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Flamme von Jamaika

Flamme von Jamaika

Titel: Flamme von Jamaika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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taten, schnatterten sie fröhlich über ihre Schwangerschaften und amüsierten sich über die Lüsternheit ihrer Männer.
    «Wenn es mir zu viel wird», wusste Lady Butterfield mit hochrotem Kopf zu berichten, «rate ich ihm, eins unserer Dienstmädchen zu besteigen. Immer noch besser, als wenn er es in seiner Not mit einer Ziege treibt.»
    Amüsiertes Gekicher machte die Runde. Bekanntermaßen verfügte Lady Butterfield über einen deftigen Humor, den sie jedoch nur durchblicken ließ, wenn ihr Mann nicht anwesend war. Er war ein studierter Advokat, der sie – wie man munkelte – aus irgendeiner Hafenkneipe in London geholt hatte, wo sie die Gäste angeblich nicht nur mit ihrem Gesang erfreut hatte. Beim Anblick der stummen Gastgeberin wechselten die Damen schließlich das Thema.
    «Ist es nicht fürchterlich, was gerade um uns herum geschieht?», fragte Lady Albright mit pikierter Miene. «Walter erzählte mir, dass die Übergriffe der Rebellen auf die Besitzungen der Weißen immer ausschweifender werden. Letzte Woche erst wurde eine Plantage in St. James überfallen. Ein Aufseher wurde getötet und der Verwalter schwer verletzt. Außerdem hat man das Haupthaus angezündet. Die Sklaven haben derweil nur dumm rumgestanden, anstatt bei den Löscharbeiten zu helfen.»
    «Ich halte alle Neger für geistig zurückgeblieben», fügte Lady Montague hinzu. «Ernest ist im Übrigen der Meinung, dass hinter den Angriffen unmöglich afrikanische Sklaven stecken können. Er sagt, die Rädelsführer müssen Mischlinge sein. Im Gegensatz zu ihnen verhalten sich die rein schwarzen Sklaven wie willenlose Marionetten. Die tun nichts, was man ihnen nicht vorher gesagt hat. Und selbst dann verstehen sie manchmal nicht, was man von ihnen will.»
    Plötzlich war es still, und alle schauten auf Lena, der nichts anderes übrig blieb, als die Mundwinkel zu heben.
    «Oh. Tut mir leid, meine Liebe», beeilte sich Lady Montague hinzuzufügen. «Ich wollte natürlich nicht Ihren bedauernswerten Zustand verurteilen. Es ist schließlich etwas völlig anderes, ob man etwas will und nicht kann oder ob man etwas kann und nicht will.»
    «Genau!», eilte Lady Butterfield ihrer Nachbarin zu Hilfe. «Ganz gleich, wie schlimm es um Lady Blake steht, sie ist und bleibt eine von uns! Ganz anders verhält es sich mit den afrikanischen Sklaven und ihren Nachkommen. Man kann ihren Intellekt nicht mit dem eines Weißen vergleichen. Alles an ihnen erinnert an Affen im Tierpark. Allister meint, dass ihre Vorfahren vielleicht eine Mischung aus Affen und Menschen seien, sonst könnten sie unmöglich so viel von beidem in sich vereinen.»
    Sie lachte schrill, und Lena hätte ihr am liebsten die Teetasse aus der Hand geschlagen, deren Henkel sie mit abgespreiztem Finger hielt.
    Leider blieb ihr durch die Starre nichts anderes übrig, als die darauffolgende Diskussion der Damen über die Dummheit ihrer Sklaven und deren tierische Eigenschaften ohne Protest über sich ergehen lassen zu müssen. Währenddessen dachte sie schmerzhaft an Jess, der ihr gezeigt hatte, dass die Mutmaßungen der anwesenden Gäste nichts weiter als üble Hirngespinste einer äußerst dekadenten Gesellschaft waren.
    Plötzlich erschien Jeremia in der Tür und bat die anwesenden Damen, ihm im Auftrag seines Masters nach draußen zu folgen. Vor dem Dinner hatte Edward eine besondere Attraktion angekündigt, sich aber mit Einzelheiten zurückgehalten. Jeremia führte die Damen in den Hof, wobei Estrelle Lena bis zu den ersten Lagerhallen geleitete. Dort warteten ihre Männer bereits in der tief stehenden Sonne vor einer rechteckigen, provisorischen Absperrung aus hölzernen Viehgattern. Es war ein Boxring, wie Lena und die restlichen Damen wenig später von Edward erfuhren. Zur krönenden Unterhaltung des Tages sollte ihnen dort ein besonders Schauspiel dargeboten werden.
    Trevor Hanson hatte bereits für den Aufmarsch einer Reihe von ausgewählten Sklaven gesorgt. Etwa fünfzig von ihnen wurden von ihm und seinen Männern mit Hilfe von Gewehren und Macheten in Schach gehalten. Die Gesichter der halbnackten Männer waren resigniert.
    Lena, die nur ahnen konnte, was nun folgen sollte, hätte am liebsten wieder kehrtgemacht. Aber Edward sorgte dafür, dass sie einen Ehrenplatz auf einer der vordersten Bänke bekam, die extra für diese Darbietung in der Nähe des provisorischen Rings aufgestellt worden waren.
    Die weiblichen Gäste hatten gegen die abendliche Kühle ihre Capes und Jäckchen

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