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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Roten Korsaren zu verhandeln.
    Von denen, die ihn begleiteten, sind einige es wert, erwähnt zu werden. Hod, Wafenmeisterin von Bocksburg, gehörte zu den Ersten, die er auswählte. Ihr taktisches Genie wurde von keinem im Reich übertrofen, und ihr Geschick im Umgang mit Wafen war immer noch bemerkenswert, trotz ihrer fortgeschrittenen Jahre. Charim, Veritas’ Kammerdiener, war schon so lange bei ihm und hatte ihn auf so vielen Kampagnen
begleitet, dass gar nicht erst der Gedanke aufkam, er könne zurückbleiben. Maron, so braun im Antlitz wie sein Name nahelegte, gehörte seit mehr als zehn Jahren Veritas’ Leibwache an. Ihm fehlten ein Auge und der größte Teil einer Ohrmuschel; ungeachtet dessen schien er doppelt so alt zu sein wie irgendein anderer Mann. Keef und Kef, Zwillinge und wie Maron Angehörige von Veritas’ persönlicher Garde, gehörten ebenfalls zum Begleitzug. Burrich, der Stallmeister von Bocksburg, schloss sich dem Trupp aus frei em Willen an. Als man Einwände erhob, weil er Bocksburg verlassen wollte, rechtfertigte er sich damit, dass er sein Amt einem fähigen Stellvertreter übergeben habe, und überdies brauche die Reisegesellschaft jemanden, der sich auf Tiere verstand und fähig war, sie mitten im Winter wohlbehalten durch die Berge zu bringen. Auch seine Fähigkeiten als Heiler und seine Erfahrung als des Königs Behüter für Prinz Chivalric führte er an, aber gerade diese letzte Tatsache war nur wenigen bekannt.
     
    Am Abend vor dem Aufbruch ließ Veritas mich in sein Arbeitszimmer kommen. »Du bist nicht einverstanden, habe ich Recht? Du hältst es für ein tö richtes Unterfangen?« Mit diesen Worten empfing er mich.
    Ich musste lächeln. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. »Es stimmt, dass ich ernsthafte Bedenken habe«, gab ich vorsichtig zu.
    »So wie ich. Aber was bleibt mir anderes übrig? Dieses Unternehmen bietet mir wenigstens die Möglichkeit, selbst etwas zu tun. Außer in diesem verdammten Turm zu sitzen und zu fühlen, wie ich langsam, aber sicher vertrockne.«
    Während der letzten Tage hatte er mit ak ribischer Sorgfalt eine Kopie von Kettrickens Landkarte angefertigt. Ich schaute zu, wie er sie zusammenrollte und in einer Lederhülse verstaute. Die Verwandlung, die er in der vergangenen Woche durchgemacht hatte,
war erstaunlich. Sein Haar war immer noch grau, sein Körper immer noch hager, die Muskeln nach Monaten des Stillsitzens geschwunden, doch er bewegte sich mit neuem Schwung, und seit seine Abreise feststand, waren er und Kettricken jeden Abend in der großen Halle erschienen. Es war eine Freude gewesen, ihn mit gesundem Appetit essen zu se hen, und dass er wie frü her bei ei nem Glas Wein verweilte, während Samten oder ein anderer Minnesänger die Anwesenden unterhielt. Au ßerdem herrschte zwi schen ihm und Kettricken nun eine warme Vertrautheit. Bei Tisch ließ sie den Blick kaum je vom Gesicht ihres Gemahls, und wäh rend die Musikanten aufspielten, ruhten ihre Finger auf seinem Unterarm. Auch wenn ich mich noch so gründlich von ihm abschirmte, nahm ich doch allzu deutlich wahr, wie sehr sie ihre Nächte genossen. Ich hatte versucht, mich vor ihrer Leidenschaft in Mollys Arme zu flüchten, aber das trug mir nur Schuldgefühle ein. Molly war glücklich über mein neuerwachtes Verlangen. Wie würde ihr zumute sein, wenn sie wüsste, dass nicht sie allein es war, die meine Lust entfachte?
    Die Gabe. Man hatte mich vor ihrer Macht und ihren Fallstricken gewarnt, davor, wie sie den Willen eines Menschen unterhöhlte und ihn zu ihrem Sklaven machte. Dies aber war eine Gefahr, von der nie mand gesprochen hatte. In ei ner Hinsicht wartete ich darauf, dass Veritas die Burg verließ, damit ich meine Sinne und meine Seele wieder für mich allein haben konnte.
    »Was Ihr in Eurem Turm leistet, ist nicht weniger wert als das, was die Soldaten und Seeleute tun. Nur verstehen leider die Menschen nicht, wie sehr Ihr Euch für sie verzehrt …«
    »Was du sehr gut nach fühlen kannst. Wir sind uns nahege kommen in die sem Sommer, Junge. Näher, als ich es je für mög lich gehalten hätte. Näher, als irgendein Mann mir gewesen ist, seit dein Vater starb.«

    Näher sogar, als Ihr ahnt, mein Prinz. Aber das sprach ich nicht aus. »Ja, so ist es.«
    »Ich habe vor, dich um einen Gefallen zu bitten. Genaugenommen sogar zwei.«
    »Ihr wisst, dass ich Euch nichts verweigern werde.«
    »Niemals so voreilig sein, Fitz. Der erste Gefallen ist, dass du meiner Gemahlin

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