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Flaming Bess 05 - Raumfestung ARAK-NOR

Flaming Bess 05 - Raumfestung ARAK-NOR

Titel: Flaming Bess 05 - Raumfestung ARAK-NOR Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Seite. Sie nahm ihn nicht einmal wahr. Mit leeren Blicken lauschte sie in die Stille.
    Die Katze fauchte erneut. Ihr Nackenfell sträubte sich, und sie sprang auf das Bett. Ihre grünen Augen waren beinahe furchtsam auf Gahl gerichtet. Die junge, blonde Frau schlug behutsam die Bettdecke zur Seite und stand leise auf. Sie griff nach einem weißen, seidenen Morgenmantel, schlüpfte hinein, verharrte, den Kopf horchend geneigt. Ihre Blicke blieben leer, und sie sah nicht, wie Calvin Kospodin verstohlen die Augen aufschlug und ein grimmiger Zug sein Gesicht verhärtete.
    Es ist soweit! durchfuhr es den Jetpiloten. Sein Herz klopfte schnell und hart, und nur mühsam widerstand er dem Impuls, nach Gahl zu greifen, sie festzuhalten, sie dem Einfluß des Propheten zu entziehen. Wenn er ihr helfen wollte, mußte er warten und ihr heimlich folgen. Sie würde ihn zu Mahmed führen.
    Also ruhig, dachte Kospodin. Sie darf keinen Verdacht schöpfen.
    Er blieb reglos liegen und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Gahl auf Zehenspitzen zur Tür schlich und dort erneut stehenblieb.
    Sie schien zu lauschen. Und plötzlich erhellte sich ihr Gesicht; sie nickte, als hätte sie einen Befehl vernommen, obwohl alles still war.
    Kospodin konnte nicht hören, was Gahl hörte: Einen Singsang, der klar und rein das Schiff erfüllte, eine Stimme, die aus puren Gedanken bestand, einen Lockruf, den nur die Auserwählten des Propheten verstehen konnten.
    Die Gesegnete, Mahmeds Dienerin und heilige Hexe, rief die Jünger zusammen.
    Gahl hatte die singsangähnliche Stimme schon einmal gehört, sie wußte, wer die Gesegnete war, wer die Auserwählten in Mahmeds Auftrag zum Schattentor führen sollte. Aber das Wissen bedeutete ihr nichts. Sie empfand weder Erstaunen, noch Entsetzen.
    Kommt her zu mir! rief die Gesegnete. Kommt alle her zu mir! Niemand wird euch aufhalten. Also kommt!
    Gahl öffnete die Tür und schlüpfte lautlos auf den Gang.
    Im gleichen Moment sprang Kospodin auf. Einem Instinkt gehorchend, streifte er hastig einen neutralen Overall über. Die purpurrote Flottenuniform war zu verräterisch. Er steckte einen Nadelstrahler ein und wandte sich eben zur Tür, als sein Multifunktionsarmband, das er auf dem Nachttisch deponiert hatte, laut zu summen begann.
    Er fuhr zusammen.
    Das hektische Summen hielt an — lang, kurz, lang. Die vereinbarte Signalfolge für den Fall eines bewaffneten Angriffs der Kultisten!
    Kospodin griff nach dem Armband und ging auf Empfang. Seine Befürchtungen bestätigten sich; mehrere Dutzend Assassinen waren trotz aller Sicherungsmaßnahmen durch das System der Klimaschächte ins 1. OD eingesickert und lieferten sich schwere Kämpfe mit den dort konzentrierten SD-Verbänden.
    Der Jetpilot fluchte.
    Der Angriff der Assassinen ergab keinen Sinn. Sie waren zahlenmäßig unterlegen, und trotz ihrer ersten Überraschungserfolge waren sie zum Scheitern verurteilt. Dann stöhnte er auf. Ein Ablenkungsmanöver! Es konnte sich nur um ein Ablenkungsmanöver handeln!
    Kospodin stürmte auf den Gang.
    Keine Spur von Gahl. Er rannte weiter und erreichte den Hauptkorridor, der zur Zentralsektion des 3. OD führte. In der Ferne entdeckte er Gahl, eine schmale, geisterhaft weiße Gestalt im Dämmerlicht. Ihre Bewegungen erinnerten ihn an die einer mechanischen Puppe.
    Erleichtert atmete er auf.
    Ein paar Meter weiter öffnete sich eine Tür, und ein dünner, hochgeschossener Mann mit geflochtenem Haupthaar und verfilztem Bart trat auf den Gang. Lagoslav Vanshunje, ein Flüchtling aus den Westwolken, der wie Gahl in der Magazinverwaltung arbeitete.
    Verdammt, der Westwolken-Flüchtling konnte alles verderben! Wenn er ihn auf seine lärmende Art begrüßte, würde Gahl bemerken, daß er ihr folgte, und dann …
    Aber Vanshunje beachtete Kospodin nicht.
    Sein Blick war starr, sein Gesicht leer, und seine Schritte waren steif wie die einer Marionette.
    Kospodin ballte die Fäuste. Also stand auch Vanshunje unter Mahmeds Bann!
    Weitere Türen öffneten sich, weitere Männer und Frauen verließen ihre Kabinen und schlossen sich der gespenstischen Prozession an. Schweigend, mit stumpfen Augen, von lunatischer Sehnsucht getrieben, brachen sie zu ihrer lemminghaften Wanderung auf.
    Voller Entsetzen wurde Calvin Kospodin bewußt, daß sie Mahmeds mentale Kräfte weit unterschätzt hatten. Diese Leute, die Schlafwandlern gleich einem unbekanntem Ziel entgegenschritten — sie waren nur zu einem verschwindend kleinen Teil frühere

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