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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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ein übliches Abenteuer, das für Männer seines Schlages sicher nichts Besonderes war. Er sah sie nur an. Lena versuchte vergeblich ihre Enttäuschung zu verbergen. Jess streichelte ihr wortlos übers Haar und gab ihr einen harmlosen Kuss, der alles Mögliche bedeuten konnte.
    «Aber …», begehrte sie auf.
    «Kein Aber», erklärte Jess mit befehlsgewohnter Stimme. «Wenn der Austausch misslingt, werde ich dich unverzüglich nach Port Maria bringen, wo du das nächste Schiff in Richtung Deutschland nimmst. Und wenn er gelingt, werde ich das Gleiche tun, sobald sich die Gelegenheit ergibt, dich von Redfield Hall fortzubringen.»
    «Und was war das heute Nacht?», fragte sie verzweifelt, bemüht, die Tränen in ihren Augen wegzublinzeln. «Ich dachte, du empfindest etwas für mich?»
    «Dass ich nicht will, dass du stirbst, beweist doch, wie viel ich für dich empfinde, oder?»
    Sie konnte seinen flehenden Augen kaum widerstehen und wollte ihm gerne glauben, trotzdem war es nicht das, was sie hören wollte.
    «Ich will auch nicht, dass du stirbst», sagte sie leise und schaute zu Boden.
    «Dann hilf mir, indem du tust, was ich sage.»
    Er musste ihr doch ansehen, dass sie todunglücklich war.
    «Vielleicht ist es ein gottgegebenes Schicksal, dass wir in verschiedenen Welten geboren wurden», erklärte er nüchtern. «Und leider ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um daran etwas zu ändern.»
    Plötzlich knurrte laut und vernehmlich ihr Magen. Jess hielt inne, blickte auf und schmunzelte, so als ob gar nichts geschehen wäre.
    «Hunger?», fragte er überflüssigerweise.
    «Eigentlich nicht», murmelte sie abwesend.
    «Eigentlich doch», sagte er und grinste schräg. «Wir sollten etwas essen. Mit vollem Magen ist die Welt nur noch halb so trüb, sagt ein altes Sprichwort.»
    Er stand auf und zog sich rasch an. Lena beobachtete, wie er sein stattliches Gemächt beiläufig in seiner abgetragenen Armeehose verstaute, und stieß einen Seufzer aus.
    «Wo willst du hin?», fragte sie, nachdem er seine Stiefel angezogen hatte und mit freiem Oberkörper, nur mit seiner Machete bewaffnet, Richtung Höhlenausgang marschierte.
    Er drehte sich zu ihr um, als ob es die selbstverständlichste Sache der Welt wäre, dass er sie alleine zurückließ. Sie hätte davonlaufen können, und es war unmöglich, dass er sich dessen nicht bewusst war.
    «Ich werde uns ein paar Eier zum Frühstück besorgen und etwas Obst. Wer weiß, vielleicht läuft mir auch eine Ferkelratte über den Weg?»
    Ihr gespieltes Entsetzen schien ihn zu amüsieren. Aber seine Augen lachten nicht mit. Es war ein Ablenkungsmanöver, weil er sie auf andere Gedanken bringen wollte.
    «Untersteh dich», warnte sie ihn mit einem finsteren Blick, der durchaus ihrer Laune entsprach, und hob ihr zerknittertes Kleid vom Boden auf.
    «Keine Sorge, Prinzessin», beschwichtigte er sie. «Ich werde nur servieren, was Euch genehm ist. Ich bin gleich zurück.»
    Schon war er durch den niedrigen Höhleneingang nach draußen verschwunden. Lena stieß ein verbittertes Schnauben aus, als sie ihm nachschaute. Trotzig stieg sie in ihr Kleid. Sie musste Jess davon überzeugen, dass er auf Dauer nicht ohne sie leben konnte. Und wenn er es von selbst nicht einsah, würde sie ihm so sehr den Kopf verdrehen, dass er nicht mehr wusste, wo oben und unten war.
    Häkchen für Häkchen knüpfte sie ihr Kleid über den Brüsten zu und schlüpfte danach in ihre Stiefel. Dann ging sie zum Ausgang und warf einen Blick nach draußen. Der wolkenverhangene Morgenhimmel bot ein interessantes Wechselspiel von Licht und Schatten. Neben ihr rauschte das Wasser, und der Teich glitzerte verführerisch unter einem durchbrechenden Sonnenstrahl. Nicht weit entfernt lud ein dichtes Gebüsch zu einer schnellen unbemerkten Erleichterung ein, was sie gerne erledigen wollte, bevor Jess zurückkommen würde. Während sie im Schutz eines üppigen Blütenbuschs ihre Röcke hob, glaubte sie plötzlich Stimmen zu hören. Erschrocken hielt sie inne. Hoffentlich entdeckte sie niemand, bevor Jess zurückkam. Ihre Augenbinde lag drinnen in der Höhle, und sie wollte nicht gezwungen sein, sich ohne ihn vor den Lagerbewohnern erklären zu müssen. Am Ende wurde sie noch verdächtigt, ihm davongelaufen zu sein.
    Durch die Äste des Strauches hindurch sah sie am gegenüberliegenden Ufer des Teiches ein Paar Stiefel, dann die dazugehörigen Hosenbeine und schließlich eine Gruppe von Männern, die allesamt mit Pistolen und Gewehren

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