Flamme von Jamaika
übergezogen und tranken Sangaree, eine Mischung aus Fruchtsaft und Rum, die Jeremia ihnen auf Anweisung von Edward in geschliffenen Bowlegläsern kredenzte. Die Männer standen Zigarre oder Pfeife rauchend in der Nähe des eingezäunten Schauplatzes und unterhielten sich angeregt.
Auf Trevors Pfiff marschierten zwei muskelbepackte, tiefschwarze Sklaven in die Mitte des Rings. Ihre Leiber waren gedrungen und glänzten vor Öl. Beide waren nur mit einem notdürftigen Lendenschurz bekleidet. Trevor kündigte ihre Herkunft an. Der Herausforderer stammte von Redfield Hall und sein Gegner von Prestwick Hall, jener Plantage, die den Montagues gehörte. Offenbar hatte Sir Montague einen seiner stärksten Sklaven mitgebracht, um ihn gegen einen von Edwards Männern kämpfen zu lassen. Es war das dekadente Pendant der Oberschicht für Hunde- und Hahnenkämpfe, die sich in unteren Gesellschaftsschichten einer zunehmenden Beliebtheit erfreuten. Aber im Gegensatz zu den Tieren, die sich von Natur aus aggressiv gegenüberstanden, bedurfte es bei den Menschen eines Anreizes, um siegen zu wollen.
«Derjenige, der verliert, wechselt zur Strafe den Besitzer und wird zukünftig auf der Plantage des anderen arbeiten», verkündete Trevor mit einem breiten Grinsen.
Beide Sklaven wussten anscheinend, was von ihnen erwartet wurde, und nahmen eine kämpferische Haltung ein. Lena ahnte, dass man sie ausgesucht hatte, weil sie Familien hatten. Die Männer würden um den Erhalt ihrer familiären Bande kämpfen, die unweigerlich zerstört wurden, wenn sie ohne Frauen und Kinder die Plantage wechseln mussten.
Was folgte, war ein äußerst blutiger Boxkampf, und mehr als einmal kniff Lena instinktiv die Lider zu. Sie war froh, dass ihr wenigstens diese Fähigkeit nicht abhandengekommen war. Edward und seine Gäste überboten sich mit Wetten, welcher von den Männern zuerst zu Boden gehen würde. Die beiden Sklaven droschen erbarmungslos aufeinander ein. Blut spritzte, und ausgeschlagene Zähne fielen in den Staub. Erst als der Sklave der Montagues ächzend in die Knie ging und von Edwards Sklaven einen letzten, beinah vernichtenden Schlag in die Magengrube erhielt, der ihn reglos zu Boden schickte, war das grausame Schauspiel beendet.
Edward jubelte in Erwartung seines dreifachen Wetteinsatzes und befahl Trevor gut gelaunt, nun zum zweiten Akt des Abends überzugehen. Lena spürte, wie Übelkeit in ihr aufstieg, als Trevor die Auspeitschung eines ungehorsamen Sklaven verkündete, der zur Abschreckung aller seiner gerechten Strafe öffentlich zugeführt werden sollte.
Der junge Mann, ein muskulöser Mulatte, wurde vollkommen nackt von Trevor unter dem anerkennenden Kichern der Damen in Ketten herbeigeführt. Dabei hielt er den Blick gesenkt. Trotzdem konnte Lena das Feuer des Widerstandes in seinen Augen erblicken, als er an ihr vorbeigeführt wurde. Zu ihrer Überraschung ließ er sich, ohne aufzubegehren, an einen Pflock binden. Danach verkündete Trevor mit selbstgefälliger Stimme dessen Vergehen.
«Er hat sich mehrfacher Fluchtversuche schuldig gemacht, konnte aber von meinen wachsamen Gehilfen jedes Mal wieder eingefangen werden. Und da er allem Anschein nach nicht belehrbar ist, verlangt es nach einer Strafe, die ihn ein für alle Mal von seiner Widerspenstigkeit kuriert.»
Edward nickte Trevor kurz zu.
«Dreißig Hiebe mit der Peitsche müssten ausreichen, um ihm zu zeigen, wer sein Herr ist.»
Als Trevor mit einem gehässigen Grinsen eine mehrschwänzige Bullenpeitsche durch die Hand gleiten ließ, ging ein Raunen durch die Menge. Die Blicke der anwesenden Sklaven waren ängstlich bis hasserfüllt. Lena hätte aufspringen und laut schreien mögen, doch ihr blieb nichts weiter übrig, als in ihrem gelähmten Zustand zu verharren. Hilflos musste sie mit ansehen, wie sich Trevors Peitsche mit einem lauten Knall tief in das feste Fleisch des jungen Sklaven grub. Die Haut platzte an mehreren Stellen auf, und sogleich lief das Blut in Strömen über Rücken und Hintern. Von seinen Füßen aus sickerte es in den trockenen Lehmboden. Doch mehr als ein leises Aufstöhnen war dem Mann nicht zu entlocken.
Trevor, durch so viel Widerspenstigkeit herausgefordert, schlug beim nächsten Mal um einiges härter zu. Lena sah, wie sich der gequälte Sklave bei jedem Schlag so fest auf die Lippen biss, dass auch dort wenig später Blut zu sehen war. Erst als er ohnmächtig zu Boden sank, erklärte Edward das grausame Schauspiel für
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