Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
Garten hinter Kha Putschienos Villa, er konnte nicht glauben, was er eben mit eigenen Augen gesehen hatte. Hogshead, der vom Dach der Bühne stürzte – wieder und immer wieder schoß ihm dieses Bild durch den Kopf. Er rannte durch die Ziersträucher in den Rabatten am Rand der Rasenfläche, er raste auf die Stelle zu, wo seiner Meinung nach Hogshead liegen mußte, ihn quälte die Vorstellung, was ihn dort erwartete: der verkrümmte, entstellte Körper seines Freundes, der in seinem Blut lag, die Glieder verdreht und verstümmelt wie groteske Karikaturen ihren ursprünglichen Gestalt… Er unterdrückte diese grauenvollen Visionen und rannte weiter. Rannte um einen Busch und blieb wie angewurzelt stehen, stumm und sprachlos. Mit offenem Mund starrte er auf das, was er vor sich sah, auf etwas, worauf nichts und niemand ihn hätte vorbereiten können.
    Vor seinen Augen, etwa einen halben Meter über dem Boden, schwebte ein großer schmutziger Steinbrocken und zog enge Kreise in der Luft. Und auf diesem Stein lag Hogshead, klammerte sich krampfhaft daran fest und wirkte unglaublich erleichtert. Als er Firkin sah, rollte er herunter und lag wimmernd im Gras, war erschüttert und erlöst zugleich. Auf seinem Bauch war ein großer brauner Schmutzfleck zu sehen, dort, wo er auf dem Stein gelegen hatte.
    Plötzlich grinste Hogshead: »Ich hab’s geschafft!«
    »Was geschafft? Und … wie?« Firkin starrte abwechselnd Hogshead und dann wieder den sacht kreiselnden Steinbrocken an.
    Hinter dem Gebüsch waren eilige Schritte zu hören. Die Festbesucher kamen angerannt, alle wollten sie sich das – wie sie glaubten – blutige Spektakel ansehen. Hogshead deutete aufgeregt auf den schwebenden Stein: »Versteck ihn! Keiner darf ihn sehen, sonst funktioniert’s nicht!«
    »Was funktioniert sonst nicht? W… wie …?« stotterte Firkin verstört.
    »Versteck ihn!«
    Firkin trat zögernd einen Schritt zur Seite und stand, genau in dem Moment, als die ersten Zuschauer durch das Gebüsch brachen, vor dem steinernen Trabanten. Hogshead begann plötzlich laut zu stöhnen. Er wand und krümmte sich, spielte den Verwirrten, simulierte und heuchelte Schmerz und Leid, als sich die Menge um ihn versammelte.
    »Alles in Ordnung mit ihm?« fragte eine große Frau, die über und über mit Schmuck behängt war.
    »Ich … ich, äh …« Firkin wußte nicht, was er antworten sollte, und glotzte Hogshead mit großen Augen an.
    »Wo bin ich?« stöhnte Hogshead.
    »Ganz ruhig, jetzt ist alles gut«, sagte die Frau.
    »Wo ist die Katze?« fragte jemand.
    »Nein! Nicht schon wieder dieses Gezerre!« Hogshead schrie und strampelte sich aus dem angeblich besessenen Mantel.
    »Der spinnt!« sagte ein Mann.
    »Es war der Mantel!« brüllte Hogshead und verdrehte dramatisch die Augen. »Der Mantel hat mich dazu gebracht! Hütet euch vor den Lemmingen!«
    »Was isse da los, eh?« fragte eine gebieterische Stimme. Die Menge teilte sich, machte Platz für einen kleinen untersetzten Mann. »Eh? Was is, eh?« schnauzte Kha Putschieno. Firkin sah Hogshead leicht zwinkern, sah ein flüchtiges Grinsen über sein Gesicht huschen und wußte Bescheid. Plötzlich war ihm klar, warum sich der Mops, der sich da vor ihm auf dem Boden wand, vom Dach der Orchesterbühne gestürzt hatte; plötzlich fielen ihm alle die verblasenen Ammenmärchen wieder ein, die sie für Turgg Enjeff zusammengesponnen hatten und die er ihnen leider nicht abgekauft hatte.
    »Warum hat du das gemacht, Junge?« fragte die Juwelenbehängte und legte in übertriebener Sorge die Stirn in ungezählte Falten.
    »Lemm… Lemmmmm… Lemminge!« kreischte Hogshead. Er spielte seine Rolle so gut, daß ihm Speichelschaum in den Mundwinkeln stand.
    »Was isse mit die Lemminge, eh?« fragte Kha Putschieno barsch.
    »Sie hahab … hab … haben mich dazu gebracht! Mich dazu gedrängt! Gedrängt!« Hogshead warf sich zur Steigerung der Wirkung ein wenig heftiger hin und her.
    »Wovon redet der eigentlich?«
    »Ich habe es selbst nicht glauben wollen«, schaltete sich Firkin jetzt ein, um dem Theater als Kronzeuge der Unwahrheit die nötige Glaubwürdigkeit zu verschaffen. »Wie Sie wollte auch ich erst nicht verstehen und habe das, was – wie ich jetzt weiß – die Wahrheit ist, als einen Haufen wilder Lügengeschichten abgetan. Bis zu diesem Augenblick. Nachdem das Mondlicht auf diesen Mantel gefallen war, gab es kein Entrinnen mehr.« Firkin zeigte auf Hogshead: »Er hatte keine andere Wahl, er mußte

Weitere Kostenlose Bücher