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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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denken?«
    »Beruhig dich wieder. Was sollen wir denn sonst tun? … Und außerdem …«
    »Was?«
    »… hilft es mir beim Denken.«
    Firkin öffnete das Päckchen, nahm die Karten heraus und mischte. Dann schob er den Packen Hogshead hin, und der hob ab – zunächst allerdings nur widerwillig.
    Nach ein paar Runden wurden sie allmählich ruhiger. Schon bald war nur noch das leise Schnippen zu hören, wenn die Karten ausgegeben wurden, und dann und wann ein kurzer Kommentar wie »Gewonnen« oder »Der geht an mich.«
    Diese Geräusche wehten durch die Gittertür, schwebten weiter durch das Häuschen und erreichten schließlich Vlad – verlockend wie der Duft der Speisen. Vlad horchte auf. Wurde neugierig. Wurde noch neugieriger. Er kannte diese Geräusche, hatte sie schon einmal gehört, vor langer, langer Zeit. Er trat an die Tür … Tatsächlich …!
    »Kartän!« flüsterte er. »Sie spielän Kartän!«
    Vlad war ein leidenschaftlicher Kartenspieler. Es war schon so lange her – er mochte gar nicht daran denken, wie lange es her war –, daß er etwas anderes gespielt hatte als Patience. Und jetzt plötzlich das: zwei Partner! Zwei Gegner, und noch dazu zwei wehrlose Gegner! Wie gut, daß ich Swinehunt noch nicht benachrichtigt habe, beglückwünschte er sich zu seinem Versäumnis. Kartenspielen war viel wichtiger.
    »Sähr gutt! Soll der Swinehunt ruhik noch bissl warten! Jätz wird erst Karten gäspielt mit die jungen Härren! Ssss, sss, sss!«
    Er bibberte vor Aufregung, die Leidenschaft hatte ihn gepackt. Karten! Eine Partie Karten spielen! Er schloß die Tür auf und trat ins Zimmer der Jungen. Firkin sah sich zu ihm um und gab sich nicht im geringsten Mühe, seine Verachtung zu verhehlen.
    »Was soll denn das?« schrie er. »Raus hier!«
    »Ich … Ich sähe, die Härren spielen Karten.« Vlad rieb sich die kalten blauen Hände.
    »Scharf beobachtet!« kam es sarkastisch zurück.
    »Gästatten, daß ich mich bäteilige?«
    »Was? Sie ham vielleicht Nerven!«
    »Gästatten, daß ich mich bäteilige?« fragte Vlad wieder höflich an.
    Dann wandte er sich um und blickte Hogshead an, der mit offenem Mund da saß. Er richtete die Augen auf ihn, die jetzt womöglich noch kälter und blasser waren als je zuvor, und … Hogsheads Schulter sackten nach unten, jede Gefühlsregung in seinem Gesicht war plötzlich erloschen, er schien nicht mehr zu erfassen, was um ihn herum geschah.
    »Ich wirde es außerordäntlich zu schätzen wissän, wänn die Härren so freindlich sein kännten, mir zu ärlauben, in ihrem Bunde der Drittä zu sein«, wisperte der Vampir und starrte Hogshead hypnotisierend in die Augen.
    »Selbstverständlich … bitte … setzen … Sie … sich … zu … uns«, sagte Hogshead mit monotoner, vollkommen ausdrucksloser Stimme.
    »Dankä vielmals! Härzlichen Dank!«
    Vlad setze sich, nahm die Karten und fing an zu geben. Hogshead sah verwirrt in die Runde, schüttelte den Kopf und stellte überrascht fest, daß Vlad mit am Tisch saß.
    Firkin war wütend. Zähneknirschend nahm er den Eindringling hin.
    Der Vampir schenkte ihnen ein kaltes graues Lächeln und mischte.
     
    Woche um Woche verging, ohne daß sich allzuviel getan hätte – damals, im Jahre 1025 MEZ, im kleinen Dorf im kleinen Tal. Daß die Bewohner von Khucaph ein wenig reizbarer waren als üblich, lag allein an dem höllischen Radau, den der cranachische Straßenbautrupp Tag für Tag und Stunde für Stunde veranstaltete. Anfänglich hatte ein großer Teil der Einwohnerschaft immerhin eine beiläufige Neugier an den Vorgängen auf dem Felsgrat gezeigt … Man hatte Zeit, es gab schließlich im Moment nicht viel mehr zu tun, als auf die nächste Lemmingsaison zu warten … Doch allmählich, nachdem die Dörfler niemals größere und aufsehenerregende Veränderungen feststellen konnten – allmählich war aus Neugier Verärgerung und aus Verärgerung Enttäuschung geworden, bis schließlich nichts mehr geblieben war als wütende Empörung über den nicht endenwollenden, gnadenlosen Krach.
    Man hatte verschiedene Theorien darüber aufgestellt, was dort oben vorgehen mochte, und hatte sie alle wieder verworfen. Die breiteste Zustimmung hatte die Theorie gefunden, daß es sich um ein Bergbauprojekt handle und daß nach irgendwelchen Bodenschätzen gegraben werde … Doch der Prospektor wußte besser als alle, daß es da nichts gab, das fördernswert gewesen wäre. Zumindest nichts Mineralisches.
    Als es wieder einmal Abend geworden

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