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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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die Hände in die Luft.
    »Verdammt und zugenäht! Erzähl ihnen irgendetwas. Sag Listenreich, der Narbenmann hätte dir im Traum das Bild in einem klaren Teich gezeigt. Er wenigstens sollte den Hinweis verstehen! Sag ihnen, ein Uralter hätte dir die Botschaft überbracht. Denk dir etwas aus, aber bring sie zum Handeln, und zwar schnellstens!«
    »Gut!« Ich stürmte zur Treppe, die Stufen hinunter und zwei Stockwerke tiefer den Flur ent lang zu König Listenreichs Gemächern. Am Ende des Korridors stand Burrich auf seinem Posten. Er schaute zu mir her, als ich gegen die Tür hämmerte, zog sein kurzes Schwert und nahm eine kampfbereite Haltung an. »Piraten!«, rief ich ihm zu. Sollte es ruhig jeder hören. »Fünf Rote Schiffe in Guthaven! Weck die Königin! Sag ihr, unsere Hilfe wird gebraucht!«
    Ohne weitere Fragen zu stellen, klopfte Burrich an Kettrickens Tür und wurde sofort eingelassen. Für mich war es nicht so leicht. Wallace lugte misstrauisch durch einen schmalen Spalt zu mir hinaus, stellte sich aber taub für meine Bitten, bis ich ihm den Vorschlag machte, er solle persönlich in die Große Halle eilen und
Edel mitteilen, was sich zugetragen hatte. Ich nehme an, die Aussicht auf ei nen dramatischen Auftritt vor all den vornehmen Herrschaften am Hohen Tisch, wäh rend er sich vertraulich zu des Prinzen Ohr neigen würde, untergrub sein ansonsten so ausgeprägtes Pflichtbewusstsein. Er ließ die Tür unbewacht, als er zu seinem kleinen Alkoven hastete, um sich für seinen Auftritt dementsprechend zurechtzumachen.
    Des Königs Schlafgemach lag völlig im Dunkeln, der Geruch von Rauchkraut hing schwer in der Luft. Ich griff mir im Wohngemach eine Kerze, entzündete sie am he runtergebrannten Feuer und ging hinein. Im Finstern wäre ich fast auf den Narren getreten, der wie ein Hund zusammengerollt vor dem Bett des Königs schlief. Ich schaute ungläubig auf ihn nieder. Er hatte nicht einmal ein Kissen oder eine De cke, sondern musste sich mit dem Vorleger begnügen. Erst streckte er sich nur schlaftrunken, dann aber schrak er hoch. »Was ist? Was gibt es?«, fragte er.
    »Piraten in Guthaven. Fünf Rote Schiffe. Ich muss es dem König melden. Weshalb schläfst du hier? Fürchtest du dich, in dein eigenes Zimmer zurückzukehren?«
    Er lachte bitter. »Eher, in dieses hier nicht mehr zurückkehren zu können, wenn ich es erst einmal verlassen habe. Das letzte Mal, als Wallace mich aus gesperrt hatte, musste ich eine Stunde lang klopfen und rufen, bevor der König meine Abwesenheit bemerkte und nach mir verlangte. Ein anderes Mal zuvor bin ich mit dem Frühstück hineingeschlüpft, und bei anderer Gelegenheit …«
    »Man will dich von dem König trennen?«
    Er nickte. »Mit Zu ckerbrot oder der Peit sche. Heute Abend hat Edel mir einen Beutel mit fünf Goldstücken angeboten, ich solle mein schönstes Narrenkostüm anlegen und in die Halle hinunterkommen, um ihn und seine Gäste zu unterhalten. Oh, wie er sich darüber ausgelassen hat, nachdem du gegangen warst, wie
man mich bei Hofe vermisst und welche Schande es sei, dass ich meine Jugend hier oben in der Abgeschiedenheit vergeude. Und als ich ihm antwortete, ich fände König Listenreichs Gesellschaft ersprießlicher als die von anderen Narren, warf er sogleich die Teekanne nach mir. Was unserem Freund Breitarsch ganz unverhohlenes Missvergnügen bereitete, hatte er doch ge rade einen solchen abscheulichen Kräutersumpf gebraut, dass es einen nach dem Duft von Fürzen verlangen könnte.«
    Während unseres Gesprächs hatte der Narr Kerzen angezündet und das Feuer im Ka min geschürt. Jetzt zog er ei nen der schwe ren Bettvorhänge zur Seite. »Majestät?«, sagte er, sanft wie zu einem Kind. »FitzChivalric ist gekommen, mit einer wichtigen Nachricht für Euch. Wollt Ihr erwachen und ihn anhören?«
    Erst schien es, als hätten den König die Worte nicht erreicht. »Euer Majestät?«, wiederholte der Narr. Er be feuchtete ein Tuch mit kaltem Wasser und betupfte damit das Gesicht des Kranken. »König Listenreich?«
    »Mein König, Euer Volk ist in Not!« Die Worte stürzten mir nur so von den Lippen. »Guthaven wird von den Korsaren belagert. Sie sind mit fünf Roten Schiffe gekommen. Wir müssen auf der Stelle Truppen dorthin entsenden oder alles ist verloren. Denn wenn sie dort erst einen Stützpunkt haben …«
    »… können sie unseren Hafen sperren.« Während er sprach, hob der König matt die Lider. Er bewegte sich nicht und sein Gesicht war

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