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Flachskopf

Flachskopf

Titel: Flachskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Claes
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Ungeschicklichkeit ärgerte. Franz äußerte darauf die Absicht, die ganze Bude über den Haufen zu werfen. Glücklicherweise kam Feel Schacht dazwischen, indem er auch für fünf Cent Ringe verlangte, und er gewann beim ersten Wurf eine kleine blaue Puppe. Der Budeninhaber rief Franz zu: »Sehen Sie nun, daß es nur an Ihnen liegt !« Alle lachten, und Feel am meisten von allen. Mit den zwei übrigen Ringen gewann er aber nichts.
    Flachskopf ging nun dorthin, wo es Grasharken gab, um zu sehn, ob er die Mutter nicht erwischen könnte. Er fand sie aber nirgends. Er fragte Lieschen Buskop, die an einem Kramladen für Dorus Buskop eine neue Mütze aussuchte, ob sie die Mutter nicht gesehen hätte. Doch, aber sie wäre schon weg.
    Der Markt war nun in vollem Gang. Die Leute strömten von einer Bude zur andern, guckten und schwatzten an allen Ecken, und nach ihren froh lächelnden Mienen zu urteilen, hatten sie viel Spaß. Es wimmelte von kleinen Kindern in ihrem Sonntagsstaat, die eine Zuckerstange, eine Flöte, eine Puppe oder sonst etwas in der Hand hielten. Die Männer fühlten sich besonders von den Bänkelsängern und von der Kegelbahn bei Peer Pastrei angezogen. Sie sprachen mit lauter Stimme, riefen sich gegenseitig Scherzworte zu, rauchten gewaltige Pfeifen, tranken große Gläser Bier und verabredeten sich für den Abend. Überall hinter und zwischen den Zelten standen viele Liebespärchen beieinander. Die Jungen zeigten sich stolz und großzügig, kauften ihren Liebsten kleine Geschenke, eine Busennadel oder ein Säckchen mit Karamellen, und die Mädchen, das Kopftuch nach hinten geschoben, ließen sich gern umschmeicheln, kicherten und scherzten und waren vor seliger Erregung rot wie Hahnenkämme. Auf allen Gesichtern lag der Glanz und die Freude des schönen Kirmestages.
    Die Ziehharmonika der Bänkelsänger, das Geschrei der Krämer, die Drehorgel des Karussells, der Lärm der Kegelbahn, all das vereinte sich zu einem festlichen Jubel, der sich zwischen den hohen Eichen an der Straßenkreuzung erhob und die immer noch herbeiströmenden Besucher schon von weitem in Kirmesstimmung brachte.

    Gust Sanders war mit seinem »Kraftmesser« erschienen. Für einen Cent durfte man mit einem schweren Hammer auf einen Holzklotz schlagen, an dem eine lange eiserne Latte befestigt war. Wenn man kräftig genug schlug, schoß ein kleiner Ring an der Latte in die Höhe bis an die Spitze, wo es einen kurzen Knall gab, und dann bekam man eine kleine Rose ins Knopfloch. Frakke, der Sohn des Inhabers, stand daneben, um das Geld in Empfang zu nehmen, und wenn man nicht aufpaßte, gab er auf einen Nickelgroschen nur drei statt vier Cent heraus.
    Daneben hatte Tist Brats seine Pfannkuchenbude. In den schwarzen Kessel, in dem das Fett zischte, ließ er aus einem Holzlöffel den Teig fallen, der sofort mächtig anschwoll. Während die Pfannkuchen noch auf dem Fett schwammen, wählten schon die Bengel, die sich um den Kessel drängten, einen aus, den sie für sich haben wollten. Manchmal war er noch nicht ganz gar, wenn die ungeduldigen Jungen hineinbissen; dann durften sie ihn einen Augenblick wieder in den Kessel werfen. Flachskopf wählte sich auch einen, einen ganz großen, aber gerade als er die Hand ausstreckte, um ihn von dem Schöpflöffel zu nehmen, mit dem Tist ihn aus dem Fett gefischt hatte, nahm Kalle Mainske den Pfannkuchen weg und biß sofort hinein.
    »Dreckiger Gauner«, fuhr Flachskopf ihn wütend an. Kalle ließ sich das nicht gefallen und versetzte Flachskopf einen Stoß gegen die Schulter. Dieser schlug zurück, und Kalles Pfannkuchen fiel auf die Erde. Alle Knaben griffen zu gleicher Zeit danach. Kalle hatte Flachskopf bei den Haaren gepackt, und es wäre eine tüchtige Keilerei geworden, wenn Tist nicht beizeiten mit dem fettigen Schöpflöffel dazwischengehauen hätte. »Wollt ihr wohl den Geschäftsbetrieb nicht so stören, ihr Rotznasen !« schimpfte Tist, und die »Rotznasen« hatten so viel damit zu tun, ihre Kleider von dem klebrigen Teig zu reinigen, daß bald wieder Ordnung wurde.
    Das Karussell von Petrol fand großen Beifall. Es war ein armseliges Ding, die Holzpferdchen waren stark mitgenommen und fast ohne Farbe, sie konnten förmlich Mitleid erregen; aber die Drehorgel, die mitten drin stand, machte durch ihren krächzenden Lärm von falschen Noten, der den ganzen Markt übertönte, alles gut. Die Kinder kämpften um die Plätze, die Kleinsten wurden von den Müttern in den Sattel gehoben mit der

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