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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Vampir war, noch dazu ein außerordentlich aufgebrachter und verärgerter Vampir. Das ist das Ende, dachte er. Damit ist es endgültig aus und vorbei. Firkin hatte sich einen Hirnschaden geholt, er tickte nicht mehr richtig. Der Druck war zu groß gewesen.
    »No, ausgäzeichnät! Auf wos wartän wir noch? Du gibst.« Vlad rieb sich in gespannter Erwartung die kalten Hände.
    »Ich kann nicht.« Laß ihn noch einmal an der langen Leine laufen, und dann schnapp ihn dir, dachte Firkin. Es dauert nicht mehr lange. Ruhig, ganz ruhig.
    »Warum?«
    »Ja also, als ich mich auf den Weg gemacht habe, bin ich davon ausgegangen, daß ich nur Hogshead als Begleiter hätte.« Schwatz nicht soviel! ermahnte er sich. »Nun ist Hogshead ja ein wunderbarer Gefährte – nur hat er bedauerlicherweise mit Poker keinerlei Erfahrung.« Ganz ruhig. Zeit lassen. »Ich habe es daher nicht für nötig erachtet, ein Päckchen ›richtige‹ Karten mitzunehmen.«
    Hogshead wischte sich die Stirn. Firkin dachte also gar nicht daran zu spielen.
    »Dos ist dos gäringste Probläm! Ich hob hier irgändwo ein Päckchen Spielkartän.« Drangekriegt!
    Hogshead riß verwundert Mund und Augen auf, als Vlad aufsprang und aus dem Zimmer stürmte. Nur einen Sekundenbruchteil später war auch Firkin auf den Beinen.
    »Was soll das, Firkin? Du hast noch nie Poker gesp… Au.«
    Firkin stieß Hogshead zur Tür. »Komm jetzt … schnapp dir deinen Reisesack … Tempo, Tempo!« Mit Rippenstößen und Fußtritten beförderte er Hogshead aus dem Zimmer, kehrte dann noch einmal um, schnappte sich die Karten und sauste hinter seinem Freund her.
    Unterdessen wurden ein paar Türen weiter Schubläden herausgerissen und Schränke ausgeräumt, wurde aufgeregt gesucht und gewühlt und wie wild gestöbert.
    »Wo hobt ihr eich bloß värstäckt, ihr Kärtelchen?«
    Die Jungen spurteten mit rasender Geschwindigkeit in die entgegengesetzte Richtung, stürmten durch eine Flügeltür und platzten in den Restaurantbereich. Ihre Flucht blieb unbemerkt – Vlad riß geräuschvoll weiter Schublade um Schublade heraus, drehte dutzendweise Pappkartons um und warf den Inhalt auf den Fußboden.
    Firkin blieb mit seinem Reisesack an einem Stuhl hängen – das Möbelstück ratterte und schlitterte über den Zuckergußboden. Hogshead war als erster an der Tür. Er griff nach der Türklinke, drückte sie nach unten und rasselte – angetrieben von der kombinierten Schwungkraft seiner eigenen und Firkins Bewegung – gegen das Marzipanfurnier. Die Tür war verschlossen. Erschöpft brachen die Flüchtenden zusammen.
    Tief drinnen im Innern des Häuschens ging die aufgeregte Suche ununterbrochen weiter, ein lautes Krachen zeigte an, daß wieder eine Pappschachtel ausgeleert worden war.
    Firkin schüttelte benommen den Kopf, um wieder klar zu sehen. Dann ließ er die Tür Tür sein und taumelte durch das Restaurant. Er hob den Stuhl auf, rannte mit hochrotem Kopf auf das riesige Zuckergußfenster zu, holte weit aus und warf.
    Was jetzt geschah, lief wie in Zeitlupe ab: Der Stuhl krachte durch das Fenster, und fünfzehn Millionen winziger Splitter spritzten in alle Richtungen auseinander. Firkin verlor auf dem spiegelglatten Zuckergußboden das Gleichgewicht und knallte gegen die Fensterbrüstung. Der Stuhl landete draußen auf der Lichtung, schlug einen doppelten Purzelbaum und blieb schließlich, sauber in drei Stücke zerlegt, vor einem Baumstumpf liegen. Hogshead nahm undeutlich wahr, daß es von einer Sekunde auf die andere totenstill geworden war.
    »Ich hob sie, Kindär! Ich hob sie gäfunden!«
    Firkin war als erster auf den Beinen. Obwohl er nach wie vor außer Atem war, schaffte es doch irgendwie, auch Hogshead wieder auf die Beine zu stellen, und war im nächsten Moment draußen in der Nachmittagssonne, zerrte Hogshead hinter sich her und rannte, stolperte und stürzte über die Lichtung, hinein in den Wald.
    »Gäfunden!« schrie Vlad triumphierend. »Wos is Kindärchen? Kann’s losgähän?«
    Zweige schlugen ihnen ins Gesicht – sie achteten nicht drauf; der Puls raste hämmernd – sie rannten weiter, schlugen sich durch. Rannten in panischer Furcht noch schneller, als sie es hinter sich krachen und knallen hörten: Vlad schlug auf der Suche nach ihnen die Hütte kurz und klein. Sie rannten weiter. Hetzten dahin, bis sie irgendwann auf einem Abhang zusammenbrachen und keuchend liegenblieben. Sie hatten keinen Schimmer, wie lange sie gelaufen waren – im Zustand der Panik

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