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Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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glühte feuerrot.
    Kommandant Schyrling starrte mit großen Augen den gigantischen Kolossen nach, die durch den Schutthaufen stampften, der einmal Das Osttor geheißen hatte.
    »Ich glaube es einfach nicht! Es gibt keine Trolle! Wo bleibt meine Armee?«
    »Hör jetzt endlich auf zu quengeln!« knurrte die Trollmama und drohte ihrem Sprößling mit dem Zeigefinger. »Sonst werd ich dir einen Grund zum Quengeln liefern!«
    Von niemandem bemerkt, sprengte ein Reiter auf den Marktplatz. Das Pferd schnaubte und keuchte, der dunkle Schemen im Sattel schwang einen Poloschläger.
     
    Der massige Gefängniswärter schnarchte sanft und selig. Courgette schlich sich Stück für Stück an ihn heran. Dröhnend hörte sie den Pulsschlag durch ihren angstbebenden Körper hallen, es war ihr unerklärlich, warum der Schläfer davon nicht wach wurde. Aber vielleicht gab es ja tatsächlich so etwas wie Glück.
    Aber jetzt bekam sie kalte Füße. Und nicht nur sprichwörtlich, sondern auch wortwörtlich kalte Füße: Bevor sie heimlich in den langen Korridor geschlichen war, hatte sie ihre Lederstiefelchen ausgezogen. Zudem stand sie mittlerweile kaum mehr einen Fußbreit von ihrem Ziel entfernt und spürte die Folgen der Anstrengung überdeutlich. Jeder Muskel schmerzte, war zum Zerreißen gespannt. Und jetzt lag er vor ihr, zum Greifen nahe: der schwere Eisenring, an dem die Schlüssel für alle Zellentüren hingen. Sie mußte ihn nur noch dem Wärter vom Gürtel nehmen …
    Sie schlich sich wieder einen Schritt näher, wagte kaum zu atmen, wagte kaum sich zu bewegen …
    Plötzlich hustete der Wärter, bellend wie ein gestrandeter Seehund, zog die Nase hoch und zuckte unruhig im Halbschlaf. Die Schlüssel klirrten, hallten durch die Stille wie dröhnendes Glockengeläut, wie der Radau, den eine Meute wildgewordener Glöckner veranstaltete. Courgette schlug erschrocken die Hände vor den Mund, sie erstarrte zur Salzsäule, in den grünen Augen flackerte panisches Entsetzen. Der Wächter rieb sich mit dem Handrücken geräuschvoll die Knollennase, schniefte ausgiebig und beruhigte sich schließlich wieder. Ob es Sekunden waren oder Minuten – Courgette hätte es nicht sagen können. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sie wieder wagte, sich zu bewegen, bis sie endlich die nötige Courage aufbrachte, nach der Gürtelschnalle faßte und anfing, den Gürtel zu öffnen. Das steife Leder knarzte, als sie unendlich vorsichtig die Schlaufe zurückschob, Zentimeter für Zentimeter, damit der Druck auf den Bauch des Wärters nicht plötzlich nachließ. Dann war es soweit, jetzt gab es kein Zurück mehr: Die Schließe war geöffnet, der Gürtel lockerte sich, der Taillenumfang des Schläfers weitete sich sichtbar, und Courgettes Hand schlängelte sich vorsichtig auf den heißbegehrten Schlüsselbund zu.
    »Hallo, Kleines!« Aus dem Dunkel grinste sie das Gesicht des Wärters an.
    »Ha …!« schrie Courgette auf und packte schleunigst wieder den Gürtel.
    »Hab mich schon gefragt, wie lang’s dauern wird, bis du dich traust. Hab schon gemerkt, daß du’s auf mich abgesehn hast.«
    »Ha …!«
    »Is immer’s gleiche. Früher oder später – irgendwann passiert’s einfach«, sagte der Wärter und grinste lüstern.
    »Ha …?«
    »Aber warum denn so schüchtern, Kleines? Hättst ruhig fragen können! Ich hab nix dagegen. Ich denk, es iss die Uniform. Das ganze Leder … Is eben unwiderstehlich! Kann ich auch nix gegen machen!«
    »Aah …!« Courgette ließ den Gürtel los. Schlapp baumelten die Gurtenden vom feisten Bauch des Wärters herab.
    »Keine Angst. Ich hab da so ne kleine Spezialzelle, von der keiner was weiß. Komm schon, is ganz privat, da findet uns keiner!«
    Erstaunlich flink war der Dicke auf den Beinen. Er packte Courgette, zerrte sie durch den Korridor, an drei Türen vorbei und dann rechts in eine offenstehende Zelle.
    Wollüstig schürzte er die Lippen, warf Courgette auf das bequeme Bett und grinste dreckig. Er strich sich die Haare glatt und prüfte schnuppernd das Odeur unter seinen Achseln. Nachdem das erledigt war, stand der Sache nichts mehr im Weg. Dachte er.
    »Nun komm schon, Kleines – gib Küßchen!«
    Panische Angst packte sie, der Adrenalinpegel schnellte hoch, der Gefängniswärter kam näher, immer näher, verstellte ihr den Weg, versperrte ihr die Sicht … Courgette konnte sich nicht vorstellen, daß es irgend etwas gab, das ähnlich unküßbar gewesen wäre. Zwiebelgeruch stieg ihr in die Nase …
    So

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