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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Wut, und ein grotesk verzerrter Schrei heulte an ihnen vorüber … Nur einmal hielt er kurz an, um sich ihnen tief und für alle Zeit ins Gedächtnis einzugraben.
     
    Es war ein harter Kampf. Acht stämmige Techniker waren nötig, um Zhorrothustra zu überwältigen. Er schlug wild um sich, kämpfte und spuckte wie eine in die Ecke getriebene Katze, die plötzlich kapiert, was der Tierarzt mit seiner Kneifzange vorhat. Aber schließlich hatten sie es doch geschafft.
    Nachdem der letzte Techniker aus der Zelle geflüchtet war, hob Praxx die Klappe des Gucklochs an und spähte durch die Tür. Es wollte ihm den Hals zuschnüren, als er sah, wie sich der ehedem so bedeutende Mann in seiner Zwangsjacke krümmte und wand, wütende Flüche ausstieß und etwas von ›Verstoß gegen die Menschenrechte‹ schrie.
    Es fiel ihm schwer, bei diesem Anblick gelassen zu bleiben: Der glänzendste Thaumaturgische Physiker aller Zeiten lag bewegungsunfähig gemacht in einer Gummizelle, und sein Hirn schäumte über mit Ideen, die so aberwitzig und gefährlich waren, daß man die Zelle schalldicht isoliert hatte. Zhorrothustra war seinem eigenen Genius zum Opfer gefallen – genauso wie jeder der in Stücke gerissenen Techniker ihm zum Opfer gefallen war. Durch diesen leidigen Vorfall war die Forschungsarbeit zum Stillstand gekommen, jeder von ihnen war jetzt gezwungen, sich ernsthaft Gedanken zu machen über den semantischen Gehalt der Adjektive ›rein‹ und ›angewandt‹. Die Realität hatte den Topfdeckel gelüftet und eine Prise gesunden Menschenverstand in die Suppe gerührt. Jetzt hieß es innehalten und nachdenken. Und zahlen: Jetzt mußten sie Lehrgeld zahlen, soviel wie noch nie. Sowohl was die Baukosten für das neue, größere und wesentlich sicherere Bassin für ›Zhorrothustras Püppchen‹ (so hatte man sie inzwischen getauft) anging als auch die Kosten für das verkonsumierte Personal.
    Als Praxx jetzt den Verrückten, den selbsternannten Todesengel vor sich sah, da war ihm klar, daß er die Vergangenheit vor sich sah. Zhorrothustra hatte einen Fehler gemacht, einen schlimmen, gefährlichen Fehler gemacht, der unter allen Umständen geheimgehalten werden mußte. Wer wußte eigentlich, was passieren würde, wenn man die Frösche freiließ? Praxx schauderte. Gleich morgen wollte er eine Versammlung einberufen und das Team zur absoluten Geheimhaltung verpflichten. Er ließ die Klappe vor das Guckloch fallen und spurtete los, um nach dem amphibischen Chaos in der Kammer zu sehen. Zhorrothustra zog und zerrte wütend an seiner Zwangsjacke und brüllte wüste Beschimpfungen und Beleidigungen hinter ihm her, die wie ein Hagelschauer an der Zellentür abprallten.
     
    Genauso wie in Bereichen um ein noch so sicheres Kernkraftwerk die radioaktive Strahlung leicht höher ist als in beinahe allen anderen Bereichen; genauso wie von Kirchen und Kathedralen ein körperlich spürbares sakrales Fluidum ausgeht, wie sonst allenfalls noch von den allerheiligsten Gnaden- und Wallfahrtsstätten – genauso verzeichnete Losa Llamas eine erhöhte thaumare Hintergrundstrahlung, wie man sie sonst nur in wenigen anderen, in außergewöhnlichen Gegenden antrifft. [3] Schuld daran war die mangelhafte Abschirmung des ständig arbeitenden Thaumatron-Generators, der tief unter der Erde, im Zentrum der Anlage, verborgen war und der den Strom für die Experimente, die Heizung und für die mystische Soffittenbeleuchtung lieferte. Die Flure in Losa Llamas wurden in regelmäßigen Abständen (immer in den Perioden, die auf eine Phase mit maximalem Strombedarf und Stromverbrauch folgten) von einer Flutwelle freier Radikale überschwemmt. Diese temporär gesättigte Atmosphäre verursachte eine Zusammenballung thaumarer Partikel und dadurch die Entstehung unsichtbarer autonomer Nanofelder – der Boden der Kantine zum Beispiel war mit ihnen übersät.
    Der leitende Erzmagus Phaynmann (er hatte die Theorie der Beschleunigung thaumarer Partikel in wechseldichten magikinetischen Feldern entwickelt) hatte im Jahre 1009 MEZ zahlreiche Experimente durchgeführt, um die Gefahren einer Langzeitbelastung durch schwache thaumare Strahlung zu ermitteln. Das Ergebnis dieser Arbeit hat er in jenem berühmten Schlußeuphemismus so zusammengefaßt: ›Wenn sichergestellt ist, daß zeugungswillige männliche Mitarbeiter ihr Vorhaben durch Tragen der zur Verfügung gestellten verbleiten Unterwäsche absichern, sind größere gesundheitliche Beeinträchtigungen

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