Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote
seinen ausgezeichneten Pferdeverstand berühmt und wegen seiner guten Hand für Hunde und Falken. Sein Geschick im Umgang mit Tieren war schon zu seinen Lebzeiten legendär.
Er begann seine Laufbahn im Dienst des Königs als einfacher Soldat. Über seine Herkunft wird gemunkelt, dass er aus einer Sippe stammte, die sich in Shoaks nie dergelassen hatte; seine Großmutter soll eine Sklavin gewesen sein, die sich um einen außergewöhnlichen Dienst von ihrem Herrn aus Bingtown freikaufte.
Als Soldat erregte seine Verwegenheit im Kampf die Aufmerksamkeit des jungen Prinzen Chivalric. Wenn man den Gerüchten glauben will, erschien er das erste Mal vor seinem Prinzen, um für seine Teilnahme an einer Wirtshausschlägerei abgestraft zu werden. Er diente Chivalric eine Zeitlang als Übungspartner, mit dem er sich im Gebrauch der Wafen vervollkommnete, aber Chivalric entdeckte bald seine Begabung für Tiere und gab ihm die Aufsicht über die Pferde seiner Leibgarde. Bald versorgte er auch Chivalrics Hunde und Falken und wurde schließlich der unumschränkte Herrscher der gesamten Stallungen von Bocksburg. Seine Fähigkeit, die Krankheiten von Tieren zu erkennen und zu kurieren, das Wissen um die Beschafenheit ihrer inneren Organe,
erstreckte sich auf Rindvieh, Schafe, Schweine und auch auf Geflügel. Niemand war ihm auf diesem Gebiet überlegen.
Nachdem er bei einem Jagdunfall verletzt worden war, hinkte Burrich für den Rest seines Lebens. Diese Behinderung scheint das jähzornige, hitzige Temperament gedämpft zu haben, für das er in jüngeren Jahren berüchtigt gewesen war, trotzdem blieb er bis ans Ende seiner Tage ein Mann, den niemand ohne Not herausforderte.
Seine Kräutermedizin brachte die Ausbreitung von Schafsräude zum Stillstand, das in den Jahren nach der Blutpest die Lämmer im Herzogtum Bearns befiel. Er bewahrte die Herden vor der völligen Ausrottung und verhinderte das Übergreifen der Seuche auf Bocksland.
Eine klare Nacht mit glitzernden Sternen. Ein starker, gesunder Körper, der mit übermütigen Sätzen einen verschneiten Hang hinuntertollte. Hinter uns stäubten Schneekaskaden von den Büschen. Wir hatten gejagt, getötet und wir hatten gefressen. Jeder Hunger war gestillt. In der knisternden Kälte öffnete sich die Nacht uns mit ihrer ganzen Frische und Offenheit. Kein Käfig hielt uns fest, kei ne Menschen quälten uns. Ge meinsam berauschten wir uns an unserer Freiheit. Wir gingen dorthin, wo die Quelle so stark sprudelte, dass sie fast nie zu fror, und leckten das eis kalte Wasser. Nachtauge schüttelte uns von Kopf bis Schwanz. Dann reckte er witternd die Nase in den Wind.
Der Morgen kommt.
Ich weiß, ich will nicht daran denken. Der Morgen, wo das Reich der Träume endet und die Herrschaft der Wirklichkeit wieder beginnt.
Du musst mit mir kommen.
Nachtauge, ich bin schon bei dir.
Nein, du musst ganz zu mir kommen. Du musst loslassen.
Das Gleiche hatte er mir in dieser Nacht mindestens schon zwanzigmal vorgehalten. Er meinte es ernst, das war nicht zu verkennen.
Seine Beharrlichkeit erstaunte mich, es sah Nachtauge nicht ähnlich, an einer Idee festzuhalten, die nichts mit seinem hungrigen Bauch zu tun hatte. Diesmal handelte es sich um etwas, das er und Burrich beschlossen hatten. Ich sollte mit ihm gehen.
Ich begriff nicht, wie er sich das vorstellte.
Wieder und wieder hatte ich ihm erklärt, dass ich gefangen war, dass mein Körper - genau wie du da mals, weißt du noch? - in einem Käfig gefangen war. Mein Bewusstsein konnte zwar bei ihm sein, für eine gewisse Zeitspanne wenigstens, aber ich konnte nicht einfach so mit ihm gehen, wie er es wollte. Jedes Mal antwortete er, er habe mich verstanden, aber ich verstünde ihn nicht. Nun ging die ganze Diskussion also von vorne los.
Ich spürte, wie er sich zur Geduld zwang. Du musst mit mir kommen, jetzt. Den ganzen Weg. Bevor sie kommen, um dich zu wecken.
Ich kann nicht. Mein Körper ist in einem Käfig eingesperrt.
Lass ihn zurück! forderte er heftig. Lass los!
Was meinst du?
Verlass ihn, lass los, komm mit mir.
Du meinst, sterben? Das Gift schlucken?
Nur, wenn es nicht anders geht. Aber tu es jetzt, schnell, bevor sie dir noch mehr Schmerzen zufügen können. Lass deinen Körper zurück und komm mit mir. Lass los, du hast es schon ein mal getan. Erinnerst du dich?
Die Anstrengung, seine Gedankenbilder zu verstehen, brachte mir wieder die Schwäche unserer Verbundenheit zu Bewusstsein. Die Schmerzen meines
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