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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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ballte die Fäuste, öffnete sie, ballte sie wieder und starrte Hassock ins nichtlädierte Auge. Sieht nett aus, dachte er, wie ein Panda.
    »Bei Abfahrt war sie komplett …«, schrie Hassock.
    »Sagst du!« brüllte Mulben. »Bekommen hab ich jedenfalls nur einen Bruchteil der vereinbarten …«
    »Einen hübsch großen Bruchteil …«
    »Aha! Du gibst also zu, daß sie nicht komplett war!« schrie Mulben siegessicher.
    »Natürlich war sie das nicht«, konterte Hassock. Sein Veilchen glühte böse. »Weil du mehrere Kisten runtergenommen hast, als ich rückwärts an deine Marktbude rangefahren bin!«
    »Lügner! Das ist eine Verleumdung, so etwas täte ich nie …«
    »Ruhe! Ffofort RUHE!« jaulte Paladino verzweifelt.
    »So preßt man ehrbaren Marktleuten das Geld ab!« Mulben ließ sich nicht abhalten. Er bebte vor Zorn.
    »Willst du damit andeuten, ich mache ungesetzliche Geschäfte?«
    »So könnt man’s nennen. Kennt doch jeder, deine Masche! Erst neulich wieder hat mir der alte Stubben erzählt …«
    »Hör mir bloß mit dem auf!« protestierte Hassock und ließ die Fäuste kreiseln. »Was weiß der schon von …«
    König Klayth schüttelte entmutigt den Kopf und seufzte matt. Vor seinen Augen tobte und wütete der Streit, Paladino kreischte und hopste, bat flehentlich und erfolglos um Ruhe, und die beiden Geschäftsleute stritten sich ohne Ende weiter über den Verbleib der fehlenden Waren. Erschöpft ließ er sich tiefer in seinen Thronsessel sinken. Er hätte einiges dafür gegeben, wenn er sich jetzt einfach davonschleichen, die Tür hinter sich schließen und die ganze Bande sich selbst hätte überlassen können. In solchen Momenten wünschte er nichts sehnlicher, als ein ›ganz normaler Mensch‹, als ganz einfach ›Klayth‹ zu sein. ›König Klayth‹ sein zu müssen – das war Knochenarbeit.
     
    Unmittelbar jenseits des weiträumigen, von Flechten und Efeu überwucherten Schlosses Isolon begann der Wald. Etwas spärlich zunächst noch. Beinahe zögerlich hielt er respektvoll Abstand von dem seerosenbedeckten Schloßgraben, von den mit dunkelgrünen Vorhängen aus Kletterpflanzen behangenen Außenwällen, bevor er sich wie ein grüner Strom über die sanft gewellten Hügel der krapathischen Vorberge ergoß und schließlich an der Stelle ankam, wo wie eine Eiterbeule jene Lasterhöhle verborgen lag, jene verruchte Mördergrube, die den Namen Guldenburg trug. Dort hielt er an und überließ das düstere Straßengewirr der Stadt zur Gänze der alles andere als rechtschaffenen Einwohnerschaft. In dichten Reihen standen die alten Holunderbäume und blickten voll Verachtung auf diesen abstoßenden Flecken ekliger Menschennatur und zitterten, weil es ihnen kalt zwischen Baum und Borke hinablief. Kein Strauch, der auch nur ein wenig auf sich hielt, hätte sich innerhalb des fünfhundert Meter breiten Sperrgürtels rund um die Stadtmauer blicken lassen. Nur der trübe Bodensatz in der Botanisiertrommel der Natur lebte in und um Guldenburg: Vertreter der Gattung ›Fungi‹ etwa oder der nicht standortgebundene Schleimpilz rangelten dort mit den epiphytischen Rankgewächsen der Kletterschwämme und Baumfarne um den arg begrenzten Lebensraum. [6]
    Schwarz und widerwärtig lag Guldenburg im Wald von Isolon verborgen, wie ein stillgelegter Schieferbruch in einem Naturschutzgebiet.
    Am anderen, ansehnlicheren Ende des Waldes, dort, wo die Sonne vermeintlich ein wenig heller schien, wo sich abends Füchse und Hasen wirklich gute Nacht sagten und nicht wie sonst so häufig marodierend im Unterholz wilderten – dort saßen zwei Gestalten hoch oben in ihrem Lieblingsbaum und ließen die Beine in der Luft baumeln. Mit großen Augen sah das braunhaarige kleine Mädchen ihren älteren Bruder an und lauschte hingerissen seinen Geschichten, die von beispielloser Tapferkeit und unvorstellbarem Heldenmut erzählten.
    »Wie habt ihr Guldenburg eigentlich gefunden?« fragte Dawn gespannt.
    »Wir sind der Musik gefolgt«, erklärte Firkin wie beiläufig.
    »Der Musik?« Dawn flüsterte das Wort mit ehrfürchtigem Staunen.
    »Vielstimmige Chöre füllten die nach Geißblatt duftende Luft mit himmlischem Schall. Der Klang beflügelte mich, schien meine vom Wandern müden Füße mit neuem Schwung zu beleben, so daß ich schließlich fast durch das Tor stürmte«, sagte Firkin träumerisch – wie einer, der ein großes Ereignis in seinem Leben noch einmal durchlebte.
    »Oooh, durch das Tor! Und wie war es? Das Tor, meine

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