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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wirkte darüber plötzlich auch etwas befangen, aber ich lächelte nur. »Erfahrung hat Vorrang«, sagte ich zu ihm.
    Wir ritten zum Tor. »Es sollte uns glücken, die Königin einzuholen,
bevor sie die Küstenstraße erreicht hat«, sagte Burrich gerade, als ein Wächter sich uns in den Weg stellte.
    »Halt!«, be fahl er unnötig laut. Man hörte ihm an, dass er sich nicht recht wohl in seiner Haut fühlte.
    Unsere Pferde scheuten und wir nahmen die Zügel kurz. »Was hat das zu bedeuten?«, verlangte Burrich zu wissen.
    Der Mann behauptete seinen Platz. »Ihr dürft passieren, Herr«, sagte er respektvoll zu Burrich. »Aber ich habe Befehl, den Bastard nicht aus der Burg zu lassen.«
    »Den Bastard?« Burrich stieß das Wort zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, der Zorn gab seiner Stimme einen düsteren Ausdruck. »Es heißt: ›FitzChivalric, Sohn von Prinz Chivalric‹!«
    Der Mann glotzte ihn verständnislos an.
    »Sag es, auf der Stelle!«, schrie ihm Bur rich laut entgegen und richtete sich bedrohlich auf. Plötzlich schien er doppelt so groß zu sein wie in Wirklichkeit. Sein heißer Zorn war förmlich spürbar.
    »FitzChivalric, Sohn von Prinz Chivalric«, stammelte der Mann. Er atmete tief ein und schluckte kurz. »Aber wie ich ihn auch nenne, ich habe meine Befehle. Er darf nicht passieren.«
    »Vor nicht ganz ei ner Stunde erhielten wir von der Königin den Befehl, mit ihr zu reiten oder ihr so bald wie möglich zu folgen. Willst du be haupten, dein Be fehl hätte mehr Gewicht als der ihre?«
    Der Mann wurde unsicher. »Wartet hier.« Er verschwand im Wachhäuschen.
    Burrich schnaubte. »Wer immer ihn ausgebildet hat, sollte sich schämen. Er verlässt sich ganz darauf, dass unsere Ehre uns daran hindert, einfach weiterzureiten.«
    »Vielleicht ist es auch nur so, dass er dich kennt«, bemerkte ich.
    Er sah mich mit gerunzelten Augenbrauen an. Gleich darauf
trat der Hauptmann der Wache aus der Tür und salutierte grinsend. »Reitet zu und viel Glück in Guthaven.«
    Burrich antwortete mit einer Geste, die halb einen Gruß, halb ein Lebewohl andeutete, und wir spornten unsere Pferde an und ritten schnell durchs Tor hi naus. Ich überließ es Bur rich, das Tempo zu bestimmen. Es war dun kel, aber am Fluss des Burg bergs verlief die Straße gerade und eben, und der Mond spendete etwas Helligkeit. Burrich verstieß in dieser Nacht gegen sämtliche Lektionen, die er mir einst schmerz haft eingebleut hatte, und ließ die Pferde galoppieren, bis wir die Nachhut der Königinnengarde vor uns sahen. Erst dann gestattete er den Tieren, in Trab zu fallen. Ich sah, wie man sich dort umdrehte. Wir wurden erkannt, und ein Soldat hob grüßend die Hand.
    »Einer tragenden Stute, tut es zu Beginn der Trächtigkeit gut, wenn sie Bewegung hat.« Als Burrich mich bei diesen Worten ansah, sah ich im Dunkeln das Weiß in seinen Augen schimmern. »Wie es sich bei Menschen und Frauen verhält, weiß ich nicht so genau.«
    Ich musste grinsen. »Und du glaubst, ich wüsste dir dazu einen Rat?« Dann schüttelte ich den Kopf und wurde ernst. »Ich weiß nicht. Manche Frauen reiten nicht, wenn sie guter Hoffnung sind, andere tun es. Ich glaube nicht, dass Kettricken Veritas’ Kind gefährden würde. Außerdem ist sie bei uns besser aufgehoben als in der Burg bei Edel.«
    Burrich schwieg, aber ich spürte sei ne Zustimmung. Doch ich spürte noch etwas anderes.
    Endlich jagen wir zusammen!
    Still, warnte ich ihn mit ei nem Seitenblick auf Bur rich. Um das Gespräch fortzusetzen, zog ich mich mit meinen Gedanken in einen abgelegenen Winkel meines Gehirns zurück. Wir reiten weit. Kannst du mit den Pferden Schritt halten?

    Auf kurze Entfernung sind sie schneller als ich, aber kein Tier vermag länger und ausdauernder zu laufen als ein Wolf.
    Burrich versteifte sich im Sat tel. Ich wusste, Nachtauge trabte neben der Straße her wie ein Schatten in der Dunkelheit. Es war schön, wieder frei und mit ihm zusammen zu sein. Es war schön, die engen Mauern hinter mir zu las sen und zu handeln. Nicht, dass ich mich über den Angriff auf Guth aven freute, aber endlich bot sich mir eine Möglichkeit, etwas zu tun, auch wenn uns vielleicht nur die Aufgabe zufiel, die Trümmer einer Stadt wegzuräumen und zu sichten, was davon übrig und verschont geblieben war. Ich schaute zu Burrich hinüber und spürte, wie sein Ärger zu mir herüberströmte.
    »Burrich?«, fragte ich behutsam.
    »Es ist ein Wolf, habe ich Recht?« Bur rich schien

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