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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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weibliche Stimme unsicher.
    »Ein Glas zu viel«, log ich. Mit meinem vom Wein durchtränkten Hemd roch ich jedenfalls wie ein Trunkenbold. »Gleich geht es mir wieder besser.«
    »Ich werde Euch die Treppe hinaufhelfen. Hier zu stürzen wäre gefährlich.« Die Stimme drückte jetzt eisige Missbilligung aus. Ich machte die Augen auf und lugte zwischen den Fingern hindurch dem grellen Licht entgegen. Ich sah blaue Rocksäume aus dem robusten Stoff, den alle Dienstboten trugen. Ohne Zweifel hatte sie schon oft mit Betrunkenen zu tun gehabt.
    Ich schüttelte abwehrend den Kopf, aber sie nahm keine Notiz davon, wie ich es an ihrer Stelle auch nicht getan hätte. »Sehen wir zu, dass wir Euch die Treppe hinaufbringen«, ermunterte sie mich. Wohl oder übel ließ ich mich von ihr stützen und stolperte die Stufen zum nächsten Absatz hinauf.
    »Vielen Dank«, murmelte ich und dachte, sie würde jetzt gehen, aber sie hielt weiter meinen Arm fest.
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr hier richtig seid? Die Dienstbotenunterkünfte befinden sich ein Stockwerk höher …«
    Ich brachte ein Nicken zustande. »Dritte Tür. Wenn es dir nichts ausmacht.«
    Sie schwieg ziemlich lange. »Das Zimmer des Bastards«, meinte sie schließlich kalt. Als kleiner Junge hätten mich diese Worte noch tief getroffen.
    »Allerdings. Du kannst jetzt gehen«, verabschiedete ich sie im gleichen Ton.
    Stattdessen trat sie dicht an mich heran. Sie griff in mein Haar und riss meinen Kopf hoch, bis sie mir ins Gesicht sehen konnte. »Neuer!«, zischte sie erbost. »Ich sollte dich ein fach hier auf dem Flur liegen lassen!«
    Ich riss die Augen auf. Immer noch war mein Blick verschwommen, aber ich kannte sie, die Rundung ihrer Wangen, wie ihr das Haar über die Schultern fiel und ihren Duft, wie von einem Sommernachmittag. Eine ungeheure Last fiel von mir ab, mein Herz klopfte wie wild vor Freude. Ich nahm sie in die Arme und küsste sie.
    Oder vielmehr versuchte ich sie zu küssen, aber sie hielt mich mit ausgestreckten Armen von sich fern. »Ich küsse keinen Betrunkenen. Das ist ein Versprechen, das ich mir selbst gegeben habe und niemals brechen werde. Und ich dulde auch nicht, dass mich einer küsst.« Ihr Ton verriet, dass sie es bitterernst meinte.
    »Ich bin nicht betrunken, ich bin - krank«, pro testierte ich. Durch die Aufregung war mir noch schwindeliger geworden. »Aber das ist nicht wichtig. Du bist hier und in Sicherheit.«
    Ungeachtet ihrer Drohung machte sie keine Anstalten, mich meinem Schicksal zu überlassen. Die Geste der Fürsorglichkeit war ihr durch ihren Vater in Fleisch und Blut übergegangen. »Oh, ich verstehe. Du bist nicht betrunken.« Verachtung und Unglauben mischten sich in ihrer Stimme. »Du bist auch nicht der Gehilfe des Schreibers. Und nicht der Stallbursche. Fängst du Freundschaften immer mit Lügen an? Jedenfalls scheinst du sie damit zu beenden.«
    »Ich habe nicht gelogen«, verteidigte ich mich kläglich. »Ich habe dir nur nicht ganz - es ist zu kompliziert. Molly, ich bin so unglaublich froh, dass du unversehrt bist. Und hier in Bocksburg! Ich dachte, ich müsste dich suchen…« Der feste Griff ihrer Hand um meinen Arm veränderte sich nicht. »Ich bin nicht betrunken, glaub mir. Eben habe ich nur gelogen, weil ich mich geschämt habe zuzugeben, wie schwach ich bin.«
    »Also nimmst du Zuflucht zu einer Lüge.« Ihre Stimme durchschnitt die Luft wie ein Peitschenhieb. »Dafür solltest du dich schämen, nicht für deine Schwäche. Oder ist für den Sohn eines Prinzen das Lügen keine Schande?«
    Sie ließ mich los, und ich sank gegen die Wand. Es fiel mir schwer, meine Gedanken zu ordnen und mich gleichzeitig auf den Beinen zu halten. »Ich bin kein Prinzensohn. Ich bin ein Bastard. Das eine ist mit dem anderen nicht zu vergleichen. Und ja, auch für dieses Eingeständnis habe ich mich geschämt. Aber ich habe dich nie ausdrücklich angelogen und gesagt, ich wäre nicht der Bastard. Nur wenn ich bei euch war, wollte ich Neuer sein. Es war schön, ein paar Freunde zu haben, die, wenn sie mich sahen, dachten: ›Da kommt Neuer‹, statt ›Da kommt der Bastard‹.«
    Molly sagte nichts dazu, fasste mich nur, nun erheblich gröber als zuvor, an der Hemdbrust und zerrte mich den Flur entlang zu meinem Zimmer. Es überraschte mich, welche Kräfte Frauen entwickeln konnten, wenn sie wütend waren. Sie rammte mit der Schulter gegen die Tür, als wäre diese ein persönlicher Feind, und stieß mich zu meinem Bett. Als sie

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