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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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also noch?»
    Mit einem unterdrückten Zittern in den Händen kramte der Commodore eine Landkarte heraus und legte sie auf den Tisch.
    «Sehen Sie hier», sagte er und signalisierte Edward und seinem Vater, dass sie einen Blick auf das ausgebreitete Papier werfen sollten. «Das sind die Ausläufer der Blue Mountains», erklärte er mit einem Fingerzeig. «Irgendwo dort oben in diesen zerklüfteten Felsen und Hochtälern vermuten wir das gesuchte Rebellennest. Colonel Brown ist bereits mit einem Erkundungstrupp auf dem Weg dorthin. Aufgrund unserer früheren Erfahrung, dass diese Gegend für Soldaten äußerst gefährlich ist, sind die Männer als Pflanzer getarnt und bis an die Zähne bewaffnet.»
    Edward runzelte besorgt die Stirn bei der Vorstellung, dass der Colonel und seine Leute wie eine Herde Elefanten durch den Dschungel trampelten.
    «Und was wird, wenn sich die Aufrührer, die meine Frau festhalten, herausgefordert fühlen und ihre Geisel aus Rache ermorden?»
    «Wenn meiner Schwiegertochter wegen dieser Aktion auch nur ein Haar gekrümmt wird», stellte Lord William mit erhobener Stimme klar, «werde ich Sie höchstpersönlich zur Verantwortung ziehen. Haben Sie mich verstanden?»
    «Keine Panik, Mylord», erklärte Bolton ungerührt. «Die Männer haben lediglich den Auftrag, die Umgebung zu erkunden. Sobald sie etwas Verdächtiges finden, werden sie umkehren, und wir werden eine ganze Armee bereitstellen, um diese Teufel bis ins letzte Glied auszurotten. Allerdings erst, wenn wir Lady Helena in sicheren Händen wissen. Der Plan ist, möglichst erst den Austausch zu vollziehen. Danach rücken wir unverzüglich vor, um jedes Rattenloch auszuräuchern, das es dort oben in den Bergen gibt.»

    Lena glaubte sich in einem bizarren und doch wunderschönen Traum, als sie früh am Morgen in Jess’ Armen erwachte. Anstatt noch in der Nacht zum Lager zurückzugehen, hatte er sie in eine Höhle unterhalb des Wasserfalls geführt und ein wärmendes Lagerfeuer entfacht. Nackt und geschützt vor unerwünschten Besuchern hatten sie sich auf ihren Kleidern wieder und wieder geliebt.
    Dass dies kein Traum gewesen war, spürte sie zwischen ihren Schenkeln, die sich ein wenig wund anfühlten. Ein Sonnenstrahl, der durch eine Gesteinslücke von der Höhlendecke wie ein Speer zu ihnen hineinfiel, kitzelte ihr Gesicht. Jess streckte genüsslich seine starken Glieder und gähnte ausgiebig, wobei er ihr unbeabsichtigt sein makelloses Gebiss präsentierte.
    «Gut geschlafen, Prinzessin?»
    Sein Lächeln war verträumt und so süß und zurückhaltend, wie sie es nach so einer stürmischen Nacht kaum für möglich gehalten hätte. Spätestens seit sie sich leidenschaftlich geliebt hatten, erschien ihr alles an ihm geradezu perfekt. Dabei wirkte er am Morgen sogar noch bedrohlicher, weil sein Bart dunkler schimmerte und seine braunen, langen Haare wild und ungekämmt von seinem Kopf abstanden. In seinen Augen glühte noch immer etwas von jenem Besitzerstolz, mit dem er sie in der Nacht zuvor mit Leib und Seele erobert hatte. Er verschränkte seine Arme hinter dem Kopf, um sein mächtiges Kreuz zu dehnen, dabei sah Lena erneut die winzige Tätowierung unter der linken Achsel, die halb versteckt unter dem kurzen, krausen Haar hervorlugte.
    «Was ist das?», fragte sie, und deutete mit der Fingerspitze auf das seltsame Gebilde, ohne zu überlegen, ob sie ihn mit ihrer Frage überrumpelte.
    Jess schien überrascht und lenkte seinen Blick dorthin, wo sie seine Haut berührt hatte.
    «Ach, das», sagte er und nahm die Arme runter, als ob er die Stelle vor ihr verbergen wollte. «Das ist eine Art Stammeszeichen.»
    «Stammeszeichen?»
    An ihrer Stimme war zu hören, dass sie nun erst recht neugierig geworden war. Jess gab brummend nach und setzte mit einem beiläufigen Lächeln zu einer Erklärung an.
    «Es soll den Kelch eine Blüte darstellen. Wahrscheinlich ist dir diese Blume schon aufgefallen. Die Flamme von Jamaika. Sie blüht das ganze Jahr über auf dieser Insel und stellt für uns mit ihrer rotgoldenen Farbe ein Symbol für unseren Freiheitskampf gegen die Weißen dar. Jeder, der zum inneren Kreis der Rebellen gehört, trägt sie zum Zeichen der Zugehörigkeit und Loyalität.»
    Natürlich kannte sie diese Blüten. Es waren ihre Hochzeitsblumen, dachte sie, sagte es aber nicht. Was für ein merkwürdiger Zufall! «Ist es nicht gefährlich, ein solches Zeichen zu tragen? Ich meine, was ist, wenn du in die Hände von Soldaten

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