Flaming Bess 05 - Raumfestung ARAK-NOR
Kabine stand offen!
Sie seufzte vor Erleichterung. Also war dem alten Mann tatsächlich nichts passiert. Aber sie würde ihm tüchtig den Kopf waschen. Zumindest hätte er ihr Bescheid geben können, daß er sich kräftig genug fühlte, um im Schiff herumzuspazieren. Das hätte ihr eine Menge Sorgen erspart! Wenn Phibus nur nicht so unvernünftig …
Eine Gestalt tauchte ihm Türrahmen auf.
Eine Frau, nicht Rumpel. Eine hochgewachsene Frau mit langen, tizianroten Haaren, die wie Flammen ein blasses Gesicht umrahmten. Und die Augäpfel der Frau waren grün.
Ein Flüchtling von den Linderghast-Planeten.
Unwillkürlich mußte Gahl an Shee d’Anshe denken; auch die tote Kultistin war eine Linderghast gewesen.
Aber die Frau mit den roten Feuerhaaren war keine Kultistin — sie trug die dunkelblaue Uniform des Sicherheitsdienstes. Was hatte sie in Kumpels Kabine zu suchen? War dem Alten etwas zugestoßen?
Zögernd machte sie einen Schritt auf die Unbekannte zu.
Ohne Eile verließ die SD-Frau Kumpels Kabine, wartete, bis sich die Tür automatisch geschlossen hatte, und verriegelte sie mit einem elektronischen Kodegeber. Dann wandte sie sich Gahl Belfort zu. Ihr blasses Gesicht war ausdruckslos, doch in ihren dunkelgrünen Augen leuchtete ein amüsiertes Funkeln.
»Sie sind Gahl Belfort«, sagte die SD-Frau.
Gahls Schritte stockten. »Wer … Was ist mit Phibus Kumpel? Wissen Sie, wo … «
»Sie meinen, den Bewohner dieser Kabine?« Sie wies auf die geschlossene Tür, während sie mit der anderen Hand den Kodegeber an ihrem Gürtel befestigte. »Ich weiß es nicht. Ich wollte zu Ihnen, aber offenbar hat man mir die falsche Kabinennummer gegeben. Als sich auf mein Klopfen hin niemand meldete, machte ich mir Sorgen. Deshalb habe ich die Tür geöffnet.«
»Sorgen? Ich verstehe nicht … « Gahl war verwirrt — und gleichzeitig fühlte sie sich zu der SD-Frau hingezogen. Ihre Stimme … Sie sprach in einem eigenartigen Singsang. Es war faszinierend. Aber es lag nicht allein an der Stimme … Gahl sah erneut zu Kumpels Kabine hinüber.
»Der Raum ist leer«, beantwortete die rothaarige Frau ihre unausgesprochene Frage. Sie lächelte. »Ich vergaß, mich vorzustellen — ich bin Anakin Do, Psychotechnikerin und Expertin für pseudoreligiöse Sekten. Zur Zeit arbeite ich für Muller McLasky. Deshalb auch diese Uniform.«
Sie lächelte noch immer, aber ihr Lächeln beschränkte sich auf den Mund, ohne die Augen zu erreichen.
»McLasky hat Sie geschickt?« Gahls Verwirrung nahm zu. »Aber ich dachte, Darb … «
»Darb ist unterwegs«, unterbrach Anakin Do. »Ich bin nur hier, um mir von Ihnen ein Bild zu machen.«
»Ein Bild? Aber warum?«
Dos Lächeln erlosch. »Flaming Bess hat mich beauftragt, ein Psychoprofil des Kultes zu erstellen. Ich dachte, Sie könnten mir einige Fragen beantworten.« Sie überlegte kurz. »Das heißt, es ist nur eine Frage…«
Gahl nickte. Merkwürdigerweise fiel es ihr schwer, sich zu konzentrieren. Anakin Do schien wie ein Magnet ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
»Fragen Sie.«
»Sehen Sie, Gahl, der Krieg hat die Menschen entwurzelt, alle sozialen Bande zerrissen, alle Werte zerstört. Die Flüchtlinge auf Terminus sehnten sich nach Sicherheit, Geborgenheit, einem Halt. Deshalb konnte der Kult in kurzer Zeit soviel Einfluß gewinnen. Mahmed gab ihnen das, was sie am meisten vermißten — einen neuen Lebensinhalt, ein Ziel … «
»Das Land, wo Frieden herrscht und Glück«, murmelte Gahl. »Das Land der Verheißung.«
»Richtig«, bestätigte die Psychotechnikerin. »So wurde es von Mahmed genannt. Doch dann erwachte Flaming Bess aus ihrem Kälteschlaf und rettete die Flüchtlinge vor dem herculeanischen Angriff. Mehr noch — die Kommandantin gab ihnen Hoffnung. Nicht nur für ihr eigenes Überleben, sondern auch für das Überleben der ungezählten Millionen in den Menschenlagern Kroms. Die Kommandantin wies ihnen den Weg zur Erde. Ein konkretes Ziel — konkreter als Mahmeds verheißenes Land. Deshalb schickte der Prophet seine Assassinen aus, um Flaming Bess zu töten. Weil sie seine Macht über die Flüchtlinge bedrohte.«
Gahl zupfte nervös an ihrem Kleid. »Worauf wollen Sie hinaus?«
Anakin Do ließ sich nicht irritieren. In ihrem eigentümlichen Singsang fuhr sie fort: »Die Assassinen versagten, der Kult wurde zerschlagen, die meisten seiner Jünger wandten sich enttäuscht von Mahmed ab, und jene, die sich von ihrem Propheten nicht lossagen
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