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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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richtigen Ort aufzuhalten, bedeutet: Es gelten die Gesetze der nichtthaumaturgischen Physik. Inklusive des Gesetzes der Schwerkraft.
    Und im Jahre 1038 MEZ war die Schwerkraft in dem hochgelegenen Tal in den Krapathen quicklebendig und putzmunter und hatte es gern, wenn alles dort war, wo es hingehörte: auf dem Boden. Oder wenigstens auf dem Weg dorthin. Auf dem schnellsten Weg.
    Weswegen die drei Kinder auch nicht sehr lange dort blieben, wo sie zitternd auftauchten: gut einen Meter oberhalb des Bodens. Das Argusauge der Gravitation hatte sie im Nu erspäht.
    Firkin, Hogshead und Dawn kamen beinahe gleichzeitig unten an. Grauer Staub wirbelte hoch, und ein kleines, in dieser Gegend heimisches Nagetier quiekte erschrocken auf.
    Wie ein Blitzstrahl mit einer Lichtstärke von einigen Millionen Lumen zerriß die Wirklichkeit das Dunkel ihrer benommenen Welt, schreckte sie laut und schmerzhaft, mit der erschütternden Durchschlagskraft der ganz und gar unerfreulichen Normalität aus ihrem Dämmerschlaf. Es ist ein scheußliches Erwachen, wenn die zerbrechliche Sanftheit unendlich wohltuender Entspannung schlagartig in hunderttausend Fragmente zersplittert, weil einem ein ganzer Kontinent ins Kreuz kracht.
    Es wäre ein Segen gewesen, eine wahre Wonne, hätten sie jetzt, nach der Aufregung der zurückliegenden Zeiten, ruhig und still auf festem Boden liegen, dem fröhlichen Zwitschern der Vögel und dem sanften Rascheln der Blätter lauschen können, hätten sie sich erholen können vom Metlag, der schon bald einsetzen und sich vermutlich als der schlimmste Metlag-Anfall aller Zeiten erweisen würde. Aber …
    Kein Vogel zwitscherte.
    Kein Blatt raschelte.
    Von einem schwelenden Holzklotz stieg beißender Rauch auf und kroch Firkin in die Nase. Er hustete. Ein anderer gespenstisch-bleicher Rauchfinger kitzelte Dawn in der Nase. Sie nieste. Hogshead setzte sich auf und blickte verwirrt, schwindlig und migräneblind um sich. Der Metlag setzte ein. Hogshead würgte, kämpfte den Brechreiz nieder und starrte mit wachsender Bestürzung in eine Welt, die er noch nie gesehen hatte.
    Der Horizont kringelte sich vor Vergnügen.
    Schwarze kahle Bäume schüttelten steckendürre Zweigfinger.
    Das Bergland, in dem er einmal gespielt hatte, wogte und winkte ihm wie in euphorischer Trance zu.
    Wieder wälzte sich ein blauer Rauchschleier über Hogsheads wild bewegtes Gesichtsfeld, es platzte auf und zersprang in einen kaleidoskopischen Wirbel aus optischem Flitterkram. Doch durch diesen flirrenden Strudel blitzte der glimmende Schein der schwelenden, verkohlten Wahrheit: Die zahllosen rauchenden Aschehaufen rund um sie her – das war alles, was von Khucaph geblieben war.
    Wenn es einen Platz gab, auf dem die Aschekübel der Höllenfeuer ausgeleert wurden, dann dürfte es dort nicht sehr viel anders ausgesehen haben.
    Es war zuviel. Hogshead verfärbte sich fahlgrün und … Die Räder des Empfindungsfähigkeit holperten auf den Weichen der Verwirrung aus der Spur, die Drehgestelle des Verstands sprangen aus den Gleisen des Erkenntnisvermögens, krachten funkensprühend auf die Schwellen und schlugen sie mitten durch. Die Zugmaschine der Vorstellungskraft ratterte schlingernd den Bahndamm des Nonsens hinunter, riß Tender und Waggons mit sich und blies mit explosiver Wucht fauchende Dampfwolken in die Luft, als die Pleuelstangen der Sinneswahrnehmung zerspellten …
    Kurz gesagt: Hogsheads Gehirn ging in die Brüche.

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