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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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er würde kein Geld für solchen Unfug verschwenden. Dann schloss er mich im Laden ein und ging, um sich zu betrinken. Doch schon damals hatte ich meine Schlupflöcher. Ich ging also trotzdem zu den Buden hinunter, um sie mir anzusehen. In einer saß ein alter Mann, der mit einem Kristall die Zukunft vorhersagte. Du weißt, wie sie es machen. Sie halten den Kristall an eine Kerzenflamme und deuten dein Schicksal danach, wie die Farben über dein Gesicht fallen.« Sie sah mich an.
    »Ich weiß«, sagte ich und nickte. Ich kannte die Sorte Wald- und Wiesenzauberer, die sie meinte, und hatte schon einmal die farbigen Lichter über das selbstvergessene Gesicht einer Frau spielen sehen. Was ich mir jetzt aber mehr als alles andere zu sehen wünschte, und das klar und deutlich, war Mollys Gesicht. In meinen Augen musste sie die Wahrheit erkennen können. Ich sehnte mich danach, einfach aufzustehen und zu ihr hinzugehen, sie in die Arme zu schließen, aber ich wusste, ich würde torkeln, schwanken und vielleicht hinfallen. Nein, ich wollte ihr nicht wieder so ein erbärmliches Schauspiel bieten und sie in ihrem Glauben bestärken, ich sei betrunken.
    »Viele Mädchen und Frauen ließen sich die Zukunft vorhersagen, aber ich hatte keinen Heller, deshalb konnte ich nur zuschauen. Doch nach einer Weile bemerkte mich der alte Mann. Ich nehme an, er dachte, ich wäre nur zu schüchtern. Er fragte mich, ob ich nichts über meine Zukunft erfahren wollte, und ich fing an zu weinen, denn ich hatte doch den Heller nicht. Dann lachte Brinna, das Fischweib, und sagte, ich könnte mir das Geld sparen. Alle Welt wusste, wie meine Zukunft aussah. Ich war die Tochter eines Säufers, ich würde die Frau eines Säufers sein und die Mutter von Säufern.« Ihre Stimme brach, sie atmete tief ein. »Alle fingen an zu lachen. Sogar der alte Mann.«
    »Molly«, sagte ich, aber sie hörte mich gar nicht.
    »Ich habe immer noch keinen Heller«, fuhr sie leise fort. »Aber eines weiß ich genau, ich werde nie die Frau eines Säufers sein. Und ich glaube, ich möchte auch keinen zum Freund haben.«
    »Du musst mir zu hören. Du bist ungerecht!« Meine verräterische Zunge gehorchte mir nicht. »Ich …«
    Die Tür schlug zu.
    »… wusste nicht, was du für mich empfunden hast.« Meine Worte erstarben in dem leeren, kalten Zimmer.
    Dann überfiel mich der Schüttelfrost mit voller Gewalt, aber diesmal wollte ich sie nicht so ohne weiteres gehen lassen. Ich stand auf und kam gerade einmal zwei Schritte weit, bevor der Boden unter mir schwankte wie ein Schiff auf stürmischer See und ich auf die Knie fiel. Eine Zeitlang verharrte ich so und ließ wie ein Hund den Kopf hängen. Ich glaube kaum, dass es sie beeindruckt hätte, wenn ich hinter ihr hergekrochen gekommen wäre, viel eher hätte ich mir wohl einen Fußtritt eingehandelt. Vorausgesetzt, es wäre mir überhaupt gelungen, sie zu finden. Stattdessen kroch ich zu meinem Bett zurück und kletterte hinein. Die Kleider behielt ich an und zog nur die Decke über mich. Ein dichter schwarzer Schleier senkte sich über meine Augen, aber ich schlief nicht gleich ein, sondern lag wach und dachte über den letzten Sommer nach. Wie dumm ich gewesen war. Ich hatte einer Frau den Hof gemacht und geglaubt, ich ginge mit einem Mädchen spazieren. Diese drei Jahre Altersunterschied - ich war überzeugt gewesen, dass sie in mir nur den Jungen sah und ich sie nie gewinnen konnte. Deshalb hatte ich mich benommen wie ein Junge und gar nicht erst den Versuch gemacht, ihr als Mann gegenüberzutreten. Und genau dieser Junge hatte sie verletzt und ja, sie getäuscht und aller Wahrscheinlichkeit nach ihre Liebe unwiderruflich verloren. Mit diesen düsteren Gedanken versank ich in einer tiefschwarzen Dunkelheit, die mir nur einen winzigen und vielleicht trügerischen Lichtblick bot.
    Sie hatte den Jungen geliebt und eine gemeinsame Zukunft für uns vorausgesehen. Ich klammerte mich an diesen Lichtblick und sank in tiefen Schlummer.

KAPITEL 4
ZWICKMÜHLEN
    I n Bezug auf die alte Macht und die Gabe vermute ich, dass jeder Mensch ein gewisses Maß dieser Fähigkeiten besitzt. Ich habe erlebt, wie Frauen unvermittelt eine Arbeit aus der Hand legten, um ins Nebenzimmer zu gehen, wo der Säugling Anstalten machte, aus dem Schlummer zu erwachen. Handelt es sich dabei nicht vielleicht um eine Form der Gabe? Oder man Betrachtet die wortlose Zusammenarbeit innerhalb einer Mannschaft, die schon lange Jahre auf demselben Schiff

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