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Five Stars 02 - Wildes Verlangen

Five Stars 02 - Wildes Verlangen

Titel: Five Stars 02 - Wildes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Ann White
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wackeligen Holzstuhl vor einem grob zusammengezimmerten Tisch, und tranken balinesischen Kaffee, der nach Art des türkischen Mokka gebrüht, aber nicht wie dieser in kleinen Tässchen, sondern in großen Henkelgläsern serviert wurde. Mit ein wenig gesüßter Kondensmilch schmeckte er besser als jede Latte macchiato in einem deutschen Angebercafé. Dazu gab es einen herrlichen Pfannkuchen und einen bunten Teller exotischer Früchte. Das kleine Lokal lag an einem Hang, von dem man einen wunderbaren Blick auf eine Tempelanlage hatte, die wie ein Schwalbennest an einer Klippe klebte. Unten schlug das Meer tosend gegen die Felsen.
    »Was für ein wunderbarer Ort«, sagte ich.
    Ketut, der genüsslich seinen Kaffee trank und dabei an einer Zigarette paffte, deren Rauch fremdartig süßlich nach Nelken duftete, nickte bedächtig. »Das haben die Erbauer dieses Tempels wohl genauso gesehen. Sein voller Name lautet Pura Luhur Ulu Watu, das heißt Himmlischer Tempel auf dem Kopf des Felsens . Passend oder?«
    »Himmlisch ist es hier wirklich«, sagte ich und legte den Kopf in den Nacken, um den Vögeln bei ihren Flugkunststücken zuzuschauen, die sie im Aufwind der Thermik vorführten, als hätten sie sich verabredet, nur uns dieses Schauspiel zu bieten.
    »Uluwatu«, dozierte Ketut unbeeindruckt von meiner Unaufmerksamkeit weiter, ist Teil einer Reihe von Tempeln an der Südküste Balis, die den Wächtergeistern des Meeres geweiht sind. Wir Balinesen mögen das Meer nicht besonders, müssen Sie wissen. Im Ozean wohnen die bösen Mächte und auf den Bergen die guten Geister und der höchste Berg, der Gunung Agung ist der Sitz der Götter. Da fahren wir jetzt hin.«
    »Auf den Berg?« fragte ich entsetzt und verfluchte im gleichen Augenblick, mich für die Pumps statt der bequemen Sneakers entschieden zu haben. Ketut lachte fröhlich. »Nein, nicht auf den Gipfel, der ist dreitausend Meter hoch und das wäre zu viel für mein altes Auto. Aber am Fuß des heiligen Berges liegt der Muttertempel, den müssen Sie gesehen haben.«
    Kurz nachdem wir den Felsentempel verlassen hatten, bog Ketut von der Hauptstraße ab. Jetzt ging die Fahrt durch das Bilderbuchbali, das ich im Kopf hatte. Satte, grüne Reisfelder, kleine Dörfer und überall die spitzen Eingangsportale zu den Tempeln. Bunte Fahnen flatterten im Wind, ein Wasserbüffel zog den Pflug durch ein Feld, eine alte Frau schleppte ein Bündel Reisig auf dem Kopf. »Feuerholz zum Kochen«, erklärte Ketut. »Strom-und Gasanschluss kann sich auf Bali längst nicht jede Familie leisten.«
    Nach einer knappen Stunde Fahrt kamen wir durch ein größeres Dorf. Vor einem Haus, dessen Eingang festliche geschmückt war, standen zwei Bambusgestelle, eines trug einen weißen Stier aus Holz und Pappmaschee, das andere einen kunstvoll gefertigten Turm.
    »Sie haben Glück.« Ketut strahlte über das ganze Gesicht und hielt am Straßenrand. »Eine Totenverbrennung bekommt nicht jeder zu sehen, sie finden nur an Tagen statt, die von den Weisen für geeignet erklärt werden.«
    Mir lief trotz der Mittagshitze ein kalter Schauer über den Rücken. Sollten wir wirklich an einer Verbrennungszeremonie teilnehmen? Bevor ich meine Bedenken äußern konnte, schallte Musik aus dem Haus und schon strömte ein ganzes Orchester durch die Eingangstür auf die Straße. Die festlich gekleideten Musiker schlugen einen schnellen Rhythmus auf kleinen und großen Glocken, Gongs und Trommeln. Die Melodie bestand aus einer eigentümlichen Tonfolge, wie ich sie bisher noch nie gehört hatte. Obwohl die Töne und Rhythmen fremd waren, berührten sie meine Seele und stimmten mich fröhlich. Ich wollte mich gerade selbst wegen der dem Anlass unangemessenen Heiterkeit schelten, als ein hochgewachsener Balinese auf uns zutrat und einige Worte mit Ketut wechselte, an deren Ende beide herzhaft lachten. Als Ketut meinen fragenden Blick sah, beeilte er sich zu erklären: »Er ist der älteste Sohn des Verstorbenen, dessen Seele heute durch die Verbrennung befreit wird. Er ist froh und glücklich, uns als seine Gäste begrüßen zu dürfen.«
    Ketut unterbrach seine Erläuterung, denn die Tür wurde erneut geöffnet. Ein halbes Dutzend Männer trug eine aus hellem Holz gefertigte Kiste ins Freie, in dem ich den vollständig in ein schneeweißes Tuch gehüllten Leichnam entdeckte. Ich spürte einen Kloß im Hals und schluckte. Die Musik wurde wilder und lauter, als die Männer die Kiste in eine Aussparung in der Spitze des

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