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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zu spüren bekommen!« Langsam senkte sie die Klinge und ließ sie in die Scheide zurückfallen. Wieder musterte sie uns mit ihrem entschiedenen Blick. »Und nun lasst uns reiten, meine Getreuen.«

    Ich hatte eine Gänsehaut bekommen. Um mich herum bestiegen Män ner und Frauen ihre Pferde und formierten sich zu ei ner Kolonne. Genau im rechten Augenblick erschien Burrich neben dem Wagen, Federleicht am Zügel führend. Ich fragte mich, wo er das Zaum- und Sattelzeug in Schwarz und Rot hergenommen hatte, den Farben von Trauer und Vergeltung. Hatte sie es verlangt, oder war es Eigenmächtigkeit von ihm? Kettricken wechselte vom Bock des Wagens in den Sattel des Pferdes, und Federleicht stand trotz ihrer ungewohnten Art aufzusteigen da wie in Erz gegossen. Kettricken hob die Hand und stieß sie nach vorn. Hinter ihr strömte der Reiterzug mächtig vom Hof und zum Tor hinaus.
    »Halt sie auf!«, zischte Edel in meinem Rücken. Ich fuhr herum und merkte, dass er und Ve ritas unbemerkt von der Menge hinter mir standen.
    »Nein!«, wagte ich mit gedämpfter, aber entschiedener Stimme zu widersprechen. »Fühlt Ihr es nicht? Man darf es nicht zerstören. Sie hat ihnen allen etwas wiedergegeben. Ich weiß nicht was, aber sie haben es lange schmerzlich vermisst.«
    »Stolz.« Veritas’ sonore Stimme gab dem Wort ein besonderes Gewicht. »Das ist es, was wir alle vermisst haben, und ich am meisten.« Er schaute zum Tor. »Dort reitet eine Königin«, meinte er versonnen. Verbarg sich hi ner sei nem Lächeln auch ein Anflug von Neid? Langsam drehte er sich um und ging zu rück in die Burg. Hinter uns brandete Stimmengewirr auf, als die Zurückgebliebenen sich da ran machten zu tun, worum die Kronprinzessin sie gebeten hatte. Ich folgte Veritas und war noch im mer von dem Ereignis erschüttert, dessen Zeuge ich gerade gewesen war. Edel drängte sich an mir vorbei und trat seinem Bruder in den Weg. Er bebte vor Zorn. Ve ritas blieb stehen. »Wie konntest du das zulassen? Lässt du dir von dieser Frau auf der Nase herumtanzen? Sie macht uns zum Gespött! Wer ist sie, Befehle zu geben und
über unsere Truppen zu gebieten? Wer ist sie, dass sie sich an maßt, selbstherrlich hier zu schalten und zu walten?«
    »Meine Gemahlin«, antwortete Veritas sanft. »Und deine Kronprinzessin. Von dir selbst ausgewählt. Vater hat mir versichert, du würdest eine Frau aussuchen, die geeignet wäre, Königin zu sein. Ich glaube, du hast eine bessere Wahl getroffen, als es in deiner Absicht stand.«
    »Deine Gemahlin? Dein Untergang, du Esel! Sie bringt dich zu Fall, sie schneidet dir die Keh le durch, wäh rend du schläfst! Sie wird sich die Herzen des Vol kes erobern, sie schafft sich ei nen eigenen Namen! Bist du blind, Schwachkopf? Vielleicht willst du in aller Gemütsruhe zusehen, wie diese Furie aus den Bergen dir die Krone stiehlt, aber ich denke nicht daran!«
    Ich bückte mich has tig, um mei nen Schuh zuzubinden und um nicht Zeuge davon zu werden, wie Prinz Veritas Prinz Edel schlug. Das tat ich keine Sekunde zu früh, denn schon hörte ich das Klatschen vom Schlag einer offenen Männerhand in jemandes Gesicht, worauf ein abgehackter Wutschrei folgte. Als ich aufblickte, stand Veritas da wie zuvor, während Edel sich gebückt eine Hand vor Mund und Nase hielt. »Kronprinz Veritas duldet keine Beleidigung seiner Kronprinzessin Kettricken. Oder seiner eigenen Person. Ich sagte eben, mei ne Gemahlin hätte unseren Soldaten ihren Stolz zurückgegeben. Vielleicht hat sie mich damit auch an den meinen gemahnt.«
    »Der König wird erfahren, was du getan hast!« Edel starrte fassungslos auf das Blut in sei ner Hand und hielt sie Ve ritas zitternd vor die Augen. »Mein Vater wird das Blut se hen, das du vergossen hast!« Der kostbare Lebenssaft lief ihm aus der Nase. Er beugte sich vor und hielt die Hand von sich weg, um sei ne Kleider nicht durch Blutflecken zu verderben. »Wie? Du hast vor, bis zum Nachmittag weiterzubluten, wenn unser Vater sich erhebt? Falls dir das
Kunststück gelingt, möchte ich es mir gerne mit an sehen.« Zu mir gewandt: »Fitz! Hast du nichts Gescheiteres zu tun, als herumzustehen und Maulaffen feilzuhalten? Fort mit dir. Sieh zu, dass den Anordnungen meiner Gemahlin Folge geleistet wird!«
    Veritas drehte sich um und schritt den Kor ridor hinunter, und ich beeilte mich, ihm zu gehorchen, zumal mir dies ermöglichte, Edel aus den Augen zu kommen. Er war am Anfang des Ganges stehengeblieben, stampfte mit dem Fuß auf

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