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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mich losließ, knickten meine Beine ein. Ich setzte mich schwer auf den Rand und klemmte die zitternden Hände zwischen die Knie. Molly sah stumm auf mich hinunter. Ich konnte sie nur undeutlich erkennen, aber ihre Haltung verriet mir, dass sie bisher noch nichts versöhnlicher gestimmt hatte.
    Nach einem Moment beiderseitigen Schweigens wagte ich den Versuch, die unglückliche Missstimmung zu beheben. »Ich habe von dir geträumt. Während ich weg war.«
    Sie blieb weiterhin stumm. Ich fasste Mut. »In meinem Traum warst du in Syltport. Als es überfallen wurde.« Meine Stimme klang gepresst, weil ich mich bemühte, das Beben zu unterdrücken. »Ich träumte von Feuern und von brandschatzenden Piraten. Ich meinem Traum gab es zwei Kinder, die du beschützt hast. Es sah aus, als wären es deine.« Die Worte prallten an ihrem Schweigen ab wie an einer Mauer. Sie hielt mich wahrscheinlich für nicht ganz bei Sinnen, ihr etwas von prophetischen Träumen auftischen zu wollen. Und warum, o warum nur, von allen Menschen auf der Welt, musste es ausgerechnet Molly sein, die mich in einem derart würdelosen Zustand erlebte? Das Schweigen dauerte und dauerte. »Aber du warst hier, in Bocksburg und in Sicherheit.« Meine Stimme schwankte, ich musste tief Luft holen. »Ich bin so froh, dass dir nichts geschehen ist. Aber wie bist du nach Bocksburg gekommen und weshalb, und was tust du hier?«
    »Was ich hier tue?« Ihre Stimme klang ebenso gepresst wie meine und kalt vor Zorn, doch ich glaubte auch einen Anflug von Furcht herauszuhören. »Ich bin auf der Suche nach einem Freund hergekommen.« Sie unterbrach sich, um die Gefühle niederzuringen, die sie zu überwältigen drohten. Als sie weitersprach, zwang sie sich zu einem ruhigeren, beinahe freundlichen Tonfall. »Mein Vater hinterließ mir nichts als Schulden, und ich musste zusehen, als die Gläubiger kamen und mir das Geschäft wegnahmen. Um mir bei der Ernte etwas Geld für den Neuanfang zu verdienen, ging ich zu Verwandten. Nach Syltport. Woher du das gewusst hast, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Mein Lohn machte einen Teil der benötigten Summe aus, und mein Vetter erklärte sich bereit, mir den Rest vorzustrecken. Die Ernte war gut gewesen. Am nächsten Tag wollte ich nach Burgstadt zurückkehren. Aber Syltport wurde überfallen. Ich war da, mit meinen Nichten …« Ihre Stimme erstarb unter dem Ansturm der Erinnerungen. Vor meinem inneren Auge entstanden die gleichen Bilder: die Schiffe, die lodernden Flammen, die lachende Frau mit dem Schwert. Ich wollte ihren Blick einfangen, aber sie schaute über mich hinweg ins Leere und sprach im gleichmütigen Ton eines unbeteiligten Berichterstatters weiter.
    »Meine Verwandten verloren alles, was sie besaßen, und schätzten sich den noch glücklich, weil ihre Kinder am Leben geblieben waren. Natürlich konnte ich sie nicht mehr bitten, mir Geld zu leihen. Ich fragte nicht einmal nach meinem Lohn, sie hätten ihn mir ohnehin schuldig bleiben müssen. So kam ich nach Burgstadt zurück. Der Winter war nicht mehr fern, und ich hatte kein Unterkommen. Aber, dachte ich, Neuer ist mir immer ein guter Freund gewesen. Wenn es jemanden gibt, den ich bitten kann, mir mit etwas Geld wieder auf die Beine zu helfen, dann ist er es. Ich stieg also zur Burg hinauf und fragte nach dem Gehilfen des Schreibers, doch man zuckte nur die Achseln und schickte mich zu Fedwren. Fedwren hörte zu, als ich dich beschrieb, runzelte die Stirn und schickte mich weiter zu Prinzessin Philia.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. Ich schreckte davor zurück, mir diese Begegnung auch nur auszumalen. »Sie nahm mich als Zofe an«, schloss Molly leise. »Sie meinte, das wäre das Mindeste, was sie für mich tun könnte, nachdem du mich entehrt hättest.«
    »Dich entehrt?« Ich fuhr auf. Die Welt um mich geriet ins Wanken, vor meinen Augen sprühten Funken. »Wie? Wie soll ich dich entehrt haben?«
    Molly antwortete sehr gelassen. »Sie sagte, du hättest dir offenbar meine Zuneigung erschlichen und mich dann sitzenlassen. Unter der stillschweigenden Voraussetzung, dass du mich eines Tages heiraten würdest, hätte ich mir von dir den Hof machen lassen.«
    »So ist das nicht …« Bestürzt, verwirrt, benommen, fiel es mir schwer, Worte zu finden. »Wir waren Freunde. Ich wusste nicht, dass du andere Gefühle hattest…«
    »Wirklich nicht?« Sie reckte das Kinn vor, eine Geste, die ich sehr gut kannte. Vor sechs Jahren hätte man dabei

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