Five Stars - Gefaehrliche Versuchung
eingeladen. Das war mal etwas anderes und dem einen oder anderen stand der Mund offen angesichts der Möglichkeit, drei Tage unter Palmen auf einer Trauminsel zu verbringen.
König legte seinen Kopf leicht schief, womit er vermutlich signalisieren wollte, für wie bedenklich er die Situation hielt.
»Wir brauchen hier alle Mann an Bord. Ambra Moda ist unser wichtigster Kunde, da darf nichts schief gehen.«
Fast glaubte ich zu hören, wie die Träume im Raum zerplatzten.
»Ich kann unmöglich alleine fliegen. Wie sähe das denn aus?«, echauffierte sich Katja und sie hatte recht. Die meisten Agenturen schickten ganze Teams in so einen Pitch, wie Wettbewerbe untereinander im Agentursprech hießen. Tauchte Katja alleine auf den Seychellen auf, hielte man die »Königskinder« vermutlich für eine kleine Werbeklitsche, die der Aufgabe keinesfalls gewachsen war. König legte seinen Kopf noch ein weniger schiefer.
»Natürlich wird dich jemand begleiten. Violetta hat dir doch ohnehin die ganze Zeit zugearbeitet, da ist es doch das Beste ...«
»Du willst mich mit einer Praktikantin in die Schlacht um einen Millionenauftrag schicken?« Katjas Stimme, die ohnehin leicht nach oben kippte, wenn sie sich aufregte, kreischte jetzt geradezu. König zuckte zusammen, nickte aber tapfer. Ich brauchte drei Sekunden, bis ich begriff und konnte mich gerade noch zurückhalten, mit dem Kopf zu schütteln. König hatte angesichts der Krankheit seines Sohnes anscheinend den Verstand verloren. Katja hatte völlig recht, sie brauchte einen in solchen entscheidenden Präsentationen erfahrenen Mitarbeiter an ihrer Seite. Ich hatte meinen Platz im Büro, nicht draußen an der Front. Gerne schlug ich mir die kommende Nacht um die Ohren, damit Katja glänzen konnte, aber selber präsentieren, nein, das war nicht mein Ding. König schien meine Gedanken zu lesen. »Machen Sie sich keine Sorgen, Violetta. Selbstverständlich wird Katja unser Angebot präsentieren und Sie unterstützen Sie dabei.«
»Aber ich habe so etwas noch nie gemacht, Herr König. Da gibt es hier doch viel geeignetere ...«
»Ende der Diskussion«, unterbrach mich König barscher, als es seine Art war. Er wandte sich wieder Violetta zu. »Du schaffst das schon, diesen Mister Mattis um den Finger zu wickeln.«
Spielte da ein ironisches Lächeln um seinen Mund? Katja jedenfalls war wütend und fast erwartete ich, dass sie trotzig mit dem Fuß aufstampfte. Stattdessen antwortete sie kurz angebunden: »Wenn du meinst.«
König ging drei Schritte Richtung Tür, drehte sich noch einmal um und hob beide, zu Fäusten geballte Hände, in denen die Daumen verborgen waren. »Toi, toi, toi!« Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum.
Für einen Moment herrschte eine angespannte Stille. Am liebsten hätte ich meine Siebensachen gepackt und wäre rausgerannt. Wer weiß, wenn ich gewusst hätte, was in den kommenden Wochen passieren sollte, vielleicht hätte ich es tatsächlich getan. Jetzt aber nistete sich ein Funken Neugier in meinem Hirn ein und begann, die Vernunft langsam in Brand zu stecken. Ich war zwar keine Abenteuerin, im Gegenteil. Aber so eine von der Firma bezahlte Reise auf die Seychellen schien mir auf einmal der gerechte Ausgleich für die tausend Arbeitsstunden, die ich in den letzten sechs Monaten für die Königskinder abgeleistet hatte, ohne einen Cent dafür zu sehen. Zumal die Verantwortung für den Erfolg im Pitch ausschließlich bei Katja lag. Sie bekäme die Prügel, wenn wir ohne Auftrag zurückkämen. Natürlich würde im Erfolgsfall auch alles Lob auf ihr abgeladen, aber ich hätte wenigstens ein paar Stunden im Tropenparadies verbracht.
Katjas Räuspern holte mich aus diesem Tagtraum. Ich blickte zu ihr auf. Sie starrte mich schweigend mit ihren stahlgrauen Augen an. Ich hielt ihrem Blick nur zwei Sekunden stand, dann senkte ich den Kopf uns starrte auf die Papiere, die ich noch immer in meiner Hand hielt. Ich war verrückt, wenn ich glaubte, die Reise in die Tropen würde auch nur im Entferntesten angenehme Aspekte haben. Jede Sekunde würde Katja mir zur Hölle machen. Wie spielend sie das schaffte, hatte sie in den letzten Monaten Tag für Tag bewiesen. Womit auch immer sie mich beauftragt hatte, nicht ein einziges Mal hörte ich anschließend ein Lob. Selbst ein unumgängliches »danke«, blaffte sie nur, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Praktikantinnen wie ich waren ein unvermeidliches Übel, irgendjemand musste die lästigen
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