfach irgendwos, wänn äs nur Karten sind!«
    Wenig später, nachdem er wieder einmal verloren hatte, stand er

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