Flaming Bess 05 - Raumfestung ARAK-NOR
strahlend wie brennendes Magnesium wuchsen in schwindelerregende Höhen.
Glory Moon, die dunkelhäutige Psychonautin, die direkt vor dem Großmonitor auf ihrem Spezialsitz lag und über die Neurokontakte an der Stirn und im Nacken die NOVA STAR durch die Paradimension steuerte, atmete stoßweise. Ihr katzenhaft schönes Gesicht war grau, eingefallen, schmerzverzerrt.
Das Farbenmeer des Pararaums war voller Strudel und Riffe, tödliche Fallen für jedes Schiff, das ihnen nicht rechtzeitig auswich, und selbst das gedankenschnelle Reaktionsvermögen einer Psychonautin konnte die NOVA STAR nicht retten, wenn sie in den Sog einer paraenergetischen Wirbelzone geriet.
Plötzlich mäßigte sich das rasende Wummern des Antriebs. Die Leuchtkraft der Parafarben ließ nach, Pastelltöne ersetzten das grelle Neon, und die magnesiumhellen Wellenberge fielen in sich zusammen. Reihenweise erloschen die Warndioden, und die Displayanzeigen wechselten ins beruhigende Grün.
»Parageschwindigkeit bei neunzig Prozent normal und fallend«, meldete Glory Moon. Ihre verzerrten Gesichtszüge hatten sich geglättet, und um ihre Mundwinkel spielte ein halb erschöpftes, halb erleichtertes Lächeln.
»Rücksturzmanöver eingeleitet. Rücksturz in zwei Minuten. Umschaltung des Unterlicht-Navigationssystems auf psychonautische Kontrolle vorbereitet.«
Flaming Bess entspannte sich.
»Katz?«, sagte sie knapp.
Der Bordingenieur schaltete an seinem Kontrollpult. »Primäre und sekundäre Normaltriebwerke in Bereitschaft. Energieversorgung …« Er stockte, fluchte dann. »Ich wußte es! Die Belastung war einfach zu groß … Totalausfall der Hauptkraftwerke 3 und 4. Automatische Notabschaltung nach Instabilitäten in der elektromagnetischen Brennkammerabschirmung. Die Sicherungen der EM-Generatoren sind reihenweise rausgeflogen.«
Katzensteins Finger huschten über die Sensortasten; »Reservenetz aktiviert. « Er sah auf und schenkte Bess ein düsteres Lächeln. »Energieversorgung gesichert — allerdings warne ich vor einer Wiederholung dieses Wahnsinnsflugs. Noch einmal halten die Kraftwerke nicht durch, und meine Nerven auch nicht.«
»Unter diesen Umständen werde ich deinen Rat beherzigen«, versprach Bess. »Ein nervlich zerrütteter Bordingenieur ist noch gefährlicher als ein explodierendes Kraftwerk. — Fortunato?«
Stengel zuckte zusammen. »Ich, uh, ich bin hier«, stotterte er.
Katzenstein kicherte. »Unsere Kommandantin will nicht wissen, wo du bist, sondern wie es um den Abwehrschirm steht.«
»Oh«, machte der Servotechniker. Er wurde rot. »Natürlich. Ich … Abwehrschirm voraktiviert. Sobald wir den Pararaum verlassen haben, baut er sich automatisch auf. Das heißt, ich hoffe es.«
»Und ich hoffe«, brummte Katzenstein, »daß du nicht noch mehr abbaust, Junge.«
»Ruhe«, sagte Bess scharf. Sie warf Katzenstein einen verweisenden Blick zu und sah dann zu Ka hinüber. »Waffenkontrolle?«
»Bordverteidigungssysteme in Bereitschaft«, meldete der Clansmann. »Elektromagnetischer Puls fertig zur Entladung. Lasergeschütze ausgefahren, Torpedokatapulte bestückt.«
»Gut«, nickte Flaming Bess. »Für den Fall, daß die BIG BAZAAR von herculeanischen Schiffen bedroht wird, ist die Feuerfreigabe hiermit erteilt. Ansonsten Waffeneinsatz nur auf meinen ausdrücklichen Befehl. Verstanden?«
»Verstanden«, sagte der Clansmann, aber in seinen Augen war wieder jenes Glitzern, das sie auch damals bemerkt hatte, als es zwischen ihnen zur Auseinandersetzung über die Bestrafung Admiral Clusters gekommen war.
»Ich meine, was ich sage, Ka«, warnte sie. »Ich werde einen erneuten Verstoß gegen meine Befehle nicht dulden.«
Ka sagte nichts. Er wußte, worauf sie anspielte. Bess hatte ihm noch nicht verziehen, daß er indirekt für Clusters Selbstmord verantwortlich war* (* siehe Flaming Bess 4: Das Grauen an Bord ).
Der wummernde Herzschlag des Paratriebwerks wurde immer leiser. Nach der Zeitanzeige im unteren Teil des Hauptbildschirms waren es noch fünfundvierzig Sekunden bis zum Rücksturz in den Normalraum.
»Vira?«
Die Mediacontrolerin hob den Kopf. »Ja, Bess?«
»Du versuchst, Funkkontakt mit der BIG BAZAAR aufzunehmen. Sobald sich dieser … Trimalorius meldet, legst du das Gespräch auf meinen Schirm.«
»Wird erledigt.«
»Di Grey?«
Der Di-Analytiker hüstelte. »Ich höre — auch wenn ein kluger Kopf einmal gesagt hat, man sollte niemals zuhören, um den eigenen Zuhörern nicht das Gefühl zu
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