Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
FJORD: Thriller (German Edition)

FJORD: Thriller (German Edition)

Titel: FJORD: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halvar Beck
Vom Netzwerk:
vorsichtig ließ er sie wieder ins Schloss gleiten. Erleichtert lehnte er sich einen Moment gegen das Türblatt und atmete tief durch. Sein Kiefer schmerzte höllisch. Er versuchte, ihn zu bewegen. Gebrochen war er wohl nicht, aber mit Sicherheit angeknackst. 
    Odin blickte sich im Foyer um. Niemand zu sehen. Unbemerkt konnte er nach draußen huschen. Er nutzte die Schleichwege, die er im Laufe der letzten Monate entdeckt hatte, um zu seinem Versteck zu kommen.
     
    In der Bar war es still. Nur die Atemgeräusche verrieten, dass hier mehrere Menschen außer sich waren. Selbst Noah mit seinem klaren, analytischen Verstand wusste keinen Rat mehr. Angst stieg in ihm auf. Angst, eine Entwicklung, die völlig außer Kontrolle geraten war, nicht aufhalten zu können. 
    »Magnus, bitte. Willst du wirklich selbst zum Mörder werden? Ist er das wert?«, fragte Noah so leise und besänftigend, wie es seine alten Stimmbänder hergaben.
    Die Waffe zitterte so stark in den Händen des Bürgermeisters, dass er bereits mit den Fingern der linken Hand die rechte umschließen musste, um das Gewicht der Pistole halten zu können. Unverändert richtete er sie auf Morgan. 
    »Sobald er mir sagt, wo Aurora ist, übergebe ich ihn den Behörden.« Für einen kurzen Moment sah er Noah bittend an. »Noah, versteh doch! Wir können nicht warten! Wir müssen die Kleine retten!«
    Plötzlich gaben seine Beine nach. Magnus Paulsen sackte zusammen. Die Pistole krachte auf den Boden, direkt vor Carl. Dieser erkannte seine Chance, tauchte unter Runar weg, ließ sich auf den Boden fallen, packte die Waffe und rollte sich auf den Rücken. Runar konnte sich nicht direkt auf Carl werfen, denn der Stuhl war dazwischen. Er stieß ihn zur Seite, doch es war zu spät. Carl drückte ab.
     
     

42
    Odin hetzte durch die einsetzende Dämmerung. Der Nebel hatte wieder zugenommen. Man konnte kaum zehn Schritte weit sehen, selbst in den Gassen hatte er Einzug gehalten. Als würde er aus den Tiefen der Hölle aufsteigen und alles, was sich über ihm befand, verschlingen wollen.
    Wieder in seinem Versteck angekommen, stopfte Odin alles in sich, das nicht gekaut werden musste. Von Schmerzen und neuen traumatischen Eindrücken geplagt, nahm das Verlangen nach einem neuerlichen Höhenflug überhand. Dieses Mal legte er sich auf die Matratze, bevor er sich den Schuss setzte und wegdriftete.
     
     

43
    Erik schnappte nach Luft. Das Atmen fiel ihm schwer. Tonnen von Gewicht schienen auf seinen Brustkorb zu drücken. Sein Schädel war in einen unsichtbaren Schraubstock geklemmt, der sekündlich fester und fester gedreht wurde. 
    Nur langsam kam die Erinnerung zurück. Bruchstücke davon. Kühlhaus. Eingesperrt. Dunkelheit. Aurora. Er musste wieder bewusstlos gewesen sein.
    Aurora! Erik tastete nach dem Kind, doch es war nicht mehr an seiner Seite. 
    »Aurora?« Seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Kratzen. »Aurora?«
    Keine Antwort. 
     
     

44
    Noah wähnte sich in einem Horrorfilm. Runar war getroffen. Ein Schuss in die Schulter. Die Wucht riss ihn um, doch er wollte sofort wieder aufspringen.
    Carl hielt die Pistole auf ihn gerichtet. »Schluss damit, Runar!«, fauchte er, »Sonst hast du heute deinen letzten Menschen verprügeln dürfen! Und jetzt alle da rüber an die Wand!« Er deutete mit der Waffe zu Noah und Ole. Diese taten, was er ihnen befohlen hatte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht gelang es Carl erst im zweiten Versuch, auf die Beine zu kommen.
    »Du auch, du Sau!«, schrie er und trat Magnus in den Bauch. Noah fürchtete, dass dieser gerade einen Herzinfarkt hatte. Magnus rutschte auf Knien zu den anderen.
    »Gut so.« Er machte eine Pause, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte. Niemand wagte, einen Laut von sich zu geben. Dann fuhr er fort: »Na, wie fühlt es sich an, am Abgrund zu stehen?«
    »Carl, bitte, es ist aus«, sagte Noah.
    »Nichts ist aus. Aus ist es, wenn ich es sage!« Der Polizist a.D. überlegte und holte tief Luft. »Ihr habt mir alles genommen! Und jetzt nehme ich euch alles! Eure Kinder, eure Häuser, euer Leben! Na, Runar, wie geht es dir dabei, Aurora nicht mehr helfen zu können? Du wirst sie nie wiedersehen! Aber wenn du willst, schick ich dich gleich hinterher!«
    »Du Schwein!«, schrie der Fleischer. Ole Nielson fasste ihn an der gesunden Schulter und hielt ihn zurück. Obwohl dessen Kraft dafür kaum ausgereicht hätte, sah Runar wohl ein, dass er keine Chance gegen einen Polizisten mit Feuerwaffe im Anschlag

Weitere Kostenlose Bücher