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Five Stars - Gefaehrliche Versuchung

Five Stars - Gefaehrliche Versuchung

Titel: Five Stars - Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Ann White
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Routinearbeiten ja erledigen, für die sich die Kontakter und Kreativen zu schade waren. Meistens genügte ich ihren Ansprüchen nicht. »Haben Sie eigentlich schon einmal darüber nachgedacht, sich einen anderen Job zu suchen?«, war noch die freundlichste Form der Kritik. Lehrjahre sind eben keine Herrenjahre, hatte meine Mutter gesagt, als ich ihr mein Leid klagte. Was für ein Quatsch! Ich war nicht mehr in der Lehre, sondern hatte einen hervorragenden Masterabschluss in Businessadministration und außerdem noch ein Examen in Online- und Eventmarketing. Aber was nützte einem das in der freien Wildbahn, wie König das immer nannte. Nüschtenichts, sagte meine Mutter und recht hatte sie.
    »Nun gut.« Katja klopfte einmal kurz mit den Fingerknöcheln auf den Tisch und beugte sich zu mir herunter. »Ich habe es nicht gewollt, aber wenn König der Meinung ist, dass du reif für deinen ersten Pitch bist ...«
    Es klang, als meinte sie »reif für den ersten Sex« und der Spott in ihrer Stimme war unüberhörbar. Sie richtete sich auf, strich den kurz oberhalb der Knie endenden Rock ihres dunkelblauen Kostüms glatt und nahm schwungvoll ihre schmale Aktentasche vom Tisch. »Dann sehen wir uns also morgen um vierzehn Uhr in der Business Class Lounge.« Sie schürzte die Lippen, was groteskerweise fast so aussah, als wollte sie mir ein Küsschen zuwerfen. »Und denk dran: Auf den Seychellen ist es Hochsommer. In den Koffer also nur sommerlich Elegantes.« Mit gehobenen Augenbrauen, den Kopf leicht nach hinten geworfen, brach sie in ein diabolisches Gelächter aus. Wirklich. Irgendwann würde ich sie töten.

Zwei
     
    Ich versuchte, die Tür so leise wie möglich zu schließen. Hoffentlich schlief Viktor noch, ich wollte mich in Ruhe duschen, bevor ich ihm von der Reise erzählte. Ich hatte die ganze Nacht in der Agentur gesessen und an der Präsentation gefeilt. Komisch, wie sich alles veränderte, wenn man selbst Teil des Spiels war. Auf einmal war nichts mehr gut genug. Ich legte jede Grafik, jedes Foto und jeden Satz auf die Goldwaage. X-mal ließ ich die Folien durchlaufen, versuchte, dem Vortrag einen Rhythmus zu geben, der auf einen Höhepunkt hinsteuerte, einen Knalleffekt, nach dem dieser Mister Mattis, von dem ich nichts wusste, außer dass er die entscheidende Figur auf dem Spielfeld war, gar nicht anders konnte, als den Königskindern den Auftrag zu erteilen. Da gab es nur ein Problem: Je öfter ich alles durchging, desto größer wurden meine Zweifel. Katja und ich hatten mehrfach in den letzten Tagen über die Grundausrichtung gestritten. Sie legte vor allem Wert darauf, jede Aussage hieb und stichfest zu untermauern. »Lieber eine Zahl zu viel, als eine zu wenig.« So hörte sich das dann auch an. Kalt und methodisch. Ich hätte in erster Linie auf Emotionen gesetzt. Es ging um Kommunikation, um Gespräche und das bedeutet immer: um Gefühle. Aber was machte ich mir darüber Gedanken. Katja entschied, sie war der Boss und ich der Handlanger.
    Erschöpft hängte ich meine Jacke an die Garderobe und ging in die Küche. Ich brauchte erst einmal einen Kaffee.
    »Kommst du auch noch mal nach Hause?«
    Viktor saß in seinem hässlichen, giftgrünen Pyjama am Küchentisch und stierte in eine Tasse. »Ich dachte, wir wollten uns einen gemütlichen Filmabend machen!«
    Scheiße, ich hatte tatsächlich vergessen, ihn gestern Abend anzurufen. »Tut mir leid, aber ich musste die Präsentation noch einmal völlig umarbeiten.«
    »Und das hat die ganze Nacht gedauert?«
    Die Aggressivität in seiner Stimme war unüberhörbar. Meistens schaffte er es innerhalb von Sekunden, mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Heute hatte ich überhaupt keine Lust, mich zu streiten, wie so oft, wenn der unausgesprochene Vorwurf im Raum stand, ich würde mich zu wenig um ihn kümmern. Vielleicht beruhigte es ihn, wenn ich ihm die Neuigkeit gleich erzählte.
    »Ich begleite Katja auf die Seychellen. Königs Sohn ist krank und ich springe ein.«
    Viktor hob den Kopf und schaute mich aus übernächtigten Augen an. Vermutlich hatte er bis in die Puppen vor dem Fernseher gehangen oder am Computer gezockt und dann, aufgeputscht von den vielen Zigaretten und dem reichlich genossenen Kaffee, keinen Schlaf gefunden. Er nickte langsam. »Seychellen, das wäre ein schönes Ziel für unsere Hochzeitsreise.« Für einen Fremden mochten seine Worte romantisch oder zärtlich klingen, ich fühlte mich schon wieder angegriffen, weil ich ohne ihn auf

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