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Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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denke, es ist wohl besser, wenn du mich jetzt in die Stadt begleitest, mein Junge. Du wirst mir eine ganze Menge erklären müssen.« Feldwebel Bolzer legte Nhoer grinsend die Lederhandschellen an und führte ihn trotz seiner Unschuldsbeteuerungen ab.
    Und dann schrie er Spam noch über die Schulter zu: »In der Zwischenzeit würde ich an deiner Stelle, wenn du nicht wegen illegalen und unbefugten Vertriebs organischer Lebensmittel (Verstoß gegen Paragraph 1324, Absatz III: Tierische Nährmittel, des betreffenden Gesetzes von 1014 MEZ), wegen Viehdiebstahls und eines ganzen Haufens anderer Gesetzesverstöße, die mir bestimmt noch einfallen würden, äh – also, wenn du nicht wegen all dieser Sachen vor dem Kadi landen willst, dann würde ich dir empfehlen, die Viecher zusammenzutreiben und – presto, presto! – wieder auf euren Kahn zu verladen!«
    »O nein …!« murrte Spam beim Anblick der Tritt- und Trampelspuren, die über eine riesige Fläche verstreut waren, »… nicht noch einmal!«
     
    Fisk hockte dumpf brütend auf dem uralten Thron, hatte die knochigen Ellbogen fest auf die Armlehnen gestützt und die Hände vor dem Gesicht gefaltet. Er dachte nach, war in tiefe Kontemplation versunken, erwog Finsteres und Verachtenswertes und sah die Welt durch eine Brille, die beinahe so schwarz war wie seine Lederrüstung und seine Augenklappe.
    »Ich bin ganz ruhig«, sagte er sich zum weiß der Himmel wievielten Mal, seit sein rasender, tobsüchtiger Antikriegswaffenkoller abgeklungen war. »Ganz ruhig.«
    An seiner Schläfe pochte eine einsame Ader. Sie pulste hämmernd und gereizt, ganz so, wie sie gepulst hätte, wäre er mit fest auf dem Rücken verschränkten Armen im Zimmer auf und ab gelaufen und hätte mit den Stahlkappen seiner Stiefel Funken aus dem Steinboden geschlagen. Fisk war – trotz all seiner Beteuerungen – alles andere als ruhig.
    In seinem Kopf tobte ein Streit, schrien seine inneren Stimmen.
    »Und was willst du dagegen unternehmen?« schrie der Zorn, der auf dem obersten Rang im Amphitheater der Emotionen stand und jetzt sein wallendes rotes Gewand zusammenraffte und die zerebrale Marmortreppe herabschritt.
    »Kharthezsh umbringen!« brüllte die Raserei, stampfte auf den Boden und ließ eine kleine Rauchwolke aufsteigen.
    »Nein, nein!« konterte die Rache, die trotz ihres schweren eisblauen Mantels zitterte, und fertigte die Raserei mit einer kurzen, wohlkalkulierten Bewegung ihrer dürren knochigen Hand ab. »Viel zu geradlinig. Eine kindische Reaktion.«
    »Bring ihn langsam um!« blaffte die Raserei und hieb mit glutheißer Faust in die geöffnete Hand.
    »Ein alter Hut!« Die Raserei rümpfte die Nase und kratzte die Eiszapfen unter den Fingernägeln heraus, die so lang waren wie scharfe Dolche.
    »Dann stiehl ihm sein ganzes Vermögen!« schrie die Gier und rieb sich mit habsüchtiger Lust die Hände.
    »Das würde ihn treffen«, nickte die Rache. »Aber nicht schwer genug!«
    »Stülp ihn um wie einen Handschuh! Langsam, ganz, ganz langsam!« knurrte die Raserei und demonstrierte, hochrot im Gesicht, mit ein paar ausdrucksstarken Handbewegungen sehr anschaulich, was man sich unter ihrem Vorschlag vorzustellen hatte.
    »Hübsche Idee! Aber nicht diesmal.« Die Rache drohte mit dem eiskalten Zeigefinger.
    »Also: Was sollen wir unternehmen?« schrie der Zorn wieder, der mit der Raserei darum wetteiferte, wer von ihnen den rötesten Kopf hatte.
    »Reiß ihm den Arm aus und erschlag ihn mit dem zermatschten Stumpf!« kreischte die Raserei und versuchte, das Verfahren an ihrem Kollegen Terror zu demonstrieren.
    »Nein, nein!« Die Rache blieb stur. »So herzerfrischend originell deine Einfälle ganz ohne Zweifel auch sind, meine liebe Raserei, so fürchte ich doch, daß sie, was den vorliegenden Fall angeht, ein wenig zu rabiat sind. Blinde Wut ist einfach zu wenig verläßlich.«
    »Aber ich hasse ihn!« kreischte die Raserei.
    »Du haßt jeden«, konterte die Rache trocken.
    »Stimmt. Aber ihn hasse ich wirklich. Er treibt mich zum Wahnsinn, verursacht mir Kopfschmerzen, am liebsten würde ich, würde ich …«
    »Nicht jetzt, bitte!«
    »… brächte ich ihn wenigstens ein bißchen um!«
    »Nein!« Die Rache blieb hart.
    Da nahm der Zorn die Sache in seine schändliche Hand, warf sich auf die eisblau glänzende Rache, packte sie mit beinhartem Griff an der Gurgel und hob sie aus ihrem Marmorsitz – so fest, daß sein Bizeps ungemütlich anschwoll.
    »Was wollen wir unternehmen?«

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