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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gleichzeitig mit ihren Haaren spielte. Molly. Morgen, gelobte ich mir, geht es nach Syltport.
    »Fitz! Hör auf damit! Ich dulde nicht, dass du durch mich hindurchsiehst, als wäre ich nicht hier. Hörst du mich? Fühlst du dich nicht wohl?«
    Mühsam löste ich mich von den Erinnerungen. »Nicht so sehr«, antwortete ich aufrichtig. »Es war ein anstrengender Tag für mich…«
    »Lacey, bring dem Jungen ein Glas Holunderbeerwein. Er sieht ganz blass aus. Vielleicht ist dies nicht der beste Augenblick für ein Gespräch.« Prinzessin Philia zögerte, und zum ersten Mal schaute sie mich mit vollem Bewusstsein an. Und da zeigte sich plötzlich ehrliche Besorgnis in ihren Augen. »Vielleicht«, meinte sie nach einer Weile leise, »kenne ich nicht die ganze Geschichte von deinen Abenteuern.«
    Ich senkte den Blick auf meine gefütterten Bergstiefel. Einen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken, ihr die Wahrheit zu erzählen, aber dann machte ich mir bewusst, welche Gefahr dieses Wissen für sie bedeutete. »Ein langer Ritt. Schlechtes Essen. Schmutzige Wirtshäuser mit stinkenden Betten und klebrigen Tischen. Damit ist so gut wie alles gesagt. Ich glaube nicht, dass Ihr noch mehr hören möchtet.«
    Etwas Merkwürdiges geschah. Unsere Blicke trafen sich, und ich spürte, wie sie meine Lüge erkannte. Sie nickte langsam, nahm die Lüge als notwendig hin und schaute zur Seite. Ich fragte mich, wie oft mein Vater ihr ähnliche Lügen erzählt haben mochte. Wie viel Überwindung kostete sie dieses Nicken?
    Lacey drückte mir den Weinbecher in die Hand. Nach dem ersten Schluck fühlte ich mich etwas besser und lächelte Philia über den Rand hinweg zu. »Nun sagt mir«, fing ich an, aber trotz aller Mühe zitterte meine Stimme wie die eines alten Mannes. Ich musste mich räuspern. »Wie ist es Euch ergangen? Ich kann mir vorstellen, dass mit einer Königin hier in Bocksburg Euer Leben um vieles abwechslungsreicher geworden ist. Erzählt mir, was mir alles entgangen ist.«
    »Oh«, sagte sie, als hätte sie sich an einer Nadel gestochen, und diesmal war sie es, die den Blick senkte. »Du weißt, was für eine Einsiedlerin ich bin. Meine Gesundheit ist nicht die beste. Einen Abend mit Tanz und Geselligkeit muss ich mit zwei Tagen Bettruhe büßen. Nein. Ich habe der Königin meine Aufwartung gemacht und ein-, zweimal mit ihr zu Tisch gesessen. Aber sie ist so jung und voller Tatendrang und mit ihrem neuen Leben beschäftigt. Und ich bin alt und seltsam und habe den Kopf voll mit meinen eigenen Interessen …«
    »Kettricken teilt Eure Liebe zu grünenden und wachsenden Dingen«, meinte ich, »sie wäre wahrscheinlich sehr interessiert …« Ein plötzliches Zittern erfasste meinen Körper, und meine Zähne schlugen so heftig aufeinander, dass ich nicht weitersprechen konnte. »Ich … ich friere nur etwas«, entschuldigte ich mich und hob den Becher an die Lippen. Meine Hände zitterten, und während ich einen Schluck nahm, schwappte der dunkelrote Wein über mein Kinn und auf das Hemd. Bestürzt sprang ich auf, der Becher entglitt mir, rollte über den Teppich und hinterließ eine Spur wie von Blut. Ich fiel auf den Stuhl zurück und schlang die Arme um den Leib. »Ich bin sehr müde«, versuchte ich mich herauszureden.
    Lacey kam mit einem Tuch und tupfte an mir herum, bis ich es ihr aus der Hand nahm. Ich wischte mir das Kinn ab und über das Hemd, doch als ich mich hinabbeugte, um notdürftig den Teppich zu säubern, wäre ich beinahe vornüber aufs Gesicht gefallen.
    »Nein, Fitz, lass es sein. Wir können doch Ordnung machen. Du bist müde und immer noch nicht ganz gesund. Geh in dein Zimmer und komm wieder, wenn du dich erholt hast. Ich habe etwas Wichtiges mit dir zu besprechen, aber das kann noch eine Nacht warten. Nun zu Bett mit dir, Junge. Zu Bett.«
    Dankbar für die Erlösung, stand ich auf und verbeugte mich zum Abschied nur gerade so viel wie nötig. Lacey begleitete mich zur Tür, wo sie stehenblieb und mir besorgt nachschaute. Ich versuchte zu gehen, obwohl es mir so war, als ob Wände und Boden Wellen schlügen. An der Treppe blieb ich noch einmal stehen und winkte ihr beruhigend zu, doch drei Stufen höher und außer Sicht musste ich innehalten und nach Atem ringen. Das Kerzenlicht war viel zu grell, ich kniff die Augen zu und presste die Hände davor. Alles drehte sich.
    Leichte Schritte kamen die Treppe hinunter und machten zwei Stufen über mir Halt. »Ist Euch nicht wohl, Herr?«, erkundigte sich eine

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