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First Frost

First Frost

Titel: First Frost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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um Dinge zu finden, die verloren gegangen oder gestohlen worden waren oder die einfach nicht dort waren, wo sie sein sollten. Ja, ich nutzte meine Gypsy­gabe, um mein Taschengeld aufzubessern, anstatt gegen eine große, uralte, böse Macht zu kämpfen. Verklagt mich doch, weil ich unternehmerisch denke und nicht wie andere Jugend­liche in einem Fast-Food-Laden arbeiten will.
    Dank meiner psychometrischen Magie fiel es mir leicht, Dinge zu finden. Gewöhnlich musste ich die Finger nur über den Schreibtisch einer Mitschülerin gleiten lassen oder ihre Handtasche durchsuchen, um zumindest eine gute Vorstellung davon zu bekommen, wo sie ihr Handy liegen oder ihr Lieblingsarmband fallen gelassen hatte. Und wenn ich nicht sofort herausfand, wo das etwas verloren gegangen war, berührte ich einfach weiter Dinge, bis ich es wusste. Ein bisschen wie Kalle Blomquist, der einer Spur übersinnlicher Brotkrumen folgt.
    Die Leute hinterließen überall Schwingungen, auf allem, was sie berührten. Und diese Schwingungen verrieten alles. Was sie zu Mittag gegessen hatten bis hin dazu, was sie wirklich über den neuen Freund ihrer besten Freundin dachten. Meistens hielt das Mädchen ihn entweder für einen totalen Trottel oder es wollte ihn für sich. Alles, was ich tun musste, um diese Schwingungen anzuzapfen – zu sehen, was die Leute getan hatten, zu fühlen, was sie fühlten und ihre Geheimnisse zu erfahren – war, die Finger auszustrecken und die großen und kleinen Dinge um mich herum zu berühren.
    In Paiges Fall hatte sie mir zwanzig Dollar versprochen, wenn ich ihr Handy fand, bevor ihre Mom bemerkte, dass es verschwunden war. Also war ich letzte Woche nach der Schule mit zu Paige gegangen, war durch ihr Zimmer gewandert und hatte die Finger über ihren Schreibtisch, ihre Bücherregale und den Nachttisch gleiten lassen. Überwiegend hatte ich Bilder von Paige gesehen – wie sie an ihrem Schreibtisch mit den Hausaufgaben beschäftigt war, wie sie die Märchensammlung ansah, die sie so gerne las, wie sie Kekse im Nachttisch versteckte, obwohl sie in ihrem Zimmer keine Süßigkeiten essen durfte. All diese Dinge, die sie regelmäßig in ihrem Zimmer tat, und alle Gefühle, die damit einhergingen – Langeweile bei den Hausaufgaben, Glücksgefühle beim Anblick der Bücher, durchtriebene Zufriedenheit, weil sie ihre Lieblings­süßigkeit vor der Nase ihrer Mom versteckte.
    Paige war offensichtlich der Meinung gewesen, ich sei ein wenig seltsam, weil ich in ihrem Zimmer auf und ab wan­derte und ihr ganzes Zeug berührte. Aber schließlich war in meinem Kopf ein Bild aufgetaucht – ein Bild von Paiges kleiner Schwester, die das Handy vom Nachttisch nahm, um heimlich die SMS darauf zu lesen. Ich erzählte Paige, was ich gesehen hatte, und tatsächlich … Als wir ins Zimmer ihrer kleinen Schwester gingen, erwischten wir sie dabei, wie sie das gestohlene Handy gerade in der Hand hielt …
    Paige blinzelte und schüttelte den Rest ihrer Trance ab.
    »Gwen Frost«, murmelte sie wieder, diesmal mit etwas festerer Stimme.
    Sie wandte sich vom Spiegel ab, und ihr Blick glitt zu der Holzbank, auf der ich saß. Paige hatte sich das Haar schon gerichtet. Wie immer war es glatt und perfekt. Nun lag ihre Bürste auf dem Ende der Bank, weniger als dreißig Zenti­meter von meiner Hand entfernt. Paige starrte die Bürste unverwandt an, und ihre grünen Augen glitzerten, während wieder dieser düstere Ausdruck auf ihrem Gesicht erschien.
    Was stimmte nicht mit ihr? War Paige high oder so was? Selbst auf dieser braven Highschool in North Carolina kam es vor, dass sich Schüler völlig mit Hasch oder schlimmerem wegschossen. Aber während Sport hatte Paige ganz normal gewirkt und einen Korb nach dem anderen geworfen. Sie war einer der Stars unserer Mädchen-Basketballmannschaft. Ich hatte nicht so viel Glück, da ich mich beim Basketball wie ein totaler Volltrottel anstellte. Heute hatte ich es geschafft, mir selbst den Ball gegen den Kopf zu knallen, als ich einen verdammten Freiwurf machen wollte – und das natürlich, während die gesamte Klasse zusah. Selbst der Lehrer hatte gelacht und die Augen verdreht. Ja, ich war ein Loser in Sport, eine Gypsy-Leseratte, die in so gut wie jeder bis heute erfundenen Sportart schrecklich versagte, und wahrscheinlich auch in ein paar, die es noch gar nicht gab.
    »Kann ich jetzt deine Bürste benutzen oder nicht?«, fragte ich, weil ich langsam ungeduldig wurde.
    Ich trug bereits wieder meine

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