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First Frost

First Frost

Titel: First Frost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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stellte sie wieder ab, bevor sie mich ansah. Sie war klein und wirkte in ihrem schwarzen Hosenanzug und dem weißen Hemd gedrungen und kräftig. Ihr schwarzes Haar trug sie zu einem Knoten zurückgesteckt, und die Augen hinter der silbernen Brille hatten eine sanfte grüne Farbe.
    Sie starrte mich mehrere Sekunden lang an. Ihr Blick verweilte auf meinem Gesicht, als könnte sie nicht recht glauben, was sie da sah. Ich konnte mir nicht vorstellen, was an meinen trüben Augen und den fleckigen, roten Wangen sie so interessierte. Schließlich schob die Frau ihren Stuhl zurück, stand auf und streckte mir die Hand entgegen.
    »Hallo, Gwen«, sagte sie. »Ich bin Professor Metis.«
    Ich sah ihre Hand an, die zwischen uns in der Luft hing. Dank meiner psychometrischen Magie musste ich sehr da­rauf achten, wann ich andere Leute berührte oder mich von ihnen berühren ließ. Ich empfing schon von Gegenständen ziemlich lebhafte Schwingungen, aber wenn ich mit der nackten Haut anderer in Kontakt kam, konnten die Visio­nen richtig heftig werden. Manchmal sah ich ­alles, was eine Person je getan hatte, von ihren guten Taten bis hin zu den dunklen, verdorbenen Geheimnissen, die sie tief im Herzen trug. So schrecklich die Bilder von dem, was ­Paiges Stiefvater ihr angetan hatte, auch gewesen waren, hätte ich an diesem Tag Paiges Hand ergriffen und nicht nur ihre Haarbürste berührt, wäre alles noch viel schlimmer ge-
wesen.
    »Gwen schüttelt keine Hände, Professor Metis«, sagte Grandma Frost. In ihrer Stimme lag ein warnender Tonfall.
    »Natürlich nicht«, meinte Metis und senkte die Hand. »Ich hatte es vergessen. Mein Fehler. Tut mir leid.«
    Grandma deutete auf den dritten Stuhl am Tisch. »Setz dich, Gwen. Bitte.«
    Ich folgte der Aufforderung. Als ich mich gerade fallen ließ, wurde mir klar, dass meine Grandma mich mit Namen angesprochen hatte, statt mich wie gewöhnlich Süße zu nennen. Ich warf ihr einen schnellen Blick zu und stellte fest, dass sie die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen­gepresst ­hatte. Sie lächelte fast immer, also warum wirkte sie jetzt so ernst? Selbst ihre Tücher hingen schlaff und gerade an ihrem Körper herab, die Münzen an den Fransen reglos und still, als würden sie es im Moment nicht wagen zu klim-
pern.
    Zum ersten Mal seit dem Tod meiner Mom hob sich der Nebel der Schuldgefühle, und ich fing an mich zu fragen, wer Professor Metis war und was sie hier wollte. Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass mir die Antwort nicht ge­fallen würde.
    Grandma Frost sah mich an, und ihre violetten Augen waren so ernst wie der Rest ihres Mienenspiels. »Professor Metis ist hier, um dir von deiner neuen Schule zu erzählen, Süße.«
    Ich blinzelte. Neue Schule? Ich hatte schon eine Schule – die Ashland Highschool – auch wenn ich seit Wochen nicht dort gewesen war und keinen Gedanken daran verschwendet hatte, dorthin zurückzukehren.
    »Was für eine neue Schule?«, fragte ich wachsam.
    Metis lächelte mich an, und ihre Zähne blitzten weiß im Kontrast zu ihrer bronzefarbenen Haut. »Sie heißt Mythos Academy. Dort unterrichte ich.«
    Mythos Academy? Das klang total protzig, wie so eine schicke Privatschule, auf die reiche Leute ihre verzogenen Kinder schickten.
    »Sie steht oben in Cypress Mountain«, fuhr Metis fort. »Gar nicht weit von hier.«
    Ich runzelte die Stirn. Ich hatte tatsächlich schon von ­Cypress Mountain gehört. Es war eine kleine Gemeinde am Rand von Asheville. Ein Vorort im Hochland von North Carolina, der regelmäßig von Touristen gestürmt wurde, weil er voller Edelboutiquen und Läden war, die Designerware verkauften.
    Aber das war noch nicht alles, was ich über Cypress Mountain gehört hatte. Im letzten Sommer waren Bethany und ihre Cousine auf der Party von ein paar Leuten gewesen, die dort oben zur Schule gingen. Bethany hatte gesagt, dass sie dort alle unglaublich reich waren, teure Autos fuhren und Designerklamotten trugen. Sie hatte mir außerdem erzählt, dass diese Jugendlichen mehr getrunken, geraucht und rumgeknutscht hatten, als alle andere auf der Party zusammen.
    »Es ist ein Internat, also wirst du im nächsten Herbst auf dem Campus leben«, beendete Metis ihre Ausführungen.
    Bei ihren Worten durchfuhr mich Panik, und ich sah ­sofort zu Grandma Frost herüber, die bereits den Kopf schüttelte, um meinen Worten zuvorzukommen.
    »Mach dir keine Sorgen, Süße«, sagte Grandma. »Es wird toll.«
    »Aber ich will dich nicht

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