Flaming Bess 05 - Raumfestung ARAK-NOR
gerechtfertigt war …
In den Maschinendecks setzten die Raumsoldaten unter Donnister Gorrams Kommando die Suche nach den untergetauchten Kultisten fort. Sie krochen durch das Labyrinth der Wartungsstollen und Klimaschächte, durchkämmten die Maschinensäle, stöberten in den Ersatzteillagern und Fährenhangars. Ohne Erfolg. Die Kultisten blieben unauffindbar, und Gorram bezweifelte allmählich, daß sich ihr Schlupfwinkel in den Unterdecks befand. Aber er hatte seine Befehle, und es war besser, weiterzumachen, als tatenlos abzuwarten, bis der Kult zuschlug.
Gahl Belfort, eine von fünftausend Schläfern in den Oberdeckkabinen, ahnte von all dem nichts. Träumend lag sie in Calvin Kospodins Armen, und im Traum war sie wieder auf ihrer Heimatwelt Dragensteyn. Es war ein Sommertag, warm und hell, vom Licht der Zwillingssonnen durchflutet. Die Onyxklippen von Port Sha’ib ragten in den Scharlachhimmel, und zu ihren Füßen lag das Meer. Sie lief über den Strand, gegen den Wind, mit flatternden Haaren. Sie war fünfzehn, und das Leben hatte für sie erst begonnen, und vor ihr breitete sich die goldene Zukunft aus, voller Versprechen und Glück …
Sie lächelte im Schlaf und schmiegte sich enger an Calvins warmen Körper.
Aber plötzlich verdüsterte sich der Traum: die Nacht wischte die Doppelsonne vom Himmel, kaltes Mondlicht hing wie Silbergespinst in der Luft, die Zeit machte einen Sprung und trug sie in die Straßen ihrer Heimatstadt. Die Straßen waren voller Schatten. Die Schatten flößten ihr Angst ein. Sie wußte, daß etwas Schreckliches geschehen würde.
Gahl wimmerte im Schlaf. Calvin Kospodin rührte sich. Auch er träumte; ein grelles Kaleidoskop bizarrer Bilder, beherrscht von Gahls Gesicht und schwebenden Augen, die ihn mit brennendem Haß anstarrten.
In Gahls Traum wurden die Schatten kompakter, und aus den Schatten wurden Türen, und Gahls Furcht verwandelte sich in Panik. Sie sah Häuser brennen und Menschen sterben und schwarzgepanzerte Soldaten mordend durch die Straßen marschieren, und es gab keinen Ausweg, keine Fluchtmöglichkeit, keine Hilfe. Sie verzweifelte. Dann hörte sie die Stimme.
Hab’ keine Angst, flüsterte die Stimme. Denn auf dich, geliebte Gahl, wartet die Rettung, und die Rettung bin ich.
Sie kannte die Stimme. Mahmed, der Prophet, sprach zu ihr.
Im Traum verwandelten sich die Worte in Brücken, die die Abgründe von Raum und Zeit überwanden. Jetzt war sie in den stillen, leeren Korridoren des 3. Oberdecks, und das ganze Schiff schien in erwartungsvoller Spannung zu vibrieren.
Sie lauschte, und unvermittelt wußte sie, daß sie nicht allein war, daß in allen Decks Dutzende, Hunderte Menschen den gleichen Traum wie sie träumten. Eine gewaltige Kraft strömte aus dem Nirgendwo und webte ein Netz, verband die Schläfer, verknüpfte ihre Traumbilder, zwang die Widerspenstigen unter ihren Willen.
Der Traum wurde klarer.
Schlaftrunken bewegte sich Gahl und löste sich aus Calvins Umarmung. Sie richtete sich halb auf, mit geschlossenen Augen, einem lautlosen Befehl folgend, noch immer im Traum gefangen.
Kommt! wisperte es in den Träumen jener Menschen, die wie Gahl von Mahmed auserwählt worden waren. Kommt! Die Zeit ist nahe. Ich war lange fort, um das Versprechen einzulösen, das ich einst euch gab. Ich habe die Welten hinter den Schatten erforscht und die Tore durchschritten, die zu den Ländern neben der Wirklichkeit führen. Und ich habe gefunden, wonach ich gesucht habe, das Land der Verheißung, das Land, wo Friede herrscht und Glück, wo kein Feind euch finden wird. Ich warte auf euch! Der Weg ist weit, doch fürchtet euch nicht. Eine unter euch ist von mir gesegnet, und sie wird euch den Weg weisen bis zum Schattentor, wo ich euch erwarte. Und dann werden wir unsere Kräfte vereinigen, zu einem einzigen machtvollen Geist verschmelzen, und gemeinsam die Pforte öffnen, und nichts und niemand wird euch dann noch Schaden zufügen können … Wacht auf, wacht auf, ihr Auserwählten, und folgt dem Ruf der Gesegneten, meiner Dienerin, der heiligen Hexe des Propheten … «
Ruckartig wurde Gahl Belfort wach.
Diva, ihre Katze, die zusammengerollt in einem Winkel der Kabine gelegen hatte, miaute und sprang auf. Grün schillerten ihre Augen in der Dunkelheit. Sie fauchte und machte einen Buckel.
Gahl ignorierte die Katze.
Sie war wach, doch ihre Augen blieben verschleiert, stumpf wie die einer Schlafwandlerin.
Kospodin murmelte etwas und drehte sich auf die
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