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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Nacht vom erfolglosen Prospektor zum erfolgreichen Pelzhändler geworden war. Und zum ersten Mal wurde ihm jetzt bewußt, daß er nie herausgefunden hatte, wie Franck von den Höhen des Erfolgs in die Tiefen einer verarmten Existenz geraten war. Er rechnete kurz nach. 1025 MEZ: Franck wäre im Augenblick mit den Vorbereitungen auf die dritte Lemmingsaison beschäftigt.
    Plötzlich wurden die Käfige über ihm hart durchgerüttelt, ein schwarzer Panzerhandschuh schrappte an den Türen entlang.
    »Graaa!« schrie der Mensch hinter dem Panzerhandschuh. »Graaa!« kreischte er und schlug noch fester gegen die Käfige. Vögel flatterten und zappelten ängstlich, als das zerkratzte, blessierte Gesicht höhnisch feixend durch die Gitterstäbe stierte. Das rechte Auge war von einer hastig zusammengebastelten Augenklappe verdeckt, einem Vorläufermodell jenes nietenbeschlagenen Exemplars aus schwarzem Leder, das er sich damals anfertigen ließ. Wäre es nach ihm gegangen, dann wären diese Tauben auf der Stelle umgebracht worden! Alle! Geräuschvoll trampelte er auf und ab, die leere Augenhöhle brannte scheußlich.
    »GRRRAAA!« brüllte er noch einmal und stürmte in die kleine Amtstube der Fernmeldezentrale.
    »Telegramm!« schnauzte er. »Mitschreiben!«
    »Jawoll!« antwortete die zweite Stimme erstaunlich prompt.
    »Empfänger: Geheimagent V. Langschwein, Isolon…«
    Firkin fiel der Unterschnabel herab, als er diesen Namen hörte. Vlad! Plötzlich sah er es wieder vor sich, dieses bläulich-bleiche, anzüglich lächelnde Gesicht … Was hatte Vlad damit zu tun …?
    »Benötige aktualisierte Angaben über Truppenbewegungen Armee Isolon. STOP. Dringend. STOP. Laut Meldung bereits jetzt massierte Lemmingaufmärsche im Gebirge. STOP. Schnelles Handeln erforderlich. STOP. Fisk.«
    Firkin wollte seinen Ohren nicht trauen. Diese Mitteilung konnte nur eines bedeuten: In wenigen Stunden, im besten Fall in wenigen Tagen brach der Krieg aus – der Krieg, den sie verhindern mußten. Und genau das konnten sie nicht. Sie waren ohnmächtig, absolut und vollkommen ohnmächtig.
    Firkin starrte die Käfigtür, dann den nackten Metallboden unter seinen Krallen zornig an. Hätten seine Flügel Hände gehabt, dann hätte er jetzt mit aller Macht an den Gitterstäben gerüttelt und lauthals schreiend Haftentlassung gefordert. Statt dessen hockte er auf seinem Sterz und gurrte kläglich. Er hatte versagt, jämmerlich versagt. Die Lage war hoffnungslos. Er kauerte auf dem kalten Käfigboden und flehte ihn an, er möge sich auftun und ihn verschlingen.
    Als Fisk aus der Fernmeldezentrale stürmte und kreischend und dabei wie üblich zwanghaft ausgiebig und lästerlich fluchend an den Käfigen vorbeifegte, verschwanden still und heimlich zwei Tauben (die eine war mit Tinte bekleckst, die andere hatte eine gebrochene Kralle und einen gequetschten Flügel) und wurden auf mysteriöse Weise vierzehn Jahre in die Zukunft versetzt.
     
    Von seiner Position hoch im Sattel seines treuen Schlachtrosses blickte Thatarr über weite Meilen krüppelwüchsigen Tundragestrüpps in die Ferne. Hinter ihm ragten die von Schneestürmen gepeitschten Gipfel der Krapathen auf, vor sich sah er, knapp vor dem Horizont, die Ränder des Waldes von Losa Llamas. Heute abend, am Ende eines weiteren harten Tagesritts, wollte die berittene cranachische Reichsgeheimpolizei die Feuer entzünden, die Feldflaschen erheben und vor diesem Wald ihr Lager aufschlagen, um morgen dann bereit zu sein für den letzten, entscheidenden und ohne jeden Zweifel siegreichen Schlag. Wenn ihre Kriegsbeute auch nur halb so wirksam sein sollte, wie Zhorrothustra und Fisk ihm versichert hatten, dann würde er morgen, bei Anbruch der Nacht grenzenlose Macht besitzen. Eine Macht, die es ihm ermöglichte, Tyrannei und Schreckensherrschaft zu errichten und Diktator zu sein! Eine Macht, die es ihm ermöglichte, Grenzen als das zu behandeln, was sie waren: vergängliche und willkürlich gezogene Trennlinien! Eine Macht, die es ihm ermöglichte, rücksichtslos jede Abwehr niederzurennen, die sich ihm zitternd in den Weg stellte! Die Macht des Eroberers …!
    Sollte sich aber herausstellen, daß die Wahrheit diesen berauschenden Machtphantasien nicht entsprach, daß sie den verheißungsvollen Prognosen nicht gerecht wurde – dann blieb ihm als Satisfaktionsmöglichkeit immer noch das Vergnügen, Fisk Stück für Stück – und vor Publikum – die lebensnotwendigen Organe entnehmen zu dürfen. Was

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