Fischerkönig
Ein Küchenmesser, wie damals am Volksfest bei der Majorette? Wieso die Kette?«
Lisa trank etwas Wasser, schluckte und sagte dann: »Wir wissen also, dass der Mörder mit dem ganzen Angelgedöns zumindest vertraut ist. Und dass das Ganze vielleicht auch symbolische Bedeutung hat. Der König, erwürgt von der Kette. Für mich sieht das so aus, als müsste der Mörder in den Reihen der Vereinsmitglieder zu finden sein.«
Heiko stimmte nachdenklich zu. »Am besten lassen wir uns mal vom Waller eine Liste der Vereinsmitglieder geben und gehen sie gemeinsam durch. Vielleicht fällt uns ja was auf.«
»Ja, gute Idee. Und außerdem ist ja noch wichtig: Wer kann den Schlüsselanhänger vom Hintermann geklaut haben? Der Mörder muss den Hintermann also kennen, zumindest so gut, dass er auch seinen Schlüssel schon mal gesehen hat.«
Lisa stöhnte. »Das kann jeder sein«, gab sie zu bedenken.
»Nicht jeder«, widersprach Heiko. »Die müssen schon irgendwie miteinander zu tun haben.« »Also müsste jemand das Blinkerfischchen vom Schlüsselanhänger abmontiert haben. Es reicht ja nicht nur, sich das gleiche Ding zu kaufen, sondern es muss ja dann auch am fraglichen Schlüssel fehlen, wenn man den Mord auf jemanden schieben will.«
»Was dann natürlich die Frage aufwirft, ob der Mörder nicht auch eine Rechnung mit dem Heinz offen hat«, sinnierte Heiko.
Lisa schnippte mit den Fingern. »Genau. Auf diese Weise hätte der Mörder beide bestraft. Der eine tot, der andere im Knast.«
»Das muss aber nichts Persönliches gegen den Hintermann sein«, gab Heiko zu bedenken. »Es kann auch ganz willkürlich sein.«
»Wenn wir den Hintermann fragen, wäre das vermutlich nicht so schlau«, überlegte Lisa. »Aber seine Frau. Die wird nicht so fantasievoll sein, was das betrifft. Vielleicht kann sie uns ja weiterhelfen?«
Noch am selben Nachmittag gingen die Kommissare beim schnauzbärtigen Vereinsvorstand vorbei und besorgten sich die Liste aller Vereinsmitglieder. Waller selbst hatte keine Ahnung, wer von den Leuten ein Motiv haben könnte, weder den Hintermanns Heinz noch den Sieglers Walter betreffend, und die Ermittler hatten das Gefühl, dass er das auch gar nicht wollte.
Eine halbe Stunde später fuhren sie wieder bei Hintermanns vor. Drinnen war eine heftige Diskussion zwischen Frau Hintermann und ihrem Sohn im Gange, wie die Kriminalisten durch die Tür vernehmen konnten. Der Inhalt des Gesprächs war allerdings nicht zu verstehen. Als Heiko läutete, wurde es drinnen schlagartig still. Frau Hintermann kam nach wenigen Sekunden zur Tür und öffnete. Sie war um die 40, schlank und ausnehmend hübsch. Ihr einziger Makel war ein eher verlebt wirkender Raucherteint, dem man deutlich die regelmäßigen Besuche im Sonnenstudio ansah. »Ja?«, fragte sie und wirkte zornig. Ihr orangefarben geschminkter Mund zuckte unstet. Heiko schluckte und hielt dann seinen Ausweis hoch. »Polizei«, sagte er. »Dürfen wir reinkommen?«
»Sammeln Sie immer noch Beweise gegen meinen Mann, ja? Soll ich Ihnen vielleicht dabei helfen? Er ist nicht mal da.« Heiko und Lisa wechselten einen Blick. Das passte gut. Die Augen funkelten so angriffslustig wie die einer Katzenmutter, die ihre Jungen verteidigt.
»Es gibt begründete Zweifel an seiner Schuld. Sie sollen uns helfen, unsere Theorie zu untermauern«, klärte Lisa so sachlich wie möglich auf. Die Frau blinzelte, und hinter der gebräunten und recht faltigen Stirn arbeitete es. Dann schwang die Tür zögerlich auf. »Kommen Sie herein«, sagte die Frau und ging mit wiegenden Schritten, die jedem Laufstegmodel zur Ehre gereicht hätten, in Richtung Wohnzimmer. Bernd erschien in seiner Zimmertür, grüßte artig nickend und schüchtern lächelnd und verschwand wieder. »Sie müssen entschuldigen, ich habe ein bisschen überreagiert«, gestand Frau Hintermann ein. Lisa winkte ab. »Ich kann das verstehen. Aber Sie dürfen das nicht persönlich nehmen. Wir machen auch nur unseren Job.« Die Frau nickte und wirkte nun etwas peinlich berührt. »Möchten Sie etwas trinken? Ein Wasser? Saftschorle? Das ist erfrischend bei diesen Temperaturen.« Frau Hintermann ging und kehrte wenig später mit zwei Gläsern herrlich kalter Apfelschorle zurück, die die Kommissare tatsächlich dankbar entgegennahmen. »Dann glauben Sie also nicht mehr, dass mein Mann ein Mörder ist?«
»Er hat ein passables Alibi«, bestätigte Lisa. Frau Hintermann nickte ernst und eifrig zugleich. »Okay. Was kann
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