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Fischerkönig

Fischerkönig

Titel: Fischerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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und Grüntönen. »Schön hier«, meinte Lisa und schloss kurz die Augen, um einfach die Atmosphäre zu genießen. Heiko hingegen sagte nichts, beschloss aber bei sich, dass er dringend mal wieder mit Sieger in den Wald musste, zum Holz machen. Plötzlich schrillte eine Kettensäge, ein Laut, der so gar nicht zum Rest der Umgebung passte und der allerdings den Eichelhäher, der sich bereits unweit der beiden Kommissare postiert hatte und sie misstrauisch beäugte, nicht wirklich zu stören schien. Der große blau-braune Vogel flog dem hohenlohisch-westfälischen Liebespaar voraus, im Abstand von etwa zehn Metern, und warnte die übrigen Waldbewohner mit seinen charakteristischen Rufen vor den Eindringlingen. Lisa und Heiko gingen über den Waldboden, von dem eine gewisse Feuchte aufstieg. Wunderbar war es hier. Man sollte viel öfter Waldspaziergänge machen. Das Schrillen der Kettensäge setzte kurz aus, um Sekunden später weiterzumachen. Und endlich sahen die beiden den Mann zwischen den Bäumen: klein, bullig, mit Schutzhose und blau kariertem Hemd. Er war gerade dabei, eine Buche zu fällen, welche schon beträchtlich schwankte. Die Kettensäge verstummte wieder, endlich knackte es ohrenbetäubend, und der Baum stürzte in die dafür vorgesehene Schneise. Der Mann stellte die Kettensäge ab, nahm eine Flasche Wasser vom Boden auf und trank einen gehörigen Schluck. Und dabei bemerkte er die beiden Besucher. »Grüß Gott!«, rief er, wohl unschlüssig, ob sie seinetwegen gekommen oder einfach nur Spaziergänger waren. Wobei sie sich als Letztere wohl kaum auf das Geräusch einer laufenden Kettensäge zubewegt hätten. Er vergrub die Hände in den Hosentaschen und wartete, bis die beiden herangekommen waren.
    »Hallo, Herr Glockner«, grüßte Heiko. »Wir sind von der Kriminalpolizei, Wüst und Luft.« Der Mann zuckte die Achseln, jedoch ohne dabei die Hände aus den Taschen der dreckigen Arbeitshose zu nehmen. »Wir ermitteln in einem Mordfall und müssten von Ihnen wissen, was Sie am Samstagabend gemacht haben.«
    »Wieso, bin ich verdächtig? Ich hab keinen umgebracht.« Lisa lächelte beschwichtigend, und Glockner musterte sie nun anerkennend. »Können Sie es uns trotzdem sagen, bitte?«, fragte Lisa und lächelte noch freundlicher.
    Glockner nickte gnädig und meinte dann: »Ich war hier. Hier im Wald. Das heißt, nicht direkt hier, sondern weiter drüben. Mit dem Hintermann Heinz, und wir haben Holz gemacht, 1A-Buchenholz.«

    Als Hintermann vorläufig entlassen war, brachten Lisa und Heiko das Foto mit dem blonden Lederjackenmann zu Simon. Der junge Schwabe nippte an einem Kaffee und wirkte irgendwie aufgekratzt. »Ist alles in Ordnung, Simon?«, fragte Lisa und schenkte ihm ihr schönstes Lächeln. »Ach, wenn ihr schon mal da seid, dann kann ich euch ja gleich das hier geben«, meinte er und reichte ihnen einen mit Cliparts nur so übersäten Bogen Papier. ›Barbecue‹ stand ganz oben, was Heiko schon mal sehr sympathisch fand. Dann folgte in blauer Schnörkelschrift: ›Wir, Regina und Simon, laden Euch am Freitag, 15. August 2014, ab 19 Uhr zu einem sommerlichen Barbecue ein. Wir würden uns über Euer Kommen sehr freuen.‹ Darunter die schwungvolle Unterschrift der bisher unbekannten Regina und Simons eher männlich-krakelige. Lisa unterdrückte ein Grinsen, fühlte sie sich doch etwas an die Kindergeburtstagseinladungen, die man so vor knapp 30 Jahren immer bekommen hatte, erinnert. Gott, 30 Jahre! So alt waren sie schon. Mist. Sie sah zu Heiko hinüber, der momentan gedanklich in anderen Sphären zu schweben schien, wahrscheinlich dachte er an saftige Spareribs und Schweinesteaks, die in pikanter Soße schwammen. Lisa und Heiko bedankten sich für die Einladung und versprachen, gerne zu kommen. »Gibt es einen Anlass?«, fragte Lisa. »Einen Geburtstag?« Der Schwabe grinste und schüttelte den Kopf. »Nein, kein Geburtstag. Kommt einfach!« Heiko nickte. Na dann. Er zückte das Foto des jungen Mannes und legte es auf Simons Schreibtisch. »Kannst du das mal durch den Computer laufen lassen?«, fragte er. Der Kriminalobermeister nahm das Bild auf und betrachtete es eingehend. »Wo isch des?«, fragte er dann.
    »Vor dem Haus der jungen Witwe. Es geht um den Kerl.«
    Simon zog die Augenbrauen hoch, ganz ähnlich, wie Uwe das immer machte. Offenbar hatte er sich da was abgeschaut. »Ich seh, was sich rausfinden lässt«, meinte er dann gnädig.

    Sein Telefon klingelte. Er erschrak von dem

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