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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Reich der Schmerzen. Flüsternd begann er zu sprechen. »Eine Frau in Syltport. Ein Tropfen in dem Strom all der Frauen von Syltport. Was mag ihr zugestoßen sein? Ist sie gestorben? Ja. Nein. Von Brandwunden gezeichnet, doch am Leben. Den Arm an der Schulter abgetrennt. In die Enge getrieben und vergewaltigt, während sie ihre Kinder erschlugen. Doch lebendig. Mehr oder weniger.« Seine Stimme klang monoton, es war, als
ginge er eine Liste durch. »Mit ih ren Kindern bei lebendigem Leib verbrannt, als das Haus über ih nen einstürzte. Nahm Gift, gleich nachdem ihr Mann sie geweckt hatte. Im Rauch erstickt. Starb nur wenige Tage später an einer entzündeten Stichwunde. Von einem Schwert durchbohrt. Am eigenen Blut ertrunken, während sie vergewaltigt wurde. Schnitt sich mit eigener Hand die Kehle durch, nachdem sie die Kinder getötet hatte, während die Korsaren versuchten, die Tür aufzubrechen. Überlebte und brachte im nächsten Sommer das Kind eines Korsaren zur Welt. Wurde Tage später gefunden, umherirrend und von Brandwunden übersät, doch ohne Erinnerung an die Geschehnisse. Das Gesicht verbrannt und beide Hände abgehackt, aber sie lebte noch kurze …«
    »Auf hören!«, befahl ich. »Hör auf! Ich bitte dich, hör auf!«
    Der Narr verstummte und holte tief Atem. Sein Blick kehrte in die Gegenwart zurück und heftete sich auf mich. »Aufhören!« Er vergrub das Gesicht in den Händen, und als er weitersprach, da waren seine Worte kaum zu verstehen. »Aufhören? Das schrien auch die Frauen von Syltport. Doch was be reits geschehen ist, können wir nicht ungeschehen machen, Majestät. Es ist zu spät.« Er hob den Kopf. Er sah sehr müde aus.
    »Bitte«, bedrängte ich ihn. »Kannst du mir nichts über diese Frau sagen, die ich in meiner Vision gesehen habe?« Von einem Moment zum anderen konnte ich mich nicht mehr auf ih ren Namen besinnen, nur, dass sie mir sehr viel bedeutete.
    Er schüttelte den Kopf, und die klei nen silbernen Schellen an seiner Kappe klingelten freudlos. »Die einzige Möglichkeit, etwas in Erfahrung zu bringen, wäre, nach Syltport zu gehen.« Er blickte zu mir auf. »Wenn Ihr befiehlt, werde ich es tun.«
    »Veritas soll kommen«, ordnete ich stattdessen an. »Ich habe Order für ihn.«
    »Unsere Truppen können nicht mehr rechtzeitig eintreffen, um
das Massaker zu verhindern«, gab der Narr zu bedenken. »Höchstens können sie helfen, die Brände zu löschen, und aus den Trümmern retten, was noch zu retten ist.«
    »Dann sollen sie wenigstens das tun«, antwortete ich dumpf.
    »Zuvor will ich Euch zurück ins Bett helfen, mein König. Euch friert. Und Ihr müsst etwas essen.«
    »Nein, mein Freund«, wehrte ich trau rig ab. »Soll ich es sen und mich wärmen, während die Leichen von Kindern im Schlamm erkalten? Reiche mir lieber mei ne Gewänder. Und dann geh, um Veritas zu holen.«
    Der Narr ließ sich nicht be irren. »Glaubt Ihr, die Unbequemlichkeit, die Ihr Euch auferlegt, wird auch nur einem einzigen Kind das Leben wiedergeben, Majestät? Was in Syltport geschah, ist nicht mehr zu ändern. Weshalb also müsst Ihr leiden?«
    »Weshalb muss ich leiden?« Ich rang mir ihm zuliebe ein Lächeln ab. »Bestimmt ist das dieselbe Frage, die jeder Einwohner von Syltport heute nach der Nebelnacht gestellt hat. Ich leide, mein närrischer Freund, weil sie gelitten haben. Weil ich König bin. Doch überdies, weil ich ein Mensch bin und Zeuge des Schrecklichen war. Was, wenn jeder Mensch in den Sechs Provinzen zu sich sagte: ›Nun, das Schlimmste ist ihnen bereits widerfahren. Weshalb sollte ich mei ne Mahlzeit und mein warmes Bett aufgeben, um mich darum zu kümmern?‹ Narr, bei dem Blut in meinen Adern, dies ist mein Volk. Lei de ich heute Nacht mehr, als sie es getan haben? Was sind Schmerz und Unbehagen eines Mannes, verglichen mit dem, was in Syltport geschah? Weshalb sollte ich mich schonen, während meine Untertanen abgeschlachtet werden wie Vieh?«
    »Aber ich brauche nicht mehr zu tun, als Prinz Ve ritas zwei Worte ins Ohr zu sagen.« Der Narr ärgerte mich mit seinem Starrsinn. »›Korsaren‹ und ›Syltport‹, und er weiß alles, was zu wissen
nötig ist. Lasst mich Euch zu Bett bringen, Hoheit, und dann werde ich mit diesen Worten zu ihm eilen.«
    »Nein.« Eine neue Welle des Schmerzes breitete sich in meinem Hinterkopf aus und verdunkelte meine Gedanken, doch ich widerstand ihm und blieb bei Sin nen. Ich zwang mei nen Körper, zu dem Sessel neben dem Ka min zu ge

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