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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nur für ihn allein. Die Zirkel waren ihm ergeben, und die Drachen würden ihm ergeben sein. Und er würde danach noch mehr Zirkel bilden und mehr und mehr Drachen erschaffen, bis er viel mehr hatte als Veritas. Es war nur so, dass Will bisher die Zirkel für ihn ausgebildet hatte, und nun war Will nicht mehr zu gebrauchen. Der Drache hatte ihm das Bein abgerissen, als er ihn in die Luft geschleudert hatte, und Will war in einem Baum gelandet und dort wie eine kaputte Vogelscheuche hängen geblieben. Widerwärtig. Ein Mann mit einem Bein. Er konnte kaputte Sachen nicht leiden. Wills blindes Auge war schon schlimm genug gewesen, aber jetzt auch noch ein Bein zu verlieren? Was sollten die Leute von einem König denken, der sich verkrüppelte Dienstboten hielt? Seine Mutter hatte immer einen Argwohn gegen Krüppel gehabt. Sie sind neidisch, hatte sie ihn gewarnt, immer neidisch, und sie werden dir in den Rücken fallen. Aber Will hatte er leider für die Zirkel gebraucht. Dummer Will. Will war an allem schuld. Aber Will war der Einzige, der sich darauf verstand, in Menschen die Gabe zu wecken und aus ihnen Zirkel zu formen. Also sollte er vielleicht doch jemanden hinschicken, um Will zu holen. Falls Will noch lebte.
    Will? Edel dachte zaghaft zu uns hin.
    Kleiner Irrtum. Ich schloss meine Gabe um ihn wie eine Faust. Es war so lächerlich einfach, wie eine schlafende Henne von der Stange zu nehmen.
    Lass mich los! Lass mich los!
    Ich spürte, dass er nach seinen anderen Zirkeln griff, was ich aber sofort unterband. Er hatte keine Kraft; er besaß nicht mehr als einen winzigen Funken der Gabe. Immer war es nur die Gabe des Zirkels gewesen, deren Mitglieder er wie Marionetten gelenkt hatte. Ich war erschüttert. Diese Bürde der Angst, die ich ein ganzes Jahr mit mir herumgeschleppt hatte. Vor wem? Vor einem quengelnden, verwöhnten Kind, das seinem älteren Bruder die Spielzeuge wegnehmen wollte. Die Krone und der Thron waren für Edel nichts anderes, als es die Pferde und die Schwerter gewesen waren. Er hatte keinerlei Vorstellung davon, wie ein Königreich zu regieren war. Er wollte nur eine Krone auf dem Kopf tragen und seine Begierden nach Lust und Laune ausleben. Erst seine Mutter und dann Galen hatten seine Machtergreifung geplant und für ihn die Fäden gezogen. Er hatte von ihnen nichts weiter gelernt, als mit Arglist und Verschlagenheit seinen Willen durchzusetzen. Hätte Galen ihm nicht den Zirkel unterstellt, hätte er nie irgendwelche Macht besessen. Dieser Unterstützung beraubt, sah ich ihn als das, was er war: ein verhätscheltes Kind, das man mit seiner Neigung zur Grausamkeit niemals in seine Schranken gewiesen hatte.
    Davor haben wir uns gefürchtet und sind wir geflohen? Davor?
    Nachtauge, was tust du hier
    Ich wollte sehen, Bruder, für welches Fleisch wir einen so weiten Weg gegangen sind.
    Edel wand sich und schauderte, buchstäblich krank vor Ekel über die Alte Macht in seinem Bewusstsein, mit der der Wolf ihn nun berührte. Es war unsauber und widerlich, ein schmutziges Hundevieh, abscheulich und übelriechend, so schlimm wie diese Rattenkreatur, die nachts in seinen Gemächern ihr Unwesen trieb und sich nicht einfangen ließ... Nachtauge drängte näher heran und presste die Alte Macht gegen ihn, als könnte er ihn über die Entfernung hinweg wittern. Edel begann zu würgen und mit Händen und Füßen um sich zu schlagen.
    Genug , sagte ich zu Nachtauge, und der Wolf zog sich zurück.
    Wenn du ihn töten willst, tu es bald, riet er mir . Der andere wird schwächer und stirbt, wenn du dich nicht beeilst.
    Er hatte Recht. Wills Atem ging flach und hechelnd. Ich verstärkte die Gabenfessel um Edel, dann ließ ich Will erneut Kraft zuströmen. Er versuchte sich dagegen zu wehren, aber sein Wille kam nicht einfach nicht mehr dagegen an; solange es eine Möglichkeit gibt, wird der Körper sich immer entschließen zu leben. Es dauerte nicht lange, bis Wills Atem sich wieder beruhigt hatte und sein Herz kräftiger schlug. Noch einmal nahm ich Gabe in mich auf. Ich sammelte sie in mir und formte sie für meine Zwecke. Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder Edel zu.
    Wenn du mich tötest, wirst du dich selbst verbrennen. Du wirst deine Gabe verlieren, wenn du mich damit schlägst.
    Darüber hatte ich selbst schon nachgedacht. An der Gabe hatte ich nie viel Freude gehabt. Ich hätte mich schon immer gern mit der Alten Macht begnügt und auf die Gabe verzichtet. Es war kein Verlust.
    Ich zwang mich, an

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