Flamme der Leidenschaft - Roman
wo sie genauso mühelos gewann wie bisher. Diesmal auf ehrliche Weise, hoffte Charles.
Etwas später kehrte die Gesellschaft in den chinesischen Salon zurück, um Tee zu trinken. Maggies Miene drückte bittere Genugtuung aus. Sobald sich mehrere Gesprächspartner gefunden hatten, ging Charles zu ihr. »Wie viel hast du gewonnen?«, murmelte er.
»Zweihundert Pfund. Übrigens habe ich mich geweigert, Schuldscheine anzunehmen, mit der Begründung, vielleicht würde ich den Gentlemen und Ladys nie wieder begegnen.«
Beinahe verschluckte er sich an seinem Tee. »Mein Gott, du bist wirklich eine tüchtige Geschäftsfrau.«
Maggie legte den Kopf schief. »Im Durchschnitt habe ich jeder Person nur sieben Pfund abgenommen. Und niemandem mehr als dreißig Pfund. So viel habe ich in den letzten vier Jahren nicht verdient.« Ihre Stimme klang fast wehmütig.
»Was geht hier wirklich vor, Maggie?«
Sofort verschloss sich ihre Miene. »Nichts.«
»Maggie!«, wiederholte er warnend.
Da las er unverhohlene Verzweiflung in ihren Augen. »Nichts, was ich dir erzählen dürfte, Charles. Wenn ich es könnte, ich schwöre dir …«
Als Millie in Hörweite vorbeischlenderte, verstummte
Maggie und wandte sich zu ihr. Wieder einmal wurde Charles ausgeschlossen.
»Ist das ein Darjeeling-Tee?«, fragte Maggie lächelnd.
Ohne die Antwort abzuwarten, ging Charles davon.
Eine Stunde vor dem Dinner gab Lady Edgington bekannt, man würde auf römische Weise speisen. Die Dienstboten statteten alle Gäste mit Togen oder Chitons und Sandalen aus, außerdem mit Schmuck im altrömischen Stil, Imitate aus billigem Metall und mit minderwertigen Strassjuwelen.
Darauf reagierten die Gäste unterschiedlich. Einige staunten, weil Millie ihnen nichts von diesem Spiel erzählt hatte, nicht einmal streng vertraulich, andere wussten schon Bescheid und zuckten nonchalant mit den Schultern.
Kommentarlos nahm Charles seine Toga entgegen. Um Millie zu entschädigen, weil er ihre Apollo-Diana-Idee ablehnte, hatte er diesem Themenabend zugestimmt. Allerdings hatte er darauf bestanden, dass sie die vorhandenen Diwans und Sofas benutzten, obwohl sie nicht besonders römisch wirkten. Außerdem hatte er einige Lakaien beauftragt, gebrauchte Tische zu kaufen und die Beine abzusägen, statt bei einem Tischler geeignete Möbel zu bestellen.
Als er sich umsah, entdeckte er Maggie, die in einer Ecke stand. Voller Entsetzen starrte sie den Schmuck an. Dann blinzelte sie, setzte eine neutrale Miene auf und eilte zu seiner Schwester. Sie umfasste Millies Ellbogen und wechselte ein paar Worte mit ihr. Dabei warf sie eine kurzen Blick auf den arglosen Gifford.
Sobald sie sich entfernt hatte, wandte er sich an seine Schwester. »Was hast du mit Miss King besprochen?«
Verwirrt hob sie die Brauen. »Oh, sie wollte nur wissen, wer auf die Idee mit den Kostümen und dem Schmuck kam.«
»Und?«
»Nun, das war Lord Gifford. Spielt das eine Rolle?« Leicht gekränkt fügte sie hinzu: »Diese falschen Juwelen habe ich ausgesucht.«
»Ich verstehe …« Plötzlich fiel ihm etwas ein. »Was unsere Wette betrifft, hat Gifford dir vorgeschlagen, ich soll eine Frau von niedriger Herkunft in eine Lady verwandeln?«
»Warum wärmst du diesen alten Unsinn auf?«, fauchte Millie erbost. »Diese Wette hast du verloren, das weißt du doch. Niemand hält Miss Howser für eine Lady.«
»Stammt der Vorschlag von Lord Gifford?«, beharrte Charles.
»Nein. Aber Sir Nathaniel hat so etwas Ähnliches erwähnt.«
Charles blinzelte verwirrt. Also auch Dines? Er entdeckte den Mann am anderen Ende des Raums. Als der Baronet seinen Blick auf ihn richtete, lächelte er. »Deshalb kamst du auf die Idee, diese Wette mit mir abzuschließen?«
»Natürlich«, bestätigte Millie gleichmütig. »Fast eine halbe Stunde lang habe ich mit Sir Nathaniel darüber gesprochen.«
Gifford. Dines. Welche Rolle spielten sie in dieser ganzen Angelegenheit?
Was soll ich tun? Während er sich wieder umsah, stellte er
fest, dass Maggie verschwunden war. In Gedanken fluchte er, ergriff ein paar Sandalen, einen Kranz aus goldenen Blättern und die Toga.
Dann stieg er die Treppe zu seinem Zimmer hinauf. Er läutete nach seinem Kammerdiener. Doch die Robe war so raffiniert und anachronistisch entworfen, dass man sie einfach anziehen konnte, ohne die Stoffbahnen kunstvoll zu drapieren. Am Gürtel hing ein Beutel, in den er sein Taschentuch steckte. Seufzend betrachtete er sein Spiegelbild, die Frisur -
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