Flaming Bess 05 - Raumfestung ARAK-NOR
entschieden hatte, der an der Brustseite mit dem Symbol der Inneren Welten versehen war, einem stilisierten Milchstraßensystem, durchschnitten von zwei rubinroten konzentrischen Ringen. Alle waren mit Raketentornistern und schweren, doppelläufigen Energiegewehren ausgerüstet; nur Flaming Bess hatte auf eine zusätzliche Bewaffnung verzichtet — sie vertraute auf die durchschlagende Wirkung ihres Destruktors, einer Spezialwaffe aus den irdischen High-Tech-Laboratorien.
Hinter ihr ragte schräg die nietenbesetzte und von Instrumentenkuppeln bedeckte Wand des Kommandodecks in die Höhe, gekrönt von der Glaskuppel der Orangerie. Vor ihr der stufenartig zum siebzig Meter tiefer gelegenen Maschinendeck abfallende Bug der NOVA STAR. Jenseits des schimmernden Stahls Finsternis — und die zu Farbe geronnene Energie des Pararaums, ein zweidimensionaler, filmdünner Regenbogen, der das Innere des Hangars lückenlos überzog.
Glory Moon hatte vor einem direkten Kontakt mit der Paraschlacke gewarnt, und angesichts des bösartigen Schillerns schien ihr die Warnung der Psychonautin nur zu berechtigt.
»Zentrale?« sagte Flaming Bess in das Kehlkopfmikrofon ihres Funkgeräts.
»Vielleicht solltet ihr doch einen Trupp Raumsoldaten … «
»Nein«, unterbrach Bess. »Es bleibt bei meiner Entscheidung. Je weniger Personen an diesem Unternehmen beteiligt sind, desto größer ist die Chance, daß wir unentdeckt bleiben.«
»Ich würde mich an deiner Stelle nicht darauf verlassen.«
»Außerdem werden die Soldaten an Bord dringender gebraucht.« Sie spielte auf die Aktivitäten des Kultes an. Nach allem was geschehen war, bereiteten sich Mahmeds Anhänger auf die entscheidende Kraftprobe vor.
»Ist Dir der Gedanke gekommen daß der Kult deine Abwesenheit ausnützen könnte?«
»Dein Optimismus ist geradezu ansteckend«, sagte Bess »und wir würden uns gerne länger von dir aufmuntern lassen, aber die Zeit drängt Wir brechen auf. Ende.«
»Viel Glück.«
Flaming Bess wechselte die Frequenz. »Seid ihr bereit?« wandte sie sich an ihre Begleiter.
»Ich bin mehr als bereit«, versicherte Di Grey. »Ich liebe diese Selbstmordkommandos. Sie machen einem bewußt, wie sehr man am Leben hängt … «
Trimalorius schnaufte. »Noch ein Optimist. Also los!«
Er aktivierte seinen Raketentornister und stieg steil in die Höhe. Die anderen folgten Sekunden später. Rasch fiel das Schiff hinter ihnen zurück und wurde eins mit der Finsternis.
Schweigend näherten sie sich der fernen Rückwand. Ka und Di Grey sicherten die Flanken, während Trimalorius es geschickt verstand, Flaming Bess an sich vorbeiziehen zu lassen und sich von da an immer ein Stück hinter ihr zu halten.
Als sie die Rückwand erreichten, sah sich Bess einer Sorge enthoben. Hier war der Film aus verstofflichter Transkraft stellenweise nur ein Hauch, pastellfarben oder stumpf, und ein Großteil der Tunnelöffnungen, die ins Innere der riesigen Festung führten, lag frei.
Langsam sanken sie zu Boden, einem der Torbögen entgegen, ein finsteres Halbrund im matten Schwarz der Metallwand.
Bess schaltete an den Gürtelkontrollen ihres Rakekentornisters, und ein wohldosierter Schubstoß ließ sie einen Meter über dem Paraschlackebelag des Bodens verharren. Sie zog den Destruktor und warf einen Blick auf die Displayleiste am linken Ärmel ihres Raumanzugs. Keine energetische Aktivität, keine Infrarotechos — wenn irgendwo in der Festung Energie erzeugt wurde, wie Katzenstein behauptet hatte, dann in weit entfernten Sektionen.
Ihre unmittelbare Umgebung war energetisch tot.
Aber sie war nicht beruhigt.
ARAK-NORs scheinbare Passivität hatte nichts zu bedeuten. Der Festungscomputer — die Zentrale Befehlseinheit — wußte um die Gefährlichkeit der Paraschlacke. Solange sie sich im Hangar aufhielten, würde die Befehlseinheit nicht angreifen. Aber wenn sie erst einmal in das Tunnelsystem eingedrungen waren …
Zumindest ist die NOVA STAR in Sicherheit, dachte Flaming Bess nüchtern. Die Paraschlacke schützt sie. Und wenn ARAK-NOR nur halb so verrottet ist, wie uns Trimalorius weismachen will, haben wir eine gute Chance, die Schaltzentrale zu erreichen.
Ka und Di Grey hatten sich mit entsicherten Waffen an den Seiten der Tunnelöffnung postiert. Trimalorius schwebte einige Meter hinter ihr und hantierte nervös an seinem Strahlgewehr.
Bess gab Ka ein Zeichen, und nebeneinander flogen sie in den Tunnel hinein. Er war breit und hoch genug, um problemlos mit
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