Fischerkönig
straffte sich und lächelte nervös. »Darf ich rauchen?« Heiko schüttelte den Kopf. Hintermann zog eine Schnute und beugte sich vor. »Da ich ja der Mörder bin, kann ich logischerweise auch kein Alibi haben.« Heiko nickte, während Lisa weiterforschte: »Dann erzählen Sie doch mal, wie es war.«
»Was?«
»Na, der Mord.«
»Ach so, ja. Also. Am Samstagabend hab ich mich im Wald versteckt, weil ich wusste, dass der Siegler allein am See angeln würde und außerdem ja noch mal die Kasse prüfen würde.«
»Hm. Und dann?«
»Und dann habe ich mich aus dem Hinterhalt auf ihn gestürzt und ihn mit der Kette erwürgt.«
»Erdrosselt«, präzisierte Heiko.
»Genau. Erdrosselt. Und dann ging er zu Boden, und ich habe ihn dann im Wald hinter dem Baumstamm abgelegt.«
»Ah. Und wo haben Sie ihn genau umgebracht?«
»Na, da zwischen See und Auto, auf dem Weg.«
»Und im Wald hinter dem Baumstamm haben Sie dann den Anhänger verloren«, versuchte Lisa. Hintermann schüttelte den Kopf. »Nein, der ging sicher verloren, als der Siegler sich gewehrt hat. Aber das weiß ich natürlich nicht genau. Wenn ich gemerkt hätte, dass ich ihn verloren habe, hätte ich ihn ja mitgenommen.«
»Ah ja«, meinte Lisa. »Und Ihr Motiv war noch mal …?«
Hintermann lehnte sich zurück. »Sie glauben mir nicht?«, vermutete er.
»Ich sehe kein Motiv«, gab Lisa zu bedenken. »Also müssten Sie entweder durchgedreht sein, oder Sie waren es nicht.«
Hintermann seufzte und fixierte Lisa mit verschränkten Armen. »Vielleicht ist mir einfach seine blöde Fresse auf die Nerven gegangen. Der Typ war ein Idiot.«
»Ich kenne genug Idioten«, gab Lisa zu bedenken und dachte dabei an den einen oder anderen Exfreund. »Aber wenn ich die alle umbringen würde, dann wäre ich ziemlich beschäftigt.« Hintermann schwieg eine Weile, was Frau Brucker zu einem kurzen Blick über den Rand ihrer Brille nötigte. Dann meinte er: »Ich war’s und ich gestehe. Mehr braucht Sie doch nicht zu interessieren.«
»Wenn wir keine Beweise finden, dann sind Sie frei«, gab Lisa zu bedenken.
»Sie haben einen Beweis. Sie haben das Blinkerdings und mein Geständnis. Und der Staatsanwalt sieht das sicher auch so.«
Lisa sah ein, dass es keinen Sinn machte, weiter in den Mann zu dringen, und so brachen die Kommissare das Verhör ab.
Wutentbrannt stürmte Lisa Minuten später mit Heiko im Schlepptau das Büro von Schorsch Ullrich, der eigentlich Georg hieß und ihr Chef war. Schorsch minimierte gelassen sein Solitärfenster an seinem gewaltigen, überaus leistungsfähigen Rechner – sein größtes Hobby war Solitärspielen, und Heiko vermutete, dass er diesem Laster immer frönte, wenn er alleine im Raum war – und lehnte sich in seinem protzigen Ledersessel zurück. »Was gibt’s?«, fragte er unwillig, sie hatten ihn wohl bei einer vielversprechenden Partie gestört. »Herr Ullrich«, begann Lisa, und ihre Stimme konnte nur mühsam ihren Zorn verbergen. »Sie müssen mit dem Staatsanwalt reden. Herr Hintermann ist unschuldig, da bin ich mir ganz sicher.« Der Sessel knarzte erneut, als Schorsch sich noch tiefer hineinfläzte. »Also hören Sie mal, Frau Luft! Es gibt ein Geständnis und ein Bilderbuch-Indiz. Was wollen Sie denn mehr?«
Lisa schüttelte den Kopf. »Der Kerl ist unschuldig, der war’s nicht.« Ullrichs Blick wanderte zu Heiko, dem er als Mann in einer solchen Frage wohl mehr Urteilsvermögen zutraute. Ein Mann würde sich nämlich naturgemäß nicht auf so schwammige Konstrukte wie die weibliche Intuition verlassen. »Was sagst du denn dazu, Heiko?« Heiko spürte den bohrenden Blick, mit dem Lisa ihn von der Seite zu erstechen versuchte. »Na ja, sagen wir mal so, der Hintermann hatte so gar keine Ambitionen, sich rauszureden. Kein Alibi, kein Versuch, den Beweis zu leugnen, er hat einfach sein Zeug gepackt und ist mitgegangen.« Schorsch schielte nervös zur Maus, offenbar lief die Zeit beim Spiel mit und versaute ihm die Quote. Lisa schluckte ihren Ärger hinunter und meinte dann: »Es könnte sein, dass er jemanden schützen will. Seine Frau oder seinen Sohn zum Beispiel.« Heiko schnalzte mit der Zunge. »Eine Frau wäre rein körperlich gar nicht in der Lage zu so einem Mord … Aber der Junge vielleicht, der schaut kräftig aus.«
Lisa erhob Einspruch: »Auch eine trainierte Frau hätte da unter Umständen die Kraft dazu.«
»Ja, dann prüft das doch nach, wenn ihr meint«, resümierte Schorsch und wedelte mit der
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