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Five Stars - Gefaehrliche Versuchung

Five Stars - Gefaehrliche Versuchung

Titel: Five Stars - Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Ann White
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seinem Alter, dass ich mich auf dieses Gespräch einließ? Als ob das eine Rolle spielte, zumal er ein ansehnliches Exemplar seines Geschlechts war. Er war selbstsicher ohne jede Spur von Arroganz, was mir bisher nur selten begegnet war. Sein Gesicht war von feinen Lachfalten überzogen und strahlte. Ich betrachtete seine Hände, schlank und doch eine Kraft andeutend, die mich elektrisierte. Ein leichter Schauer lief durch meinen Körper. Wann hatte ich mir das letzte Mal bei einem völlig Fremden gewünscht, er möge mich in den Arm nehmen? Stopp!, sagte ich mir innerlich und hoffte im gleichen Moment, es nicht aus Versehen, laut ausgesprochen zu haben. Mein Gegenüber aber betrachtete mich immer noch eingehend, sein Blick signalisierte Interesse. Worüber hatten wir geredet? Ach ja, der Job, der mich zum Heulen brachte. Ehe ich mir einen möglichst belanglosen Satz zurecht gelegt hatte, schoss er einen Pfeil ab, der mich niederstreckte.
    »Sie sind jung, Sie sind schön und Sie sind vermutlich auch intelligent. Warum lassen Sie zu, dass jemand sie wegen irgendeiner Arbeit, die weder die Welt besser noch ihr Leben reicher machen wird, zum Weinen bringt?«
    Ich schluckte. Der Mann hatte mich nie zuvor gesehen und stellte eine Frage, die alle Zweifel enthielt, mit denen ich mich seit Monaten herumplagte. Ich spürte, wie die Tränen erneut aufstiegen. Nein, ich durfte jetzt nicht losheulen. Nicht an diesem Ort und schon gar nicht vor diesem wildfremden Mann. Ich griff nach dem Sektglas und trank es in einem Zug leer. Er stand auf und nahm es mir aus der Hand. Dabei berührte er meinen Handrücken und ich empfand es als angenehm, ein sanfter Schauer lief meinen Arm entlang nach oben und ließ meinen Kopf erröten. Mit den zwei leeren Gläsern ging er zur Bar. Ich schloss die Augen und versuchte, meinen Atem unter Kontrolle zu bringen, der flach und viel zu schnell war. Warum brachte mich dieser Mann so aus dem Konzept? Im Grunde genommen sonderte er hier nur Kalendersprüche ab. Was verstand er schon von meiner Situation? Als er so alt war wie ich, hatte er vermutlich sofort eine gut bezahlte Anstellung gefunden, wenn er sich nicht in ein vom Vater gemachtes Nest gesetzt hatte. Meine Generation verlor sich gerade zwischen unbezahlten Praktika und dem nächsten Aufbaustudiengang, nach dem garantiert endlich die ersehnte Festanstellung zum Hungerlohn warten würde. Während er in meinem Alter längst ein Haus bauen und eine Familie gründen konnte, blickte ich in eine völlig ungewisse Zukunft, deren Gestaltung von Leuten wie König und Katja abhing. Er hatte gut reden!
    »Kommen Sie, Sie brauchen etwas Stärkeres.«
    Ich schreckte aus meinen Gedanken auf und nahm wie automatisch das schwere Becherglas in die Hand, das er mir hinhielt.
    »Whisky, Single Malt, vierundzwanzig Jahre alt. Der hilft immer.«
    Ohne nachzudenken nahm ich einen Schluck. Ich trank so gut wie nie härtere Alkoholika, weil ich das Brennen hasste, das sie in der Speiseröhre erzeugten. Dieser goldbraune Trank aber rann herunter wie Honig und ich nahm sofort einen zweiten Schluck. Kein Feuer, nur wohlige Wärme, die mich auf einmal einhüllte. Ich schaute den Mann mir gegenüber an.
    »Na bitte, Sie sehen schon viel lebendiger aus.« Er hob sein Glas und betrachtete es. »Das Wundermittel hier heißt auf gälisch nicht umsonst Wasser des Lebens.«
    Er trank und leckte sich anschließend genussvoll die Lippen. Ich tat es ihm gleich und schmeckte eine leichte Spur von Salz, die komischerweise sehr angenehm war. Violetta! , hörte ich eine innere Stimme. Violetta, du bist gerade dabei, dich zu betrinken! Du weißt, dass du das nie, nie, nie in Gegenwart eines fremden Mannes tun darfst!
    Ja, Mama, hätte ich am liebsten laut geantwortet. Du hast recht, Alkohol macht mich immer leichtsinnig und offenherzig. Ich sehnte mich immer mehr danach, dass dieser feine Herr mich in den Arm nahm wie ein kleines Kind. Ich durfte auf keinen Fall noch mehr Alkohol trinken. Eine Sekunde später nahm ich einen weiteren Schluck. Wunderbar. Ich schaute auf. Er blickte gedankenverloren auf meine Schenkel. Lüsternheit konnte ich in seinem Blick zum Glück nicht erkennen, eher eine Melancholie, die einen bei der schönen Erinnerung an unwiederbringlich Vergangenes befällt. Komisch, normalerweise hasste ich es, wenn Männer mich so genau musterten, bei ihm fand ich es in keiner Weise unangenehm. Ich trank noch einen Schluck und wusste, dass es bei jedem anderen Mann ein

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