umliegenden Natur kam in Bildern und Reportagen voll zur Geltung. Die Buchungsanfragen für den kommenden Frühling häuften sich und einige Dorfbewohner dachten bereits laut darüber nach, Bergwanderungen, Angelausflüge oder Kanutouren anbieten zu wollen. Es schien, als hätte der Ort den zündenden Funken gebraucht, auch wenn dieser alles andere als erfreulich war.
Gemeinsam mit den Journalisten kamen auch hohe Politiker in den Ort. Magnus und Noah ergriffen die Gelegenheit, um sie auf die größten Missstände aufmerksam zu machen und nachdrücklich Verbesserungen zu fordern. Auch den Medien richteten sie aus, woran es in Kongesanger fehlte. Die öffentliche Empörung über die vernachlässigte medizinische und polizeiliche Versorgung war enorm. Wenige Tage später verkündete der norwegische Ministerpräsident im Fernsehen, dass in Zukunft wieder ein Dreierteam in Kongesanger für Recht und Ordnung sorgen würde und es auch die Mittel für die Einrichtung einer neuen, öffentlichen Ambulanz samt ärztlicher Versorgung geben werde. Kongesanger war nun Chefsache, und Magnus würde dafür sorgen, dass es auch so blieb.
Erik Sommer stand vor der Ruine seines Elternhauses. Das Zentrum seines Lebens, das ihm stets Ruhepol und Wirkungsstätte gewesen war, gab es nicht mehr. Nicht alle seine Erinnerungen waren wiedergekehrt. Aber man hatte ihm glaubhaft versichert, dass er nichts mit den Morden zu tun hatte. Er sei einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Erik wünschte sich, seine eigenen Erinnerungen hätten das bestätigt.
Er legte den Arm um seine Frau. Sie zitterte. Ihr Zustand hatte sich nur wenig verbessert, seit der Spuk ein Ende gefunden hatte. Jan schien die Ereignisse zum Glück wesentlich besser verkraftet zu haben.
Erik wollte das Haus nicht neu aufbauen. Die Familie hatte beschlossen, nach Trondheim zu ziehen. Schon Anni zuliebe.
Ann Christin und Odin hatten sich ausgesöhnt. Sie mochten sich noch immer nicht, aber das war nicht wichtig. Zur aller Überraschung wollte Odin in Kongesanger bleiben. Gunhild Paulsen hatte ihn mit der künstlerischen Ausgestaltung des Hotels beauftragt – immerhin konnte er zartes Lachsrosé von Schweinchenrosa unterscheiden. Die neue Tätigkeit lenkte Odin von den Auswirkungen seines neuerlichen Entzugs ab. Magnus begrüßte die Unterstützung.
Runar Mortensen war so glücklich über die rechtzeitige Entdeckung seiner kleinen Tochter, dass er Odin Dahl gegenüber äußerte, für immer in dessen Schuld zu stehen. Was auch immer er brauchte, Runar würde dafür Sorge tragen. Die Ereignisse schienen den Fleischer schwer getroffen und nachdenklich gemacht zu haben. Er hielt Abstand zu Alkohol und Sven Larsen. Sigrid meinte, er sei wie ausgewechselt. Runar schien erkannt zu haben, was – und wer – im Leben wirklich wichtig war. Jedenfalls hoffte Erik das. Sigrid wollte ihm noch eine letzte Chance geben. Nutzte er sie nicht, würden Ann Christin und er für Sigrid und Aurora ein Plätzchen haben – sie würden sie mit offenen Armen bei sich aufnehmen.
Die Sommers jedoch brauchten einen Neuanfang. Von der Fähre aus lächelte Erik seinem Heimatort noch einmal zu. Nichts wünschte er Kongesanger und seinen Bewohnern mehr als eine gute Zukunft.
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