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Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Firkin 2: Die Frösche des Krieges

Titel: Firkin 2: Die Frösche des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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herausstellen sollte, daß im Moment Ebbe war. Dieses Projekt, das jetzt realisiert werden sollte – es war seine Idee gewesen, es war sein Kind. Nur er wußte tatsächlich, was sie in wenigen Stunden als Resultat ihrer Arbeit vor sich sehen würden … Immer vorausgesetzt, die Große Kosmische Küstenwache hatte ihn korrekt über den Gezeitenwechsel informiert.
    Und wie immer, wenn Zhorrothustra zornig oder erregt war, so intensivierte sich auch jetzt wieder der Blauton seiner blaugrauen Augen. Er war der Motor dieses Experiments, auf seinen knochigen hohen Schultern lag die Last der Verantwortung, die Pflicht, das Zeichen zum Einsatz des Cantus zu geben. Er zog sich die Kapuze seines Labormantels über den verfilzten schwarzen Lockenkopf und bereitete sich vor auf den Moment der Momente, auf den bis dato folgenschwersten Augenblick seiner Laufbahn. Es war still geworden. Selbst der wütende Sturm schien einzuhalten, sein riesiges Auge schielte verstört und voll meteorologischer Neugier durch das winzige Fenster. Im Raum stieg die Spannung, als die vier anfingen, sich mental auf den großen Moment einzustimmen. Jedem von ihnen war bewußt, daß ihr Versuch gefährlich war. Doch wie gefährlich es war, das wußte allein Zhorrothustra. Nur er konnte ermessen, wie tief sie in der Tinte sitzen würden, wenn die Wahrheit herauskommen sollte – oder wenn er und sein Team hier nicht mehr rauskommen sollten. Sein Innerstes, sein Herz riet ihm, daß er das, was er jetzt unternahm, besser nicht unternehmen sollte. Doch etwas, das noch tiefer lag als sein Herz, sein Bauch sagte ihm, daß er es tun mußte.
    Jetzt war es soweit, jetzt, in diesen Stunden vor Morgengrauen. Und hier, in diesem verschlossenen Raum unter dem Erdboden, dessen Wände so mächtig waren, daß sie jeder freiwerdenden Energiemenge standhalten würden, hier lagen die Bretter, die für Zhorrothustra die Welt und sein Leben bedeuteten, hier war die Bühne, auf der schon bald ein Höllenspektakel zur Aufführung kommen sollte.
    Zhorrothustra stand mit dem Rücken zu dem winzigen Fenster, seine schwarzverhüllte Silhouette fiel über das vom Schein der Kerzen erleuchtete Pentagon. Tief verborgen im Schatten der Kapuze seines zeremoniellen Laborkittels begann er leise und klagend zu stöhnen. Ein Blitz konturierte mit kaltblauem Licht den Schattenriß seiner Gestalt, dröhnender Donnerschlag erstickte sein unirdisches Raunen – das Auge des Sturms war ein wenig zur Seite gerückt, um besser sehen zu können. Zhorrothustra hüstelte gereizt. Er fragte sich, ob jemals in der Geschichte der thaumaturgischen Wissenschaft ein anderer der großen thaumaturgischen Forscher solche Beeinträchtigungen durch die Elemente hatte erdulden müssen. Hatte etwa Grienietzsch bei seiner Arbeit am Konzept der Gravitationskonstante der Beschleunigung gegen den Wind ankämpfen müssen? War Pastor Lui bei der Zucht von Schimmelkulturen von Monsunstürmen und Flutwellen behindert worden? Hätte Dharrwyn jemals seine auf der Beobachtung von Eidechsen und Schildkröten basierenden Arbeiten für die Große Vereinheitlichende Theorie zur Schöpfungsgeschichte der Evolution vorlegen können, wenn er sich fünfzehn Stunden pro Tag vor Hagelschlag und Blitzgewimmel hätte verkriechen müssen? Zhorrothustra bezweifelte das.
    Er verfluchte sein Geschick und stimmte aufs neue den Cantus an. Lauter diesmal – seine Verärgerung hatte ihn in seinem Vertrauen nur noch bestärkt. Ein Geräusch wie ein tiefes, rhythmisches Klagen, eine Mischung aus einem Brummton und den Geräuschen, die im Wartezimmer eines Zahnarzts zu hören sind, brachte seine Nasenflügel zum Schwingen. Zerro steckte sich den Finger ins Ohr, hielt einen Arm über das Pentagon ausgestreckt und stimmte mit ein. Was er aus dem breiten Resonanzkasten seiner Brust beitrug, brachte das Klangvolumen drastisch zum Ansteigen. Apathos schloß sich als letzter dem anschwellenden Gesang von Zerro, Praxx und Zhorrothustra an. Nur einmal, als Praxx den Ton nicht richtig traf, stotterte die ansonsten gleichmäßig schwingende, beschwörende Anrufungshymne – schließlich hatten sie das ganze zweitausendmal geübt. Dieser Vortrag war Vortrag Nummer 2001.
    »NAAAAAAAAA«, stimmte Zerro an.
    »NAAAAAAAAA«, stimmte Praxx ein, eine Quint darüber.
    »NAAAAAAAAA«, kam Apathos dazu. Er sang eine Oktave über Zerro und komplettierte den Akkord.
    »NA NAAA«, überbrüllte Zhorrothustra den chorditischen Radau.
    »Wumm, Wumm, Wumm, Wumm, Wumm,

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