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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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König uns schließlich entließ, missfiel es mir, dass Edel zurückblieb, um sich
im Wohngemach des Königs mit Wallace zu be raten, während wir anderen hi nausgingen. Ich ertappte mich bei dem Ge danken, ob Chade mir wohl erlauben würde, Wallace aus dem Weg zu räumen. Einen Mordanschlag auf Edel hatte er mir strikt untersagt, zudem hatte ich meinem König versprochen, ihn unbehelligt zu lassen. Wallace allerdings genoss keine derartige Immunität.
    Draußen im Flur fand Ve ritas noch Zeit, mir für mei nen Beistand zu danken, und ich frag te, weshalb er eigentlich gewollt hatte, dass ich bei dieser Unterredung dabei war.
    »Du bist ein Augen- und Ohrenzeuge«, sagte er bedeutungsvoll. »Bei etwas leibhaftig anwesend zu sein ist etwas völlig anderes, als später nur davon zu hören. Du sollst alle Worte, die gesprochen wurden, im Gedächtnis behalten, damit sie nicht verloren gehen.« Da wusste ich, dass noch in dieser Nacht mit einem Ruf von Chade zu rechnen war.
    Doch ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, Molly zu besuchen. Den König wieder als König gesehen zu haben, erfüllte mich mit neuer Hoffnung. Ich nahm mir vor, nur kurz zu bleiben, um mit ihr zu reden, sie wissen zu lassen, dass ich zu schätzen wusste, was sie um unseretwillen auf sich nahm. Vor der frühen Morgenstunde und zu Chades gewöhnlicher Zeit würde ich wieder in meinem Zimmer sein.
    Ich klopfte vorsichtig an, und Molly öffnete. Sie musste gesehen haben, wie erregt ich war, denn sie kam ohne Zögern oder Fragen sofort in meine Arme. Ich streichelte über ihr schimmerndes Haar, dann schaute ich ihr in die Augen. Die Leidenschaft, die mich plötzlich überkam, glich einer Frühlingsflut, die durch ein Bachbett braust und das Strandgut des Winters hinwegspült. Meine Absicht, ihr nur von den Neuigkeiten zu erzählen, war vergessen, Molly stieß einen überraschten Laut aus, als ich sie heftig in die Arme zog. Doch dann ergab sie sich mir.

    Es schien Monate, nicht Tage her zu sein, dass wir uns zum letzten Mal geliebt hatten. Als sie mich voller Begierde küsste, fühlte ich mich plötzlich gehemmt und befangen. Weshalb sollte sie mich begehren? Sie war so jung, so schön. Es war doch vermessen zu glauben, sie könnte je manden lieben, der so verbraucht, so ausgebrannt war wie ich - doch sie zerstreute all meine Zweifel und zog mich auf sich nieder, und als ich in ihr versank, erkannte ich endlich die Wahrhaftigeit der Liebe in ihren blauen Augen. Ich war beglückt von der Leidenschaftlichkeit, mit der sie mich empfing und in ihre starken weißen Arme schloss. Später erinnerte ich mich an ihr auf einem Kissen golden ausgebreitetes Haar und den Duft von Bergbalsam auf ihrer Haut, erinnerte mich sogar daran, wie sie den Kopf zu rückbeugte und mit ei nem kehligen Stöhnen ihrer Lust Ausdruck gab.
    Nachher flüsterte Molly mir staunend zu, so hätte sie mich noch nie erlebt. Ihr Kopf lag auf meiner Brust. Ich schwieg und streichelte ihr dunk les Haar, das im mer noch nach ih ren Kräutern, Thymian und Lavendel, duftete. Mir war elend zu mute. Ich war mir sicher, ich hatte meine Gedanken gut abgeschirmt, wie es mir bei den Treffen mit Molly zur zweiten Natur geworden war.
    Doch Veritas hatte seine eigenen Lehren nicht befolgt. Blieb nur zu hoffen, dass ich der einzige unfreiwillige Beteiligte gewesen war. Das vorausgesetzt, bestand möglicherweise kein Grund zur Befürchtung, solange ich Stillschweigen darüber bewahrte. Solange es mir gelang, die Süße von Kettrickens Lippen zu vergessen und die Weichheit ihrer weißen, ach so weißen Haut.

KAPITEL 19
    BOTSCHAFTEN
    K ronprinz Veritas verließ Bocksburg zu Beginn des dritten Winters der Heimsuchung durch die Roten Schife. Mit sich nahm er eine kleine Gruppe handverlesener Gefolgsleute, die ihn auf seiner Forschungsreise begleiten sollten, dazu seine persönliche Leibgarde, die den Auftrag hatte, in Jhaampe, der Hauptstadt des Bergreichs, seine Rückkehr abzuwarten. Er argumentierte, je weniger Leute, desto weniger Ausrüstung; immerhin bedingte eine Reise durchs Gebirge zu dieser Jahreszeit, dass sämt liche Verpflegung sowie das Futter für die Tiere mitgeführt werden mussten. Davon abgesehen, wollte er nicht den Eindruck einer militärischen Expedition erwecken. In seine tatsächlichen Absichten waren außer seinen Reisegefährten nur wenige eingeweiht. Vorgeblich begab er sich in das Bergreich, um mit dem Vater seiner Gemahlin, König Eyod, über mögliche Unterstützung gegen die

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